Sonntag, 31. August 2014

Sommerferien mit Mama-Schach

Ferien, Kinder, es sind Ferien, juhuuu!!! Also eigentlich jubelte nur einer: Mario. Sechs Wochen schulfrei sind gefühlt wie „nie wieder Schule“, sowohl bei Kindern wie auch Eltern, würde ich mal sagen, wobei die Gefühlslandschaft bei beiden doch sehr unterschiedlich aussieht. Timmy war von den Kindergartenferien nicht besonders angetan und fragte eine Stunde nach Ferienbeginn, wann er ENDLICH wieder hindürfe. Sein Erzieher hingegen strahlte und verkündete, dass er sich nicht sicher sei, ob er alle drei meiner Kinder überleben würde.
Das Begeisterungslevel meines Ältesten, Mario, sank noch mal um ein paar Frostgrade, als er feststellte, dass wir Hinterhältlinge es ihm nicht gönnten, sich sechs komplette Wochen – wichtig: allein ohne uns - bei Oma und Opa einzunisten, sondern er die ersten zehn Tage bei uns Schnarchsäcken bleiben musste. „Das sind doch keine Ferien! Das ist ja ätzend! Wo ist das Ladegerät von meinem Nintendo? Hast du das schon wieder versteckt?“, maulte er. Na, danke schön! Aber wir müssen auch an die Nerven der Großeltern denken, die sich zwar sehr freuen, aber auch von „einer Ganztagesbeschäftigung für zwei“ reden und eine gewisse Verwahrlosung ihrer Gemächer beklagen, da sich keiner mehr darum kümmern könne…. Irgendwie hat Mario die furchtbare Zeit mit dem wenigen, total überlasteten Personal zu Hause auch rumgekriegt und ist glücklich abgedampft. Ich bin schon gespannt, ob und vor allem wie wir ihn wieder zurückholen können. Timmy weigert sich merkwürdigerweise strikt, auch zu Oma und Opa zu fahren. Er genießt es, Felicitas allein ärgern zu können. Von 7 Uhr früh bis 22 Uhr abends. Nicht schlecht, was?
Es sei allen gegönnt. Ich spiele derweil Mama-Schach. Das heißt, sobald ich irgendwo hinwill/muss, wo ich möglichst wenig Kinder dabei haben sollte, heißt es spätestens 24 Stunden vorher: Wer muss wann in welchem Zustand wohin, wo ist mein Mann zu diesem Zeitpunkt. Bei Felicitas gibt es wenig Optionen: Sie ist absolut betreuungsunwillig, außer bei Papa und Oma. Wenn das nicht geht, muss ich sie mitnehmen. Sie ist mittlerweile sehr kreativ, was akrobatische Stellungen oberhalb des Buggys betrifft, außerdem extrem begabt, sich aus den Anschnallgurten, die mit GUTEM GRUND immer dran sind, innerhalb von 30 Sekunden herauszuwinden, mag aber sehr gern von Mama getragen werden. Außerdem schätzt sie unkonventionelles Benehmen sehr. Alles in allem: ein Riesenspaß – für eine Person. Meine Rolle: tragen, fluchen, schwitzen!
Bei Timmy ist das mit der Fremdbetreuung schon etwas anderes: „Jubel! Juhu! Ich darf zu….“ Ja, zu wem? Welche meiner Freundinnen darf ich auch weiterhin eine solche nennen, wenn sie meinen Sohn an der Backe hat? Zum Glück habe ich da (noch) ein paar! Schnell ans Telefon!
