Timmy hat zur Zeit eine relativ nervtötende Angewohnheit aus dem Kiga
mitgebracht (von uns hat er das jedenfalls nicht!): er hat gelernt,
ständig zu rülpsen. In Salven oder mit Abstand, laut und leise, je nach
Wunsch. Also, man sagt was zu ihm: Timmy rülpst. Schwester benimmt sich
nicht devot genug: Timmy rülpst ihr direkt ins Gesicht. Bruder fällt über
ihn her: Timmy rülpst in Dino-Lautstärke. Herumnörgeln hat natürlich
null Effekt, so weit bin ich schon in meinem Erkenntnisprozess, pro
forma probiere ich es trotzdem – aber wie gesagt…. Ignorieren wäre jetzt
vermutlich der pädagogisch empfohlene Weg, aber ich finde das so eklig,
ich habe einfach keinen Bock, vier Wochen lang die
Heididei-hier-rülpst-ja-keiner-Tour zu fahren. „Timmy hast Du gewusst,
dass sich Kinder, die dauernd rülpsen, in Frösche verwandeln?“ (Wie
komme ich bloß auf diese Schwachsinnsidee? Keine Ahnung!) „Sie werden
ganz grün und bekommen glibbrige Beine und können nur noch hüpfen und
dann bringen sie ihre Eltern an den Teich. Da sind ganz viele Frösche, Timmy, hast Du die gesehen?“ Timmys Gesicht hat leicht die Farbe
gewechselt, was ich mit größter Genugtuung registriere. „Das sind alles
Kinder, die so viel gerülpst haben!“ (Leute, was soll ich machen?).
Interessant, interessant. Timmy ist ja nicht so leicht ins Bockshorn zu
jagen, aber das saß. Rülpsprojekt ist zumindest für 24 Stunden
unterbrochen. Nächster Tag: Rülps. Rülps. Rülps. Wir wissen ja jetzt:
Das sieht nicht gut aus für den armen Timmy! Ich schaue ihn mir mal an.
Sind da Saugnäpfe an Deinen Händen? Mensch, Deine Beine sind ja auch
schon ganz grün! Timmys Augen weiten sich ein klein wenig. Dann
Erleichterung: „Mama, ich glaube, das Grüne ist meine Hose.“ Mann, da
haben wir ja noch mal Glück gehabt. Wieder 24 Stunden gewonnen, schätze
ich…
Nächster Tag: Timmy rülpst. Ich erwähne das Wort Frosch. Timmy
hat plötzlich Tränen in den Augen und fragt: „Stimmt das echt? Ich muss
jetzt weinen.“ Oh Mann. Scheiße. Das ging ja voll in die Hose. Ich
fürchte, ich muss jetzt massiv downshiften (vielleicht nörgle ich in
Zukunft einfach wieder sinnlos herum). „Sind die Frösche im Teich alles
KINDER?“, fragt er mit tränennassen Augen. Seufz. Was ist nur in mich
gefahren? Das ging ja echt nach hinten los. „Und wenn ich dann ein
Frosch bin – was DANN? Kann ich dann NIE WIEDER zurück?“ Heul. „Äh… das
ist nur eine Geschichte, ich glaube, das stimmt gar nicht. Ganz bestimmt
nicht.“ Heul. Heul. Heul. Was habe ich getan? Ich dachte irgendwie, ich
aktiviere mal die Fantasie … aber doch nicht so arg! Wäre echt schön,
wenn er jetzt ein wenig rülpsen würde!
Meine Lieben, falls sich
jetzt auch Eure Augen mit mitfühlenden Tränen füllen: Ihr wisst doch
hoffentlich, wie die Geschichte weitergeht. Nächster Tag: Rülps. Rülps.
Rülps. Nur ein klein bisschen leiser. Für den Fall der Fälle, falls an
der Froschgeschichte doch was dran wäre. Quaaak!
Freitag, 19. Dezember 2014
Dienstag, 16. Dezember 2014
Vorweihnachtszeit
Also, jetzt noch ein verspäteter Einstieg in das Thema
„Vorweihnachtszeit“. Viele Memmen jammern ja herum, dass sie nicht in Stimmung
kommen, wenn Ende August schon die ersten Lebkuchen in den Regalen der bösen
Supermärkte liegen. Gut, wenn man es genau nimmt, ist man damit ein Drittel des
Jahres allein mit sich stetig steigernder Weihnachts-/Endjahrespanik
beschäftigt. Plus ein Monat Rekonvaleszenz danach. Für uns Erwachsene
vielleicht eine Vorstellung, bei der uns ein klein wenig die Gänsehaut über den
Rücken läuft. Bzw. aktuell freue ich mich schon sehr auf die Phase der
Rekonvaleszenz.
Mein Ältester hingegen – obwohl weiträumig von Lebkuchenregalen
abgeschottet – hat einen inneren Weihnachtsradar und beginnt zeitgleich mit der
geschmähten Regalbefüllung mit „Warten auf das Christkind“. Eigentlich
erfreulicherweise - obwohl das im septemberlichen Altweibersommer und
Badebekleidung für uns doch ein wenig gewöhnungsbedürftig ist -, denn er beginnt
sich sehr genau zu überlegen, was er sich zu Weihnachten wünscht, und einen
Wunschzettel zu verfassen. Das gibt doch erhebliche Planungssicherheit und für
uns Erwachsene sehr wenig Spielraum für das klassische Herumgejaule, dass
Weihnachten immer so plötzlich komme. Nicht, dass das uns daran hindern würde,
den gesamten Herbst mit sinnlosem Quatsch wie Arbeiten, Haushalt,
Kinderbetreuung etc. zu verbummeln, aber wir könnten uns ja auf die wirklich
wichtigen Dinge konzentrieren, wenn wir nicht so schludrig wären.
