Dienstag, 7. Juli 2015

24-Stunden-Kita



Die Familienministerin Manuela Schwesig – das war diejenige, die sich bei dem großen Kita-Streik ja nicht wahnsinnig toll aus dem Fenster gelehnt hat – hat jetzt ein Projekt: die 24-Stunden Kita!  Nicht schlecht, was? Also, ich weiß, dass es Eltern gibt, die Schichtdienst haben und die Öffnungszeiten der Kitas sind ja wirklich nicht gerade elternfreundlich etc. pp.
Doch ehrlich gesagt: Es wäre ja schon mal ein schönes Projekt, wenn die Kitas zu ihren angegebenen Öffnungszeiten auch offen hätten, also in Wirklichkeit ganz praktisch und nicht nur theoretisch. Nee, heute das Kind bitte um 13 Uhr abholen, wir feiern jetzt unser Mitarbeiter-Kuschel-Sommerfest; nee, heute ist aber unser Klausurtag (was macht man da eigentlich?); Personalversammlung; Brückentag (by the way, bringen Sie jetzt endlich die Zutaten für das ESELSKOSTÜM mit oder nicht, wo ist der Kuchen für das SCHULFEST, bitte alle Kinder mit SONNENCREME bearbeiten, bevor sie hier aufschlagen, wir machen das nämlich nicht).  Ach nööö, jetzt streiken wir aber sowieso, wir verraten auch vorher nichts, aber es sind halt vier Wochen. Nöö, jetzt sind Sommerferien – nöö, die sind bei Kinderkrippen und Kindergärten  und Schulhort NATÜRLICH NICHT die gleichen, sondern grundsätzlich zeitversetzt.
Aber gut, das ist für eine Ministerin einfach zu nervig und kleinteilig, sich um so einen Mist zu kümmern, wo ist da der große schlagzeilenmäßige Wurf? Also jetzt die 24-Stunden-Kita. Und da ist mir doch prompt ein genialer Gedanke gekommen: Hey, wir machen jetzt die 18-Jahres-Kita! Wir outsourcen diese ganzen nervigen Kinder, die wir ja LEIDER (seufz) als Rentenfinanzierer, Facharbeiter und Altenpfleger irgendwann brauchen, wie sich jetzt nach kurzen Jahrzehnten verfehlter Familienpolitik PLÖTZLICH herausstellt. 
Der Vorteil ist auch: Diese gebärstörrischen Weiber könnten das Blag jetzt einfach dort abgeben und fertich ist der Lack! (Ich habe übrigens das Gerücht gehört, dass es auch jede Menge zeugungsungeeigneter Männer gäbe, aber was haben denn Männer mit Kindern zu tun? Doch gar nichts, oder?). Und keiner muss sich mehr mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass in dieser Gesellschaft etwas nicht stimmt. Ich meine, das Problem bei Frauen ist ja immer: Sie könnte ein Kind bekommen! Hilfe! Ganz schlecht. Bzw. Sie hat ein Kind bekommen! Hilfe! Ganz schlecht. Bzw. Sie hat mehrere Kinder bekommen! Hilfe! Ganz schlecht. Bzw. Sie hat immerhin keine Kinder und wird wahrscheinlich keine mehr bekommen – die ist ja sowas von alt! Hilfe! Ganz schlecht. Prophylaktisch zahlen wir mal allen Frauen durchschnittlich ca. 20 % weniger Lohn. Risikoaufschlag. Muss man verstehen. Wie gesagt, mit Männern hat das nichts zu tun.

Aber nicht nur, dass die lästigen Blagen ihre Eltern vom Malochen abhalten, was dringend verhindert werden muss – auf der anderen Seite sind Eltern doch auch irgendwie schädlich für den zukünftigen Rentenfinanzierer/Altenpfleger/Facharbeiter. Die sind doch gar nicht in der Lage, ihr Kind angemessen zu fördern! Oder sie verweichlichen es durch Helikopterung! Oder sie sozialschmarotzen und kaufen sich vom Kindergeld einen Mercedes (ja okay, das verfassungsrechtlich steuerfreie Existenzminimum der Kinder besteuert der Staat trotzdem und „schenkt“ die eingezogene Steuer in Form von Kindergeld zurück, aber bitte jetzt keinen Bürokratenkram, ja?). Also nee, wir machen jetzt mal Tabula Rasa. Die 18-Jahres-Kita muss einfach her!