Also,
ganz ehrlich, mit Kindern wird die Partnerschaft nicht einfacher. Insbesondere
mit ein bisschen viel Kindern. „Das war doch Deine Idee.“ „Meine? Und Du?“
„Hätte nicht eins gereicht?“ „DU wolltest doch…“ „Nein, Du!“ „Ich will endlich mal SCHLAFEN,
FERNSEHEN und CHIPS essen!“ „Ich doch auch!“ (plötzlich erscheinendes Kind im
Hintergrund: "Wo sind die CHIPS? Hallo, habt Ihr gehört, kommt alle her, wir
kriegen Chips!!!! Dürfen wir dazu noch FERNSEHEN?“ – „Kann ich dann lieber auf
dem Ipad spielen?“ – „Ich will aber Lillifee!“ – „Lillifee ist TOTAL blöd!“ –
„Nein! Du bist blöd!“ – „Du bist ein Wildschwein!“ „Paff! Peng!“ – „Timmy hat Felicitas geschlagen!“ – „Stimmt gar nicht!!!!“ „KREISCH! Stimmt doch!“ „Felicitas hat
MICH an den Haaren gezogen!“ – „Das STIMMT! Felicitas hat Timmy an den Haaren
gezogen!“ – „Stimmt gar nicht!“).
Ihr
seht, solche Diskussionen solltet Ihr ganz dringend vermeiden! Deshalb führen
wir solche auch niemals – schon aus
Angst vor der Chips-Fernsehen-Diskussions-Lawine, die dann über uns
hereinbrechen wird. … Abgesehen davon, dass das ein klein wenig an der Realität
vorbeigeht. Aber gut, man kann sagen, bei Eltern von drei Kindern, die damit
auch grundsätzlich sehr zufrieden sind, ist eine gewisse Realitätsferne ja
durchaus angebracht.
Interessant
ist auch folgendes Phänomen: Eigentlich ist Selbstkritik ja doch unter
Erwachsenen gar nicht mal so selten, solange es nicht zu arg wird („bin zu ungeduldig,
aber nicht cholerisch/unsportlich, aber nicht fett/unengagiert, aber irgendwie
doch interessiert am Weltgeschehen“ etc.). Allerdings gibt es einen Bereich,
der im Normalfall komplett ausgeklammert wird. Es gibt niemanden auf der Welt,
der sich für doof hält. Selbst die größte Knalltüte unter der Sonne zeigt gern
mit dem Finger auf eine – angeblich – noch
größere Knalltüte.
Bei
Eltern ist hingegen stellt man doch eine gewisse Umkehr fest, ja geradezu eine
Wettbewerbssituation zwischen den Elternteilen, wer die hohlste Nuss von beiden
ist und dies auch noch glaubwürdig bekunden kann. Nein, ich bin zu doof, um den
Überblick über all die Kinderorga zu behalten – oder gar einen Stift zu
bedienen, um diese in den Familienkalender einzutragen, mach Du mal. Wie hieß
eigentlich dieser Kinderarzt überhaupt? Was war dessen Sinn und Zweck noch mal?
Äh, Du hast doch immer so schön dieses mysteriöse Salz in den Geschirrspüler
eingefüllt, ich krieg das mit meinen linken Händen auf keinen Fall hin, mach Du
mal. Waschmaschine? Da ist Wäsche drin? Ach so, muss einem ja jemand erst mal
sagen. Ich dachte, die macht das alles allein. Keller aufräumen? Hab die
Nummernkombination des Schlosses vergessen, mein Gedächtnis lässt auch immer
mehr nach, geh Du bitte runter, ja und nimm bitte diese ganzen Kinder auch mit.
Drei Stück sind es, glaube ich. Bleibe so lange unten, wie Du willst (bitte
nicht unter zwei Stunden, sieht ziemlich chaotisch aus da unten). Wie kommt es
eigentlich, dass diese Kinder ständig Geburtstag haben? Und andere Kinder auch
noch? Wie jetzt, die brauchen ein Geschenk?
Ich
muss sagen, das machen mein Mann und ich echt gerne! Ein super System zu
absolut partnerschaftlicher Arbeitsteilung! Psychologisch auch schön: Beide
sind zufrieden: Haha, wieder mal mit der Nummer durchgekommen! Bzw.: Ich lass
ihn/sie mal in dem Glauben, dass ich ihm/ihr das abnehme – ist auch egal,
machen muss ich es so oder so. Schöner Nebeneffekt: Bei den Kindern
funktioniert das auch! Tja, Mario, sehr gerne würde ich Dir Deine komische
Spielkonsole anmachen und Du dürftest auch mindestens zwei Stunden damit
spielen, aber ich weiß gar nicht, wie das geht, das kann nur Papa! – Kann ich doch selber! Jubel! – (Verdammt!)