Die wirklich wichtigen Dinge im Leben … sind natürlich
GESCHENKE! Ach ja, erinnert Ihr Euch noch an die Zeit, als Ihr jeden Tag ein
Türchen im Adventskalender geöffnet hat und diese 24 Tage sooo langsam
vergingen? Also, dieses Problem habe ich nicht mehr!
Das ideale Geschenk für Kinder sieht in Mamas Augen im
Prinzip so aus: pädagogisch wertvoll, selbstreinigend, stets wiederauffindbar
(hat also die Größe eines Kleinwagens, der allerdings in eine kleine Schuhschachtel
passen sollte, um es auch irgendwo noch unterzubringen), geräuschlos,
beschäftigt die Kinder für mindestens drei Stunden, lässt sich nicht zu
Prügelinstrumenten oder Waffen umbauen.
Das ideale Geschenk in Kinderaugen: grellbunte Plastikteile,
die in alle Himmelsrichtungen verschmissen werden können, macht laute Quäk-,
Sirenen- oder Furzgeräusche, idealerweise mit Bildschirm und/oder Knöpfen, die
man zur Erzeugung eines hartnäckigen Tinnitus‘ bei Erwachsenen in monotoner
Abfolge drücken kann. Es besteht auch mindestens 500 entweder sauharten Teilen
– auf die man so schön drauftreten kann - oder haben eine schmierig-schleimige
Gummikonsistenz, die man überall zu hartnäckigen Krusten verbacken kann. Super!
Ich frage mich ernsthaft, warum Spielzeughersteller immer so begeistert auf
ihre Packungen drucken lassen: 540 Teile! 730 Teile! 900 Teile! Wenn ich DAS
sehe, kaufe ich den Traktor-Bausatz, der mir eigentlich ganz nett erschien,
dann lieber doch nicht. Ist ja schon ein Unterschied, ob sich meine alten
Knochen 100 oder 900 Mal pro Stunde bücken müssen (ach ja, muss man ja auch
noch mal drei nehmen).
Also, Leute, Ihr seht, wir haben hier ein Problem.
Schnittmengen zu bilden verlangt wirklich großes Engagement. Einmal dachte ich,
ich bin schlau, und bin auf die Marketingmasche diverser
Lernsoftware-Hersteller reingefallen, nach dem Motto „Lernen ist ja immer gut“.
Mein Ältester liebt Nintendo, den sein Opa ihm geschenkt hatte, und so dachte
ich, ich kaufe entsprechende Nintendo-LERNSPIELE. Habe recherchiert, im
Internet Kundenbewertungen gelesen, verglichen etc. pp. Riesenstress. Und IHR
GLAUBT DOCH NICHT IM ERNST, DASS DAS FUNKTIONIERT? Ich selbst fand sie dann so
fad, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass ein Mensch, der wie mein Sohn
in Millisekunden Knöpfe drücken kann, um irgendwelche Levels zu erreichen, mit
so einer lahmen Gurke was anfangen kann. Da liest er dann lieber ein Buch!
Im letzten Jahr hat Frau Superschlau dann bunte
Plastikschlitten (1 Teil! Abwischbar! Nicht zu verlieren!) beim Weihnachtsmann
bestellt. Sehr nett, aber leider hat es ja überhaupt nicht geschneit. Na, liebe
Kinder, dann wartet Ihr einfach noch ein Jahr!
Da hätten wir ja schon fast eine Schnittmenge gefunden, denn
mein Ältester, der das Thema Weihnachten wie gesagt sehr, sehr ernst nimmt,
erwägt derzeit tatsächlich, Weihnachten ausfallen zu lassen. Er ist sich
ziemlich sicher, nicht brav genug gewesen zu sein. Wenn ich den heutigen Besuch
beim Kinderarzt mal ganz nüchtern betrachte, wo ich dem Geräuschpegel nach mit
einem Käfig voller Affen auftauchte, nicht ganz unberechtigte Zweifel. Andererseits:
Was wäre Weihnachten ohne Kinder, die glückstrahlend ihre drei Millionen
Legosteine herumschmeißen? Oh Leute, ich freu mich schon so und hab auch noch
an den Weihnachtsmann geschrieben, dass er ganz bestimmt bei uns persönlich
vorbeischaut!
Sonntag, 7. Dezember 2014
Nikolaus
Wir machen Nikolaus immer so: Es gibt große rote Nikolaussocken, die an den Fenstergriffen aufgehängt werden. Abends war der Nikolaus allerdings bei anderen Nikoläusen beim Häkeln und (schwitz!) hätte derweil fast vergessen, bei meinen lieben Kindern, die auch nicht besonders brav waren, vorbeizuschauen. Aber der Nikolaus ist ja ein zuverlässiger „Mann“ und hat das doch noch geschafft! Leicht erschöpft sinkt er in die Laken. BRÜLL! Felicitas ist wach und verlangt nach Mama. Heul! Hust! Hust!
Nach einigen schönen, nur im Stundentakt unterbrochenen Schlummerstunden wache ich um 6.10 davon auf, wie eine hohe Stimme in mein Ohr fiept: „MAMA, Mama, der Nikolaus war da!“ (Great surprise!)
„Sehr schön …“ (grunz), „ich schlaf noch ein bisschen.“
„OKAY, MAMA!“, grölt es in mein Ohr. Tippel-tippel, weg, danke. Da Felicitas noch müde ist, kann ich tatsächlich noch ein wenig schlummern, da die Jungs jetzt soweit sind, dass sie samstags allein aufstehen und irgendwas machen. Was das genau ist, entzieht sich meiner Kenntnis, da sie entgegen ihrer sonstigen Praxis (Milchseen auf dem Tisch, Legoteile auf dem Boden, Unterhosendesaster im Schlafzimmer, Megadezibellautstärke) wenig Spuren ihrer Tätigkeiten hinterlassen – also vermute ich mal, sie beamen sich derweil in irgendein Raumschiff und nerven dort irgendwelche Außerirdischen, die daraufhin entsetzt kehrtmachen. Soll mir recht sein!
