Dienstag, 31. März 2015

Was bleibt uns noch übrig?

Also, vor langer, langer Zeit sind wir ja mit idealistischen Grundsätzen angetreten. Wir behandeln unsere Kinder freundlich und liebevoll, erklären ihnen unsere sinnvollen Familien-Regeln, die wir konsequent beachten (denn auch wir haben gelesen, und Konsequenz ist das A und O!). Und schon läuft der Film! Wäre doch gelacht!
Jeder, der Kinder hat, weiß: Nun ja. Netter Versuch. Was davon übrig bleibt: Ja, man muss konsequent sein. Da sind sich alle einig – Eltern, ErzieherInnen, LehrerInnen etc. Schließlich sind wir alle gereifte Erwachsene, die aufgrund ihrer Lebensweisheit ihre Kinder sanft, aber bestimmt in die richtige Richtung lenken. Und es klingt doch echt gut, oder nicht?
Aber nun sind wir mal ein bisschen ehrlich. „Konsequent sein“ bedeutet in den Augen der Kinder nichts anderes als: Sie haben durch schlimme Erfahrungen GELERNT, dass Mama, wenn sie wieder mal austickert, ein absolut hinterhältiger gemeiner Ober-Fiesling sein kann – nein, sein WIRD, der seine unausgegorenen und völlig krausen Ziele wie „wir schreiben unsere Hefteinträge in einer Form, dass es NICHT aussieht, als sei ein bizarres Insekt durch den Ur-Schlamm gerobbt“ oder „Wer im Supermarkt mit Äpfel herumschmeißt, kriegt Probleme, und zwar mit mir“, mit zähester Bulldoggen-Zielstrebigkeit verfolgt und sich auch nicht von dem 501. Versuch, dem zu entkommen, davon abbringen lässt! Ich würde mal sagen, so wird man, der man sich eigentlich als freundlichen Zeitgenossen auffasst, nicht wirklich gern gesehen, aber das ist halt der Job. Und dringend notwendig, sonst ist man dem absoluten Wahnsinn geweiht.
Allerdings muss man auch warnen: Die Drohungen, die man so ausstößt, sollte man auch durchziehen können, sonst nimmt einem keiner den bösen Polizisten mehr ab! Stichwort „böse Falle Selbstbestrafung“: In einem undisziplinierten Moment drohte ich Mario, ihm den Urlaub bei Oma und Opa zu streichen, wenn er… ich weiß es nicht mehr. Aber ich erinnere mich sehr wohl, wie ich Blut und Wasser geschwitzt habe: Was ist wenn? Wie konnte ich nur??? Ich werde Omas und Opas Zorn auf mich ziehen, drei Kinder gleichzeitig für WOCHEN ununterbrochen an der Backe haben, was ist nur in mich gefahren??? Hoffentlich war die Drohung schlimm genug!!! Zum Glück: Sie war es. Ich war nicht in der Klemme, meine Entscheidung revidieren zu müssen. Das war lehrreich. Also, für mich. Mein Sohn, dem bereits bekannt ist, dass ich eine konsequente Erziehungsberechtigte/obergemeine Fiesmama sein kann, hat daraus keine weitere Weisheit gezogen.
Geht das nicht ein wenig kollegialer? Freundlicher? Selbstverständlich! Nur man muss manchmal den Claim abstecken. Es geht nicht anders, ich kann nicht bei jedem Einkauf im Supermarkt vor der Alternative stehen, ich lege 20 Euro für Schnickschnack hin oder drei Kinder legen sich lang.
Und dann ist auch alles gut. Also, für uns selber gut. Die Kinder sind noch immer unvorstellbar laut, kabbeln sich wegen Kleinigkeiten, sind mal müde, mal schlecht gelaunt, widerborstig, also in den Augen mancher garstige Gören, aber die, die dann herummeckern, sollen es mal besser machen.

Nächster Erziehungsklassiker. Stichwort Zuckerbrot & Peitsche: Selbst wenn man – wie ich – praktisch nie fernsieht, liebe ich den Fernseher doch irgendwie. Ich habe meinen Ältesten eineinhalb Jahre mit allen Mittel bearbeitet, um ihn schulisch wirklich gut zu motivieren. Vorlesen. Selber Geschichten erzählen und auch aufschreiben. Besuche in der Stadtbibliothek. In meinen Augen sehr lustige Bücher ausleihen (Mario: „Da steht Lesespaß drauf. Wieso? Ich habe keinen Lesespaß!“) Basteln. Malen. Ja, die Kinder lieben es! Aber was hat das mit Schule zu tun? In den Augen meines Ältesten – nichts! Nach so langen fruchtlosen Versuchen akzeptierte ich schließlich, dass wir so nicht weiterkommen. Zeitgleich fing bei dem pädagogisch ambitionierten Sender „Super RTL“ eine Staffel „Bugs Bunny“ an. Die Koppelung von „Bugs Bunny“ an schulisches Wohlverhalten war eine meiner pädagogischen Glanzleistungen und katapultierte meinen Ältesten ganz nach vorn! Auch die anderen Kinder erfüllte nunmehr allergrößte Sorge, den Ansprüchen des artigen Bugs-Bunny-Sehers nicht zu genügen! Da hätte ich mir dieses ganze Motivations-Bohei ja schenken können. Mei, warum nicht gleich so? Dann ist doch alles gut, oder? Was steht dem Projekt „Durch Bugs Bunny zum Nobelpreis“ noch entgegen? Leider, wie bei allen supertollen Erziehungtipps, unsere Kinder. Denn Bugs Bunny elektrisiert sie derart, dass sie über Stunden nicht mehr zu beruhigen sind und die ohnehin schon unerträglich späte Schlafenszeit sich noch weiter verschiebt. Also, jeden Tag Bugs Bunny, das halte ich einfach nicht aus. Daher halte ich mich schlicht an die GOLDENE und EWIGGÜLTIGE und PERFEKTE Erziehungsregel: Wir wurschteln uns halt weiter irgendwie durch.

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