Eine “erstaunliche” Studie (http://www.sueddeutsche.de/leben/erstaunliche-studie-mensch-mama-1.2692522)
fand heraus, dass das Ergebnis der Eltern-Kind-Beziehung nicht nur das stets
artige und wohlerzogene Kind ist (von meinen Söhnen “Kinderroboter” genannt,
den sie mir hin und wieder für ein paar Minuten vorbeischicken, wenn’s zu arg
wird), sondern dass Kinder auch ihre Eltern beeinflussen – GREAT SURPRISE!
Also, meine Lieben, wie sieht’s aus? Welche wunderbaren,
tief in Euch verborgenen Eigenschaften lernt Ihr als Eltern ENDLICH an Euch
kennen?
Zum Beispiel die hysterische Meckerziege, die ausflippt,
wenn sich Sohn 1 drei Minuten vor Abmarsch beim Herumkaspern das Müsli über die
komplette Montur gießt, von der komplett eingesauten Küche mal ganz zu
schweigen. Also, da hat man doch schon mal was erreicht auf dem Weg zum
ausgeglichenen Selbst, wenn man sich zeternd in einem Haferflockeninferno
wiederfindet. Selbstfindungstechnisch hochinteressant: Bin das wirklich ICH?
ICH? Oder ist das eine Mama-Klon-Kriegerin? Woher soll ich das wissen? Hat
übrigens jemand den Turnbeutel mit dem einen Schuh gesehen? Und kann mal jemand
nachforschen, wo der zweite ist? Könnt Ihr nicht mal auf Eure Sachen
aufpassen!!! Verdammt noch mal!
Zum Glück kommt uns hier ein weiterer essenzieller Teil der
gelungenen Kindererziehung entgegen: die Abstumpfung. Egal was Du tust –
irgendwann wird JEDES KIND sein kreatives Talent entdecken und die eben
gestrichene Wand mit Wachsmalkreiden dekorieren. Es gibt da auch keine Möglichkeit – ich
wiederhole KEINE -, dies zu verhindern. Wenn man das weiß, gelingt es einem,
auch irgendwie cool zu bleiben (Um weitere Deko-Versuche zu verhindern, bitte
trotzdem so tun, als hättet Ihr gerade einen Nervenzusammenbruch.) Es gibt dann übrigens u.a. noch die Klippen
„abgerollte Klorolle“, Shampooflascheninferno“, „sinnlose Zerstörung“ und „das
unauffindbare Versteck von Mamas/Papas Uhr/Geldbeutel/Autoschlüssel o.ä. in einem Paralleluniversum“.
Liest man bei Kind 1 noch begeistert Brei-Kochbücher, ist
man bei Kind 3 froh, dass dieses Brei kategorisch ablehnt und sich
ausschließlich von (fertig gekauften und styroporartig schmeckenden)
Hirsebällchen und Apfelschnitzen ernähren will. Das ist übrigens zu dem Kind
geworden, das praktisch ALLES isst, von fies riechendem Blauschimmelkäse über
Oliven bis hin zu weißen Bohnen.
Oder die Gebetsmühle. Also, ich sage einfach alles 1000 Mal.
Ich wiederhole: ALLES. Es gibt Fälle, da nützt es was, in anderen ist es
vergeblich. Ich habe meinem ältesten Sohn von Geburt an acht Jahre lang fast
täglich erklärt, vor unserem Haus wachse eine BIRKE!!! Als das Thema im Heimat-
und Sachkundeunterricht drankam, Überraschung: keinen Plan, wie das
weißumschalte Gewächs hier heißt. Ja Himmelbimbam! Anscheinend bin ich hier so
eine Art seltsames Hintergrund-Rauschen, dessen Sprache keiner versteht. Aber
selbstverständlich werde ich freundlich, aber bestimmt daran erinnert, dass ich
vor drei Jahren, als er fünf war und noch im Kindergarten war, gesagt hätte, er
dürfe mit acht Jahren usw. usf. ... Außerdem hätte ich noch ausstehende
Taschengeld-Schulden von vor den Ferien in Höhe von exakt 2,50 Euro, wann ich
die denn zu zahlen gedenke? Übrigens idealerweise sofort! Ahaaha, wieso bekommt
der blöde Timmy einen Bonus für Hausaufgaben in der 1. Klasse, bei mir vor zwei
Jahren gab es das noch nicht! Du schuldest mir 267,50 Euro!
Eine sehr schöne Variante der Gebetsmühle ist das krankhafte
Absondern von Elternsprüchen, mit denen uns schon unsere Eltern ihre absolute
Uncoolheit bewiesen haben: Hier die allerschönsten für Euch:
- Solange Du die Füße unter meinen Tisch streckst,
bestimme immer noch ich.
- Die Kinder in Afrika wären froh, wenn sie so
schönen Haferschleim bekämen.
- Wir meinen es nur gut mit Dir (und daher hast Du
jetzt bis zu Deinem 12. Geburtstag Fernsehverbot o.ä.)
- Zu meiner Zeit gab es das noch nicht!
- Du kannst froh sein, dass Du überhaupt Eltern
hast! Sogar wenn sie so blöd sind wie wir!
Und was gibt es noch? Treten wir anfangs mit leuchtend
strahlendem Baby noch voller Idealismus an, dass wir es so viel BESSER und
COOLER machen als alle anderen … tja, bereits nach wenigen Monaten durchwachter
Nächte, vollgekotzter Bettwäsche, fiebrigen Erkältungen von furchtbaren
Durchfallerkrankungen, aparten Neuentdeckungen auf dem spannenden Gebiet der
Medizin wie Mundfäule, Hand-Mund-Fußkrankheit etc., usw. stellt sich der Tacho ein auf:
DURCHKOMMEN IST ALLES! WIE HALTEN DIE ANDEREN DAS BLOSS AUS? Bis der liebe
Nachwuchs das nächste Mal für ca. 14,5 Minuten am Stück schläft, sind es noch
mindestens acht Stunden, meine Augenringe kann ich mir mit dem Knie hochwerfen
– was zur Hölle soll ich jetzt machen???
ABER: Das ist uns ja sowas von wurscht! Sind Kinder nicht
einfach entzückend? (Frage: Woher kommen
eigentlich die ganzen blöden Erwachsenen, die wir nicht leiden können? Waren
die nicht auch mal entzückende Kinder?). Zeit für die Generalrevision der
blöden Elternsprüche? Nein, die nehmen die Kinder sowieso nicht ernst. Ach ja,
einen hab ich noch: „Uns hat’s auch nicht geschadet!“