Aber heute ist das nicht so! Denn: Um 8.30 werde ich wieder wach. Sehr wach! Denn ich treffe auf zwei wache und ein schlafendes Kind, aber alle drei Nikolaussocken sind verschwunden. Felicitas geht also leer aus. Meiner Meinung nach geht das Ausrauben Wehrloser ein ganz klein wenig an der Botschaft des heiligen Nikolaus vorbei. Timmy – ehrlich gesagt, mein Hauptverdächtiger – leugnet alles (wurde selbst gestern im Kindergarten ausgeraubt, raubte daraufhin Felicitas aus, wurde daraufhin von mir aufgeklärt, dass das nicht die richtige Reaktion sei, also passen alle Indizien perfekt zusammen). Mario sagt: „Ich gebe es zu: Ich war es nicht.“ Mein Mann unterstützt mich, indem er die ganze Zeit lacht, aber da denke ich mir nichts dabei, da sein Gehirn solche Dinge wie Festtage oder Geburtstage sowieso grundsätzlich nicht absorbieren kann. Aber dafür kommt jetzt ein netter Überraschungsgast: das Rumpelstilzchen!!!
Nach einigen schönen, nur im Stundentakt unterbrochenen Schlummerstunden wache ich um 6.10 davon auf, wie eine hohe Stimme in mein Ohr fiept: „MAMA, Mama, der Nikolaus war da!“ (Great surprise!)
„Sehr schön …“ (grunz), „ich schlaf noch ein bisschen.“
„OKAY, MAMA!“, grölt es in mein Ohr. Tippel-tippel, weg, danke. Da Felicitas noch müde ist, kann ich tatsächlich noch ein wenig schlummern, da die Jungs jetzt soweit sind, dass sie samstags allein aufstehen und irgendwas machen. Was das genau ist, entzieht sich meiner Kenntnis, da sie entgegen ihrer sonstigen Praxis (Milchseen auf dem Tisch, Legoteile auf dem Boden, Unterhosendesaster im Schlafzimmer, Megadezibellautstärke) wenig Spuren ihrer Tätigkeiten hinterlassen – also vermute ich mal, sie beamen sich derweil in irgendein Raumschiff und nerven dort irgendwelche Außerirdischen, die daraufhin entsetzt kehrtmachen. Soll mir recht sein!
Aber heute ist das nicht so! Denn: Um 8.30 werde ich wieder wach. Sehr wach! Denn ich treffe auf zwei wache und ein schlafendes Kind, aber alle drei Nikolaussocken sind verschwunden. Felicitas geht also leer aus. Meiner Meinung nach geht das Ausrauben Wehrloser ein ganz klein wenig an der Botschaft des heiligen Nikolaus vorbei. Timmy – ehrlich gesagt, mein Hauptverdächtiger – leugnet alles (wurde selbst gestern im Kindergarten ausgeraubt, raubte daraufhin Felicitas aus, wurde daraufhin von mir aufgeklärt, dass das nicht die richtige Reaktion sei, also passen alle Indizien perfekt zusammen). Mario sagt: „Ich gebe es zu: Ich war es nicht.“ Mein Mann unterstützt mich, indem er die ganze Zeit lacht, aber da denke ich mir nichts dabei, da sein Gehirn solche Dinge wie Festtage oder Geburtstage sowieso grundsätzlich nicht absorbieren kann. Aber dafür kommt jetzt ein netter Überraschungsgast: das Rumpelstilzchen!!!
Samstag, 6. Dezember 2014
Der ultimative Erziehungsratschlag
Manchmal kommt ja an einen Punkt,
wo man gerne mal einen guten Rat hätte zu Themen der Kinderentwicklung
oder -erziehung („Hat das Kind was an den Ohren, da es mich überhaupt
nicht zu hören scheint?“, „Ist diese Heulerei eigentlich noch normal?“,
„Wieso streiten sich die Kinder den ganzen Tag?“). Man könnte jetzt zum
Beispiel Google fragen, was man ja auch oft tut. Da kommt meistens raus:
„Aller Wahrscheinlichkeit nach haben Sie einen Gehirntumor“
oder „ADHS! Sofort zum Kinderarzt/Kinderpsychologen/Ihr braucht
dringend Hilfe von außen“ oder findet in einem Internetforum zu einem
ähnlichen Problem „Moni P. aus C.: „Warscheinlich seit ihr todal unfähig
eure Kinder gescheid zu erziehen. Bei mir läfut alles super, besonders
seid die beiden ältesten im heim sint.“
Oder man liest in einer seriösen Online-Zeitschrift (Abonnieren Sie unseren Newsletter!) ein langes Interview eines renommierten Kinderpsychologen (bitte sofort Buch bei Amazon bestellen!), dessen Message – langer Rede, kurzer Sinn – lautet: „Wahrscheinlich seid Ihr total unfähig, auf Eure Kinder gescheit einzugehen!“ Au weia, schon wieder versagt…
Am besten, ich frage mal jemanden, den ich für kompetent halte, andere Mütter mit möglichst vielen Kindern zum Beispiel. Gut, da kann man auch mal danebenliegen. Ungern gehörte Ratschläge sind für mich etwa: „Ordnung? Ganz einfach: Ich stehe einfach jeden Tag um halb fünf auf! Ich BRAUCHE das richtig für mein Wohlbefinden!“ „Solche Probleme gibt es bei uns nicht, die Kinder wienern die Wohnung von selber durch.“ „Was meinst Du? Kinder wollen nicht schlafen? (Schulterzuck) Wir können unsere Kinder ab 18 Uhr kaum noch wachhalten, obwohl es da diesen interessanten Blockflöten-Förderkurs um 17.30 gibt.“ OMG, wie mein Sohn jetzt sagen würde (Oh, mein Gott!).