Äh, das Kabel ist weg, das hat Papa im Keller und die Nummernkombination ist
mir jetzt gerade entfallen … /Du willst das 1000-teilige Puzzle zurück, dessen
Teile die letzten sechs Monate hier herumlagen? Äh, keine Ahnung, wo das ist, das
hat Deine Mutter versteckt – sie hat gar nicht gut geklungen dabei – und die
ist nicht da!
Tipps
von „erfahrenen“, aber anscheinend kinderlosen Psychologen hingegen sind für
uns etwas schwierig umzusetzen. Gehen Sie mal zusammen aus! Bleiben sie ein pseudo-kinderloses
Paar! Ich meine, ok, infolge der neuesten Kindergelderhöhung von 4 Euro pro
Kind haben wir jetzt bald 12 Euro im Monat zum Versaufen, also 6 Euro pro Nase.
Reicht leider nicht für eine U-Bahn-Fahrt in die Stadt PLUS Getränk, also heißt
es fahren ODER saufen, aber liebe Eltern: wozu gibt es Aldi-Bier und Parkbänke?
Oder gönnen Sie sich mal ganz experimentierfreudig einen Alcopop aus der Dose! Sehr
verlockend – aber bedauerlicherweise
bräuchten wir zur Beachtung des Tipps nun einen Babysitter.
Eine Anzeige zur
Suche desselben würde ungefähr so aussehen: „Wir suchen zur abendlichen
Betreuung unserer Kinder einen idealerweise leicht schwerhörigen Judokämpfer
mit schwarzem Gürtel, der aber auch ganz schön kuschelig sein soll. Vorteilhaft
wäre, wenn Sie über ein rosa Prinzessinnengewand und/oder ein grünes Froschkostüm
verfügen würden. Ihre Aufgabe ist vor allem, das akute Kampfgeschehen zu
reduzieren und die Verwüstung unserer Wohnung zu unterbinden. Star Wars-Schauen
ist übrigens – auch wenn anderes behauptet wird – verboten. Die Kinder zum
Schlafen zu bringen, wird Ihnen nicht gelingen und Sie werden unsägliche Qualen
erleiden, aber trotzdem viel Glück!“ Tja, komischerweise klappt das irgendwie
nicht.
Aber
das geht auch anders! Man hat doch einen Ehepartner, der als kostenloser,
einigermaßen erprobter und leidensfähiger Babysitter parat steht – also: ALLEIN
ausgehen!!! Da kommt es meist zu einer fulminanten IQ-Steigerung und rasch sind
die letzten 2634 familiären pädagogischen Top-Leistungen auswendig
heruntergespult, Ehepartner nickt erschöpft, und schon geht`s los zum
Elternabend! Es ist halt ein klitzekleines Manko, dass dort weder alkoholische
Getränke noch Schnittchen gereicht werden und das Unterhaltungsprogramm auch
als etwas ausbaufähig zu bezeichnen ist. Naja, dann denkt man sich den Caipi
halt dazu, bei dem gemütlichen Ambiente aus buchenholzfarbenen Holzstühlen und
-bänken und schlauen Lehrerkommentaren im Hintergrund fällt das ja nicht schwer.
Aber es gibt da eine ganz fiese Falle: Das vergnügliche Beisammensein könnte beendet
sein, bevor die Kinder im Bett sind. Das ist sogar relativ wahrscheinlich (ich
sage nur Star Wars etc.). Und so kommt es auch. Drei Kinder sitzen gebannt vor
dem Fernseher. „Wo ist eigentlich Euer Papa?“ Drei Zeigefinger zeigen auf das
Sofa samt ermattet schlafendem Krieger. Wo ist eigentlich der Babysitter des
Babysitters? Oder: Wer sittet hier wen?
Ach
ja, Ihr fragt Euch jetzt: was machen wir dann mit den 12 Euro pro Monat bzw. 18
Euro ab 2016, nachdem es uns nicht gelungen ist, sie zu versaufen? Kommt es
jetzt zum Äußersten und wir müssen sie den Kindern geben? Nein, meine Lieben,
natürlich nicht. Die sind ja schon verplant für die Erhöhung der
Kinderbetreuungskosten, die auch ein klein wenig höher ausfällt. Aber macht
nichts, wenn wir die 18 Euro schätzungsweise 5-10 Jahre lang ansparen, haben
wir das auch wieder drin. Und dann brauchen wir gar keinen Babysitter mehr und
versuchen es einfach noch mal mit dem Versaufen. Versprochen, Herr Schäuble.
Vorfreude ist die schönste Freude!