Freitag, 28. Februar 2014

Fasching oder: Ja, ist denn heute schon Weihnachten?


Als ob das normale Kleidungsmanagement nicht genug wäre, gibt es ja noch Fasching. In jeder Betreuungseinrichtung Spezialprogramm. Ich dachte, ich arbeite mal vor und suche die Spiderman-Kostüme der Jungs heraus – und Felicitas verkleidet sich als Felicitas, nehme ich mal an. Als ich Timmy vom Kindergarten abhole, geht es Felicitas auf, dass sie ihr Dreirad – wunschgemäß – im Keller gelassen hat, was sie jetzt aber gar nicht mehr gut findet. Also legt sie sich auf den Boden und dreht die Sirene voll auf. KREISCH! BRÜLL! SCHREI! Währenddessen erklärt mir Timmys Kiga-Tante unbeirrt, dass Timmy morgen als ROBIN HOOD verkleidet erscheinen soll, da das Motto hieße: „Ritterburg und Märchenschloss“ Na klar, ich zaubere ROBIN HOOD einfach her. Hallo, für mich heißt das Motto: „Spiderman besucht die Ritterburg.“ Nein, das ginge gar nicht, das passe ja so überhaupt nicht. Ob ich grünen Stoff hätte? Einen grünen Hut? Grüne Schreischreischrei. Leider verstehe ich kein Wort. Böse erwidere ich, es gäbe Spiderman, Cowboy oder Weihnachtsmann. Punkt. Oder eine grüne Schlafanzughose. Brüllbrüllbrüll. Felicitas zieht große Kreiselformationen auf dem Boden. Ihre Augen sind mittlerweile rot verquollene Schlitze, während Rotz aus ihrer Nase spritzt. Unbeeindruckt geht es weiter: Ja und Lederstiefel wären auch gut. Tja, es wäre auch gut, wenn ich eine Spezial-Kinderkostümiererin zu Hause hätte, oder eine Kinderankleidefrau oder eine Putzfrau, wie schön wäre das denn! Grummel! Wiedersehen! Ich nehme mein Brüllpaket und Herrn Timmy. Dieser zieht sich freundlicherweise selbst an und bringt mir einen Zettel, auf den seine Erzieherin „ROBIN HOOD. DRACHE. RITTER. TILL EULENSPIEGEL“ geschrieben hatte. Super! Auf meinem inneren Zettel steht übrigens „PUTZFRAU. LOTTOGEWINN. WELTREISE OHNE KINDER“. Himmelsakradi, das Mädel hört ja überhaupt nicht auf zu brüllen. Ich nehme sie auf den einen Arm und schiebe mit dem anderen den Kinderwagen. Das will sie aber auch nicht, sondern in Skydiverstellung schwebend über dem Wagen gehalten werden, während sie sich an der Stange festhält. Ich mache mich zum Affen. Mario kommt mir schon vom Hort entgegen und ruft mir freudig zu, dass er morgen verkleidet erscheinen dürfe. Ja, super! Das ist ja eine tolle Nachricht!
Wir gehen erst mal alle zusammen in den Keller, um LEDERSTIEFEL zu holen. Ich reiche Timmy Marios südamerikanische Cowboystiefel. Felicitas wünscht auch Cowboystiefel und pfeffert die roten Hausschuhe, die ich ihr gebe, wütend in die Ecke. Zum Glück finde ich ein Paar Halbschuhe in Cowboystiefelfarbe, das taugt. Puhh. Wir gehen nach oben.
Also ICH wünsche jetzt etwas finnischen Hardrock zu hören, irgendwie ist mir danach, weiß auch nicht warum. Das geht ungefähr zwei Minuten lang gut, dann bekomme ich das Ipad abgenommen und es ertönt der Gummibär-Song. Na spitze. Immerhin kann ich in Ruhe kochen.
Beim Essen rückt Mario raus mit der Sprache. „Ich will das Weihnachtsmannkostüm.“ Ist recht. Timmy heult, weil sich ein Gemüsestäbchen unter seine Fischstäbchen gemischt hat. Dann heult Timmy, weil er nicht genauso viele Fischstäbchen hat wie Mario. Dann heult Timmy … keine Ahnung warum. „Ich will das Weihnachtsmannkostüm“, leiert es aus dem Hintergrund. „Ich will das Weihnachtsmannkostüm.“ Ungefähr zwanzig Wiederholungen.
Wo ist der verfluchte Weihnachtsmann? Könnt Ihr Euch vorstellen, WIE froh ich war, als der Weihnachtmann Ende Dezember endlich die Heimreise angetreten hat? Und jetzt kommt er schon wieder?
Also, wir marschieren noch mal in den Keller. Kein Weihnachtsmannkostüm, dafür jede Menge Sommersachen. Aber immerhin dämmert es mir, wo ich es euphorisch-beschwingt hingeräumt hatte. In den Kleiderschrank ganz weit hinter die Bettlaken.
Kaum gewahrt Timmy Mario im Weihnachtsmannkostüm, will er natürlich von der blöden Flitzpiepe Robin Hood nichts mehr wissen. Ok, zweites Weihnachtsmannkostüm her. Aber bittschön mit Gürtel. Nun sieht Mario Timmy mit Plastikgürtel mit GOLDENER Schnalle, also wünscht Mario auch so einen Gürtel. Hab ich aber keinen. Als Älterer belatschert er Timmy so lange, bis er den Gürtel rausrückt. Timmy ist trotzdem beleidigt und zerlegt böse Marios Lego-Weltraumsatelliten in sämtliche Einzelteile (äh, wo sind die jetzt eigentlich?), und Felicitas kreischt: „Faja, faja!“ (Gürtel, Gürtel). Ich gebe ihr ein langes Stoffdings, mit dem sie sich hoffentlich nicht selbst erwürgen kann. Timmy will das jetzt natürlich auch noch. Bitteschön! Mein Mann will von mir wissen, warum ich den Kindern so einen Quatsch gebe. Weiß ich auch nicht. Weil sie mich nerven??? Eventuell??? Warum habe ich nur solche Kopfschmerzen? Und warum liegt jetzt in meinem Bett ein komplett angezogener Weihnachtsmann und pennt?
Am nächsten Tag… also, Mario wünscht noch einen Weihnachtsmann-Schlitten und Rentiere, die aber wirklich fliegen können sollen. Die gehen wir heute Nachmittag im Supermarkt kaufen.
Tja, und als was geht Timmy nun in den Kindergarten?
Dreimal dürft ihr raten!!!!
SPIDERMAN!