Aber zum Glück gibt es ja auch die richtig-richtig kompetenten Mütter. Sie sagen stoisch, vom Thema Gehirnerschütterung über unflätiges Verhalten bis zur Hausaufgabenverweigerung genau die sechs Wörter, die ich hören will: „Das ist alles nur EINE PHASE!“ Na, dann ist ja gut! Ich dachte nämlich schon, ich hätte ADHS oder einen Gehirntumor!
Oder man liest in einer seriösen Online-Zeitschrift (Abonnieren Sie unseren Newsletter!) ein langes Interview eines renommierten Kinderpsychologen (bitte sofort Buch bei Amazon bestellen!), dessen Message – langer Rede, kurzer Sinn – lautet: „Wahrscheinlich seid Ihr total unfähig, auf Eure Kinder gescheit einzugehen!“ Au weia, schon wieder versagt…
Am besten, ich frage mal jemanden, den ich für kompetent halte, andere Mütter mit möglichst vielen Kindern zum Beispiel. Gut, da kann man auch mal danebenliegen. Ungern gehörte Ratschläge sind für mich etwa: „Ordnung? Ganz einfach: Ich stehe einfach jeden Tag um halb fünf auf! Ich BRAUCHE das richtig für mein Wohlbefinden!“ „Solche Probleme gibt es bei uns nicht, die Kinder wienern die Wohnung von selber durch.“ „Was meinst Du? Kinder wollen nicht schlafen? (Schulterzuck) Wir können unsere Kinder ab 18 Uhr kaum noch wachhalten, obwohl es da diesen interessanten Blockflöten-Förderkurs um 17.30 gibt.“ OMG, wie mein Sohn jetzt sagen würde (Oh, mein Gott!).
Aber zum Glück gibt es ja auch die richtig-richtig kompetenten Mütter. Sie sagen stoisch, vom Thema Gehirnerschütterung über unflätiges Verhalten bis zur Hausaufgabenverweigerung genau die sechs Wörter, die ich hören will: „Das ist alles nur EINE PHASE!“ Na, dann ist ja gut! Ich dachte nämlich schon, ich hätte ADHS oder einen Gehirntumor!
Montag, 1. Dezember 2014
Complicate Your Life!
Eine liebe Freundin hat mir ein Buch geschenkt: „Aus Liebe zum Wahnsinn“ von Georg Cadeggianini. Ich habe gerade erst angefangen zu lesen,
aber bereits die erste Seite hat mich sehr gefallen, insbesondere das Motto
„CYL“ Complicate Your Life (es geht dabei erst mal um die Tatsache, dass er
sechs Kinder hat und dann noch eine Nudelmaschine – ich denke, mehr braucht man
auch nicht zum Glücklichsein).
Das hat mich sehr angesprochen, denn CYL ist eigentlich auch
eins meiner Lieblingsmottos. Nur meins? Aber besitzen wir nicht alle
mittlerweile unzählige supernützliche Maschinen, die uns das Leben einfacher
machen sollen? Nehmen wir beispielsweise Autos! Ist ja bis auf die
Umweltverschmutzung, die Kosten, den Stau etc. eine super Sache, nicht mehr auf
langsamen, kackenden Pferden herumzureiten. Aber nach einer gewissen Zeit der
gesetzlosen Herumtreiberei kommt ja unter uns Menschen immer CYL ins Spiel: Falls
Ihr mal versucht haben solltet, eine neue Kfz-Versicherung zu finden und dann
ca. 300 Angaben – die natürlich erst mal erforscht sein wollen – in ein
Online-Formular eingegeben habt, wisst Ihr, was ich meine. Und die Autos müssen
natürlich auch alle korrekt betankt, gemeldet, getüvt, besteuert, bemautet
werden (damit kann man ein Heer hochbezahlter Politiker monatelang
beschäftigen, wie Ihr wisst! Schade übrigens, dass sich keiner von denen trotz
großer Versprechungen je für einen Cent mehr Kindergeld engagiert hat, aber
klar, man muss eben Prioritäten setzen).
Anderes Beispiel: Heutzutage muss man ja auch nicht mehr
alles mit der Maschine schreiben oder aufwendig drucken lassen, alles kann man
einfach aus dem Computer rauslassen. Leider ist es bei uns Menschen so: Wenn es
möglich ist, dann machen wir das auch, aus irgendeinem mysteriösen Grund sagen
wir nie: Stopp! Das reicht jetzt! Nein, wir verästeln und verfeinern unsere
Systeme emsig und stetig. Somit kann man natürlich auch unendlich viele
Formulare ausdrucken und auf den arglosen Bürger niederregnen lassen. Gerade
was diese Auswüchse betrifft, würde ich sagen: Erwachsene brauchen Grenzen,
sonst nimmt das ein übles Ende.
Aber CYL ist natürlich die Königsdisziplin und
Lieblingshobby der Mütter. Ich nehme mal mich als Beispiel. Ein Kind zum
Beispiel ist die ideale Voraussetzung, wenn man in die Fortgeschrittenengruppe
der CYL-Anhänger aufgenommen werden will. Man merkt schnell: Dinge, die
einstmals zu den einfach zu befriedigenden Grundbedürfnissen gehörten wie Essen
und Schlafen, werden zum raren Luxusgut, das erst mal herorganisiert werden
muss. Der Zeitplan wird straff, wenn man mit einem Säugling beispielsweise am
gleichen Tag essen, duschen UND schlafen will.