Doch was für ein Frust, wenn alles trotz minutiöser Vorbereitung schiefgeht, ein Mikadostäbchen sich verschiebt….ja genau, klirr, krach. Zum Beispiel: Mein Mann und ich hatten einen Termin. Der Plan: Termin um 18 Uhr. Ich fahre um 17.15 mit Felicitas mit der U-Bahn los, die Jungs gehen zu einer Nachbarin. Um 13 Uhr ruft mich mein Mann an: Termin wurde vorlegt auf 17.00. Was jetzt? (Notiz am Rande: Wieso macht mein Mann sowas mit???) Ich müsste also um 16.15 losfahren. Meine Nachbarin ist noch nicht da. Ich klingle mich durch die Liste potentieller Kinderbetreuerinnen durch. Keine da. Wat nu? Gut, kleine Planänderung, ich fahre dann mit dem Auto, weil es schon so spät ist, und nehme alle drei Kinder mit. Ich halte eine Ansprache bezüglich Wohlverhaltens. Die Kinder nicken ernst und steigen ins Auto ein („Einsteigen“ klingt so leicht, ist aber ein Prozess, für den wir mindestens 10 Minuten einplanen müssen. Felicitas hineinheben, Diskussion unter den Jungs, wer wo sitzt, piffpaffheul, anschnallen, Auto aus der Garage fahren, herumfluchen etc.). Leider funktioniert das Kabel des Navis überhaupt nicht, mit dem hatte ich allerdings fest gerechnet, denn ich habe nur eine ungefähre Vorstellung, wo wir hinmüssen. Solche grauenhaften Antiquitäten wie Stadtpläne hat mein Mann längst aus dem Auto entfernt! Ich fluche wie verrückt. Mario muss mit dem Kabel herumhantieren, kommt aber auch nicht weiter. Ich versuche an allen (vielen!) roten Ampeln, den Navi einzuschalten, erwürge mich fast mit dem Kabel. Die Kinder sind immerhin total eingeschüchtert wegen meines Rumpelstilzchen-Getues (Merke: Auf keinen Fall damit aufhören, vielleicht bleiben sie dann weiter so ruhig!). Dann muss Mario Papa mit meinem Handy anrufen zwecks Ferndiagnose. Ich erwarte schon Hohn und Spott wegen meiner technischen Fehlbegabung und Du-musst-ja-nur-den-Nippel-durch-die-Lasche-ziehen, aber Papa sagt tatsächlich kurz und knapp: „Das Kabel muss kaputt sein!“ Yeah, aber es wäre eigentlich besser gewesen, wenn ich nur zu blöd gewesen wäre. Nun gut, egal, ich verlasse mich mal auf mein GENIALES Gedächtnis (haha, nicht umsonst habe ich einen Riesenkalender, in dem alle Termine drinstehen MÜSSEN, weil sie sonst in MAMAS WELT nicht existieren). Kurze Zeit darauf zerplatzen meine Gedächtniskünstlerträume: Der Stau, in den ich hineingerate, ist dermaßen immens, dass ich niemals pünktlich da sein kann, selbst wenn ich die Straße finden würde (haha). Kacke, ich habe eh keine Lust mehr, wir fahren heim! Ich fahre an der nächsten Abzweigung raus. Äh, wo sind wir hier eigentlich? Also nicht, dass ich mich nicht auskennen würde, aber genau? Jetzt ist es auch schon wurscht, gurken wir halt im Feierabendverkehr in der Stadt herum, wir haben ja jetzt keine Eile mehr. Alle außer mir sind ruhig und friedlich.
Kaum klappt die Autotür zu Hause allerdings zu: „Wir waren brav, also musst Du uns Schokolade kaufen!“, erschallt es unisono aus drei Kehlen. Ich bin fix und fertig, finde aber auch, dass sie sich (im Gegensatz zu mir) sehr gut benommen haben. Also rasen wir kurz nach Feierabend noch in den Supermarkt, einigen uns rasch auf eine Tafel Schokolade, die dann durch drei geteilt wird. Timmy weiß, dass 18 durch 3 genau 6 Stück ergibt. Man muss eben nur die richtigen Lernanreize setzen!!! Darüber kann ich noch weiter philosophieren, während wir eine Viertelstunde an der Kasse stehen. Stehen heißt, dass ich Felicitas trage, die sonst das ganze Quengelwarenprogramm in Kinderhöhe an der Kasse umbaut und/oder ableckt (sehr nett, danke dafür noch mal). An dieser Stelle eine kurze Mitmachübung für alle: mal einen ca. 13-14 Kilo schweren Gegenstand suchen und 15 Minuten lang halten. Wenn Ihr da fit seid, könnt Ihr bei mir den Felicitas-Multiflex bestellen, der eine zusätzliche Strampel- und Rotierfunktion hat. Viel Spaß beim Üben!