Aber: Jetzt haben wir Mütter Blut geleckt, wir wollen mehr
CYL! Das geht natürlich am einfachsten, indem man das zweite Kind bekommt
(vorgeschobene Rechtfertigung: „Es wäre doch schön, wenn der Kleine/die Kleine
ein Geschwisterchen hätte, das er/sie später mal verdreschen kann). Die
Priorisierung muss noch mal straffer überarbeitet werden. Das geht meist in
Richtung: „Eigentlich will ich nur noch eins: SCHLAFEN!“ Zeitgleich muss man
natürlich, idealerweise während des Schlafens, das Kind herumtragen, wickeln,
wieso-hört-es-immer-noch-nicht-auf-zu-schreien, bei der Krankenkasse anmelden,
zum Kinderarzt bringen, Elterngeld beantragen etc. pp. Ach ja, Kind 1 ist
übrigens auch noch da, was den straffen Zeitplan irgendwie durcheinanderbringt.
D.h. wenn Kind 2 schläft, ist Kind 1 wacht und umgekehrt. CYL in Reinform! Gut
sind natürlich auch die vielen Kleinkind- und Babyaccessoires, die man stets
beachten und warten sollte. Windeln, Fläschchen, Wickelunterlagen, Schnuller,
Wechselsachen, Spielsachen, Kekse, Mandarinenrippchen…. Am besten ist, man geht
einfach nirgendwohin. Ihr wisst, wo die Reise hingeht. Ein drittes Kind muss
her!
Aber ruhig Blut, ich habe hier ein paar CYL-Tipps, die man
ganz leicht mit ein bis zwei Kindern nachmachen kann (Engagierte schaffen es
aber auch ganz ohne):
DIY: Do it yourself! Damit fängt man idealerweise ohne
jegliche Vorerfahrung in besonders stressigen Zeiten an. Eine Freundin hat mir
da einen super Tipp gegeben. Adventskalender für die Kinder selber basteln. Mit
24 selbst gebastelten und befüllten Täschchen ist man da ja schon mal beschäftigt,
Moment, ich nehme das mal kurz mal drei: 72! Cool! Aber jetzt kommt der absolut
geniale CYL-Kniff, den ich selbst auch sehr gerne mal anwende: Man zwinge
seinen Ehemann, sich daran zu beteiligen (am besten begleitet von Bemerkungen à
la „Nie machst Du was für die Kinder“, „Ich verlange doch nicht viel von Dir“ etc.
pp). Also, mit nur einem Projekt hat man da einen Riesenstress an der Backe,
einen schmollenden Ehemann, und wenn’s ganz gut läuft, auch noch nörgelnde
Kinder (indem ich zum Beispiel die vielen Tüten nur mit meinen LECKEREN
DIY-Haferkeksen befüllen würde). Ist das nichts? Ich gestehe, es juckt mich in
den Fingern und ich habe gedanklich schon mehrfach mit der Adventskalender-Idee
gespielt, aber die Kinder haben’s versaut: Anfangs habe ich einen ambitiösen
Playmobil-Kalender gekauft, allerdings hatte ich irgendwann die Nase voll von
Plastikmist und einfach einen Adventskalender für 69 Cent beim Discounter geholt.
Der Jubel war riesig – endlich Schoko! Dieses Jahr gibt’s natürlich Klagen, dass
es keinen Playmobil-Kalender gibt – das
ist mir einfach zu heikel.
Aber ich verzage nicht, ich habe mein Ersatz-CYL-Projekt.
Als Mario noch ganz klein war, habe ich zu Weihnachten für die lieben Freunde
und Verwandte ein Familienfoto gemacht und als Weihnachtskarte verschickt. Nur
sieben Stunden warten, bis der Fratz mal mit dem Greinen aufhört und schon
knips-knips ist das goldige Foto fertig. Wäre ja noch ok gewesen, aber ich hab’s
später noch mal getan. Das Ende vom Lied: Aus der Nummer komme ich jetzt
natürlich nie mehr raus. Das bedeutet, den gesamten Herbst hängt das
Damokles-Schwert „Weihnachtsfoto“ über mir und erscheint in immer größeren
Lettern in der Spalte „Nicht vergessen“ meines Terminkalenders. Schock! Das
bedeutet ja: Fünf Leute müssen zur gleichen Zeit manierlich gekleidet und guter
Laune sein, auch das Sofa muss entmüllt werden, denn da sollen wir drauf
sitzen.
Wir stellen also erst mal in einigen Arbeitsschritten den
Sofamüll neben das Sofa, da sieht man ihn ja nicht. Timmy will mit ausgeleierter
langer türkiser Unterhose und grünem Frosch-Pyjama-Oberteil auf das Foto. Nach
einigem (noch) freundlichen Wortwechsel bietet er an: wahlweise mit Hemd und
Fliege oder Krawatte. Haha, das geht doch schon in die richtige Richtung!
Leider hat Mario sich schon die Krawatte gekrallt und die Fliege finde ich
nicht mehr. Dann ein Lucky-Luke-Halstuch. Ok. Dass ich es nicht schaffen werde,
Felicitas ein Kleidchen anzuziehen, ist mir bereits bekannt. Felicitas weiß, wie sie
auf dem Foto aussehen will: blaue Jeans und schlichtes Oberteil. Naja, wir
wollen uns ja nicht komplett verkleiden, man sollte uns schon wiedererkennen,
nur halt in „nett“.
Nun muss nur noch jemand das Stativ suchen, um das Bild
per Selbstauslöser zu machen. Spätestens jetzt gerät mein Mann ins Schwitzen
und mault: „Wieso müssen wir immer dieses doofe Foto machen?“
„Wir machen es
halt!“, keife ich (nur über meine Leiche lasse ich von diesem CYL-Projekt
ab!!!!), während ich versuche, die sich keilenden Jungs zu trennen bzw. davon
abzuhalten, ihre Zungen herauszustrecken oder unanständige Gesten zu machen.
„Lächeln, verdammt noch mal!“, brülle ich.
„Jetzt hast Du so rumgeschrien, da ist es bestimmt nichts
geworden“, erklärt mein ältester Sohn korrekterweise.
Aber das nächste Foto schaut ja super aus – wenn man von der
Tatsache absieht, dass Felicitas beide Zeigefinger bis zum Anschlag in der Nase
stecken hat. Danach haben sich sowohl mein Mann als auch mein altkluger Ältester
in Gruselwesen vom Planeten der Affen verwandelt. Äh, Mist, jetzt habe ich grad
so zwinkern müssen. Dann: Wieso hängen Timmys Mundwinkel plötzlich auf Höhe
seiner Kniekehlen? Hatte er nicht mal zwei Augen? Mein Mann macht massiv Druck:
„Ich mach jetzt kein Foto mehr!“
„Doch!“, sage ich sehr, sehr bestimmt und mache den
Ehefrauen-Blick. Als Gegenleistung erhalte ich den
Was-soll-man-mit-einer-Verrückten-herumstreiten-Seufzer. So stimmen wir uns im
Allgemeinen auf die Adventszeit ein. Ist auch nicht so wild, wir machen ca. 200
Fotos, dann passt eins schon einigermaßen.
Eine sehr schöne Idee für die Vorweihnachtszeit ist
natürlich auch das gemeinschaftliche Plätzchenbacken. Herrlich! Wir
verstreichen Teig, Schokoguss und Zuckerdekokügelchen gleichmäßig über unsere
Möbel … diesen Eindruck gewinne ich jedenfalls. Denn obwohl anscheinend alle
Kinder dank strengster Ermahnungen artig auf ihrem Platz sitzen und lediglich
den Boden mit schwer entfernbaren dunklen Fleckenornamenten und Teigbröckelchen
volltropfen lassen (so denke ich), findet dennoch eine geheimnisvolle Osmose in
alle Himmelsrichtungen statt, die nur Kinder beherrschen: die nächsten Monate
bis in den Hochsommer hinein werde ich garantiert von mumifizierten
Bestandteilen der Weihnachtsbäckerei heimgesucht werden: Sie werden zwischen
den Papieren aus dem Drucker kommen, unter dem Bett hervorkugeln, in der Sauna
festbacken, von unserer Waschmaschine gewaschen, zwischen den Legos als Mörtel
festwachsen, in meinen Sandalen auf Nagetiere warten, aus dem im Keller
lagernden Sonnenschirm herausfallen. Schön, wenn man sich die Erinnerungen an
die wundervolle Vorweihnachtszeit so
lange LEBENDIG halten kann, oder?
Aber mein bester Tipp zum Thema CYL heißt: Die Messlatte immer
schön hoch hängen! Das heißt, als leichter Messie orientieren wir uns
ausschließlich am Ideal puristisch-minimalistischer Kargheit, als
Perfektionisten machen wir uns einfach mal total locker, als prokrastinierende
Chaoten füllen wir unsere überquellenden Bücherregale mit Ratgebern zum Thema
Zeitmanagement, und wem gar nicht anderes einfällt, martert sich halt in Gottes
Namen wegen seiner Figur. Und wir Eltern, ach, wir verlangen doch nicht viel,
wir wollen doch nur, dass unsere Kinder sich stets als nette Zeitgenossen
zeigen, von denen wir nie genervt sind, unsere Wohnung toll aufgeräumt ist,
weil wir so ein super Team sind und alle mithelfen. Naja, fast. Ich mache mich jetzt zur Übung einfach mal
locker, während ich elf (!) einmal getragene Pyjamahosen im Kinderzimmer vom
Boden aufklaube. Es könnte doch schlimmer sein. Zum Beispiel, indem wir elf
Kinder hätten.
Sonntag, 30. November 2014
Der Barbieschuh
Wenn ein Engelchen heute bei uns zum Fenster hereingeschaut
hätte, hätte es einen normalerweise sehr coolen 7-Jährigen am Küchentisch
sitzen sehen, der gerade eifrig in filigraner Handarbeit einen Barbieschuh mit
zarten Riemchen bastelt. Ja, wie kommt denn das, lieber Mario?
Rückblende: Wir sehen zwei frenetisch exaltierte Jungen mit
roten Köpfen dem Sofa herumhüpfen, kleine Fäuste und Füße rasen in
atemberaubendem Tempo durch die Luft. Zwischen den kreischenden Jungs fliegt
eine Barbiepuppe, zunächst noch mit Kleidchen und Schühchen bekleidet, durch
die Luft. Gröl! Schrei! Lach! Barbie ist nackig! Jungs hauen sich mit der
Barbie weiter, was mit nackter Barbie noch viel mehr Spaß macht!
(Einschub zum Thema Barbie: Ist ja pädagogisch unter
feministischen Aspekten wegen des Frauenbildes ein fragwürdiges Spielzeug. Felicitas bedeutete mir jedoch, sie sei gerne bereit, weiterhin mit den vorhandenen
Legos, ferngesteuerten Autos und Dinos zu spielen, benötige aber zur
Entwicklung ihres persönlichen Freiraums genau so ein Püppchen. Ich habe selber
mit Barbies gespielt und würde sagen, antifeministische Züge in meinem
gesellschaftlichen Gesamt-Kontext sind nicht auf eine Spielzeugpuppe
zurückzuführen, sondern haben handfeste andere Gründe. Eventuell sogar
politische. Hier ein Satz aus dem 21. Jahrhundert (sic!): „Der Volkswagen-Konzern setzt nach den Worten (des
VW-Bosses) Winterkorns auf eine flexible Personalpolitik: "Wir halten viel
von der sogenannten ,differenzierten' Quote. Das heißt: Wenn heute zehn Prozent
der Maschinenbau-Hochschulabsolventen Frauen sind, dann wollen wir in den
entsprechenden Bereichen auch mindestens zehn Prozent Frauen einstellen."
(Das firmiert übrigens unter dem Label „Frauen sind die besseren Manager“ - kein
Witz! http://www.focus.de/finanzen/zielstrebig-und-konsequent-vw-boss-winterkorn-frauen-sind-bessere-manager_id_4277685.html?fbc=fb-fanpage-finanzen). Hat der jetzt eigentlich zu viel oder zu wenig mit
Barbies gespielt??? Auf jeden Fall:
bitte-bitte nichts überstürzen, sonst bricht hier noch das totale Matriarchat
aus - aber das nur am Rande, denn das interessiert unsere Prügelknaben
natürlich auch nicht die Bohne.)
Was sie aber schon zu interessieren hat: Ich bin jetzt
stinksauer! Denn jetzt sind die klitzekleinen Barbiesandaletten weg. Das ist
das zweite Spielzeug von Felicitas` wenigen Privatspielzeugen, das innerhalb einer
Stunde ruiniert wurde. Das andere war der Puppenbuggy. Ein megastabiles
zusammenklappbares Teil, das genauso haltbar war wie ein echter. Jetzt ist
einer der daumendicken Metallstäbe zerbrochen!!! Heilige Scheiße! Da weder ich
noch mein Mann als Täter in Frage kommen, untersucht Sherlock Holmes jetzt mal
die üblichen Verdächtigen, die natürlich alle leugnen. Felicitas selber fällt wegen
mangelnder Muskelkraft aus, auch bei Timmy-Spargeltarzan ist unsere
Vorstellungskraft doch etwas übermäßig strapaziert. Aber wie wäre es mit Mr. Habe-heute-wieder-einen-Viertklässler-im-Armdrücken-besiegt?
Der darauf besteht, seinen 18 Kilo schweren Bruder zwei Kilometer stramm durch
die Gegend zu tragen, einfach weil das so spaßig ist? In meinen Augen gibt es
hier gewaltige Indizien, doch Mario ist auch eine ehrliche Haut und gibt Fehler
normalerweise zu. Er war es ECHT nicht, sagt er. Anscheinend eine äußerst mysteriöse
Materialermüdung. Oder Märchenerzähler Timmy hat ihm etwas ins Ohr geflüstert ….
Oder es liegt doch daran, dass mir gerade grüner Rauch aus den Ohren steigt,
denn langsam reißt mir hier der Geduldsfaden, besonders da das Gespringe und
Gekeile trotz Mahnungen überhaupt nicht aufhört. Felicitas heult laut und zeigt auf
die nackte Barbie, die nach wie vor zwischen den Jungs hin- und hergeworfen
wird.
So meine Lieben! Ist mir jetzt egal, wer es war (Timmy ist so
leise… Ist er vielleicht aus vom Hochbett draufgesprungen? Ich glaube, ich
werde es nie erfahren.) Ich bin stinksauer! Diese Barbie wird sofort angezogen!
Ihr sucht jetzt das Kleid und die Schuhe! Schnell! Sonst passiert was! (Zur
Erklärung: Man müsste ja meinen, dass ein Barbiekleid und Barbieschühchen, die
an einem konkreten Ort herumgeworfen worden sind, bei akribischem Suchen wieder
auffindbar sein müssten, doch LEIDER lehrt die Erfahrung, dass Dinge innerhalb
von Millisekunden verschwinden, ja,
meist tauchen sie sogar wieder auf, aber oft eben einfach JAHRE später, wie Timmys Piratenkopftuch, das Mario im Sommer 2012 (!) in meinem Kleiderschrank
versteckt hatte und das wir seither vermisst hatten). Meine Drohung: absolutes
und totales Medienverbot, bis Cinderella ihren Schuh wieder anziehen kann,
klar? Panik ist angesagt und alle robben auf dem Boden herum, aber, hab ich’s
nicht gesagt, ein Barbieschuh ist weg! Verschwunden! Vom Erdboden verschluckt! Schließlich
suchen wir alle unter Zuhilfenahme von Taschenlampen das Sofa ab, aber weg ist
weg.
Ich blicke auf den zertrümmerten Puppenwagen und bin hart.
Barbieschuh! Wenn ihr ihn herumschmeißen könnt, könnt ihr ihn auch wieder
finden. Selbst Sachensucher-Timmy, der normalerweise alles findet, ist hier
überfordert.
Mario schlägt vor: „Ich bastle ihr neue Schuhe!“
Wir fragen Felicitas.
Felicitas ist einverstanden.
Ok, Barbieschuh-Man, es geht los!!!
Montag, 17. November 2014
Brauchen Kinder Kurse?
Es gibt ja heutzutage ein gewaltiges Angebot an Kursen für zukünftige
Mütter, gewordene Mütter, Mütter und Kinder, Väter und Kinder, Großeltern und
Kinder, Kinder an sich, Kinder mit Erwachsenen etc., von afrikanischem Trommeln
über Extrem-Klöppeln bis hin zu rhythmisiertem Naturbasteln. Wird schon
irgendeinen Sinn haben, oder? Ich muss sagen, dass ich mit großem Genuss
feststellte, dass sich mit steigender Kinderzahl das ganze Brimborium für mich
mental stark nach unten korrigierte.
Der erste Fehlschlag war „Schwangeren-Yoga“ am Ende der
ersten Schwangerschaft. Also, im Gegensatz zu euphorisch gestimmten, superfitten
Supermoms, die am Ende des 9. Monats noch einen Halbmarathon laufen und kurz
nach der Geburt mit Zwillingskinderwagen losjoggen, sah mein Zustand im Großen
und Ganzen so aus: gestrandeter Walfisch. Ein Walfisch, der kaum noch laufen
konnte und sich sehr darüber gefreut hätte, wenn ihm in der S-/U-Bahn mal
jemand den Platz angeboten hätte, aber hey, wir sind hier in Deutschland, wer
Kinder hat, ist selbst dran schuld, am besten gleich lernen. Oder sich halt mit
„Schwangeren-Yoga“ wieder fit kriegen. Also quälte ich mich zum Walfisch-Yoga.
Lerneffekt: Es hat schon seinen Grund, warum wir in freier Wildbahn keinen
Walfisch beim Yoga beobachten können.
Da ja noch zwei Schwangerschaften folgten: Vor weiterem
Unsinn dieser Art bewahrten mich ja die vorhandenen Kinder. Zu derartigen
Selbstversuchen war ich einfach zu platt. Vorsichtsmaßnahmen wie „keine
schweren Sachen heben“ werden weiter eingehalten, 20 Kilo schwere KINDER fallen
ja nicht darunter.
Mario, Kind Nr. 1, kam noch in den Genuss von
„Baby-Schwimmen“, d.h. er wurde mit Mamas und Papas und anderen Kinder mit
fröhlicher und teurer Rundumbespaßung pädagogisch wertvoll ans Wasser gewöhnt.
Die anderen wurden halt einfach von uns ins Wasser geschmissen, wenn wir es mal
geschafft haben, ins Hallenbad oder zum See zu fahren, was vom logistischen
Aufwand her den Urlaubsvorbereitungen für drei Wochen Sardinien bei einem
Single entspricht.
Es stimmt, beim ersten Kind probiert man allen Kappes aus,
die anderen dürfen sich freuen, dass den Eltern der ganze Unsinn schon
ausgetrieben wurde. Jetzt kommt nämlich „Kinderturnen!“ Ich gestehe, ich fand
es total super, teilnehmendes Kind Mario konnte sich allerdings meist schwer beherrschen,
Begleitzwerg Timmy war kaum noch zu bremsen, so dass das Ganze eigentlich eher
als Mamasport „Kleinkindeinfangen“ seine Berechtigung hatte. Ich sause, ich
renne, ich klettere, ich trage, ich singe, ich spiele. Kinderturn-Kind Mario sitzt
auf der Turnbank und schaut interessiert zu.
Das Ganze nahm dann zum Glück ein Ende, als ich zum dritten
Mal schwanger war (non-yoga-Walfisch).
Jetzt war es wieder soweit. Nach gut zwei Jahren Abstinenz
bin ich eingeknickt. Kinder müssen gut schwimmen lernen. Hat ja auch was für
sich. Der Köder: Die einmalige Chance, dass es einen Kurs gibt, der immerhin 2
meiner Kinder abdeckt – ansonsten sind sämtliche Angebote altersmäßig derart
filigran aufgefächert, dass es nicht möglich ist, zwei Kinder im Abstand von
zwei Jahren gleichzeitig irgendwo unterzubringen (oder gar ein drittes - Drittkinder
sind im System sowieso nie vorgesehen, daher vergessen wir das mal ganz schnell
und begnügen uns mit dem verfügbaren Jackpot.)
Meinen beiden Schwimmbad-versessenen Jungs verkünde ich
daher stolz: „Ich habe Euch zum Schwimmkurs angemeldet!“ Sohn 1 mault sofort
und erklärt kategorisch, dass er für derartige Angebote nicht offen sei. Sohn 2
ist freundlicherweise total euphorisch. Ich erkläre Sohn 1, dass er da hinmüsse,
komme, was da wolle (Brodel! Sei doch froh, dass Du da hindarfst!!!).
Vorbereitungen: Ich fühle mich sofort um Jahrzehnte jünger,
als ich erfahre, dass beim Kurs „Badekappen“ strengste Pflicht seien.
BADEKAPPEN!!! Das Wort gehört fast nicht mehr in meinen aktiven Wortschatz! Wo
kriege ich solche Fossilien bloß her? Museum??? Tagesexkursion zu einem
exotischen Fachgeschäft für Extremsportler? Oh Mann, zum Glück gibt’s Ebay!
Nach dem ersten Mal Schwimmen hat sich die Ausgangslage
umgekehrt: Der einstmals schwer maulende Sohn 1 ist total euphorisch, der Sohn
2 total panisch/ängstlich/entsetzt/keine Ahnung, was er hat. Die hochmotivierte
Teilnehmerin Felicitas muss brüsk in ihre Schranken gewiesen werden, bitte noch
zwei Jahre auf der Bank sitzen! Ich meine, schön, dass mein sonst –
wahrscheinlich wegen der frühen Kinderversuche mit ihm – von Kursen eher
abgeneigter Sohn 1 endlich den besten Kurs seines Lebens gefunden hat! Und ich
verfeinere die Kunst des „mit Engelszungen Redens“ bezüglich Sohn 2. Mir
wachsen bald Toffifees aus den Ohren!
Der Schwimmkurs ist zum Glück bald vorbei, doch das nächste
Unheil droht bereits am Horizont: Sohn 2 will in den Fußballverein, was Sohn 1
strikt ablehnt. Oh mein Gott!
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