Donnerstag, 26. September 2013

Bühne frei


Heute mal was ganz Neues: Mario beschließt, dass er als Schulkind seinen Schlaf braucht (ich träume wohl!!!!) und geht schon um 21 Uhr ins Bett. Timmy hat sich nach einem Nachmittagstief allerdings wieder voll regeneriert und denkt überhaupt nicht dran. Statt wie geheißen zu Papa zu gehen und den zu nerven, kommt er immer wieder ins Schlafzimmer: Timmy  möchte eine Geschichte vorgelesen haben. Ok. „Rituale sind wichtig!“ Nr. 1-Ratschlag aller Nr. 1-Kinder-Ratgeber. Ich mache das seit sechs Jahren. Weitgehend ohne Erfolg. Aber ich möchte schließlich selbst auch die Drachengeschichte lesen.
  • -        Timmy blättert wild in dem Buch herum.
  • -          Felicitas blättert wild in dem Buch herum.
  • -          Timmy und Felicitas streiten wild um das Buch herum.
  • -           Timmy wird ermahnt, umgehend den Raum zu verlassen, wenn er sich nicht beruhigen kann.
  • -          Timmy verlässt den Raum.
  •         Timmy kommt wieder herein und hüpft auf seinem Bruder herum.
  • -          Mario ermahnt Timmy: „Ich muss morgen in die Schule und ich darf nicht zu spät kommen!“ (Hörthört!)
  • -          Timmy verlässt den Raum.
  • -          Kurze Zeit später öffnet sich die Tür wieder. Timmy robbt auf allen Vieren herein und ist ein Hundebaby.
  • -          Hundebaby wird ermahnt, umgehend den Raum zu verlassen, wenn es sich nicht beruhigen kann.
  • -          Hundebaby verlässt den Raum.
  • -          Tür öffnet sich wieder und Hundebaby kommt zurück mit einem Knochen (lange Babyspielstange).
  • -          Hundebaby verwandelt sich zurück in Timmy, zieht seinen Schlafsack an und spielt damit Sackhüpfen.
  • -          Timmy wird ermahnt, umgehend den Raum zu verlassen, wenn er sich nicht beruhigen kann.
  • -          Timmy verlässt den Raum.
  • -          Timmy kommt im Schlafsack hüpfend zurück. Der Schlafsack ist aufgebläht und klirrt und klingelt, da er anscheinend bis zum Halsansatz voll mit Spielzeugautos gefüllt ist.
  • -          Timmy wird ermahnt, umgehend den Raum zu verlassen, wenn er sich nicht beruhigen kann.
  • -          Timmy kommt splitterfasernackt zurück.
  • -          Timmy wird ermahnt, umgehend den Raum zu verlassen und sich anzuziehen.
  • -          Timmy hüpft nackt auf dem Bett bzw. seinen Geschwistern herum.
  • -          Timmy wird nicht mehr ermahnt, umgehend den Raum zu verlassen, wenn er sich nicht beruhigen kann, da das Mama jetzt egal ist, denn die anderen zwei schlafen tief und fest.
  • -          Ehemann schläft ebenfalls tief und fest im Fernsehsessel.
  • -          Mangels persönlicher Entfaltungsmöglichkeiten schläft der Nudist nun ebenfalls ein.
  • -          Wird schlafend angezogen und zugedeckt.
  • -          Gute Nacht.

Mittwoch, 25. September 2013

Süper Haare

Süper Haare
Mein Ältester kommt ja bald in die Schule. Alles ist bereit, Schulranzen gekauft, Schultüte gebastelt, eifersüchtiger Bruder einigermaßen beruhigt. Nur eins noch: Mir fällt auf, dass ein neuer Haarschnitt mal wieder angebracht wäre, der kleine Große soll ja auch schön aussehen. Ich hole ihn also gemeinsam mit Felicitas schon früher aus dem Hort ab, während Timmy noch im Kindergarten ist, so können wir dies auch noch in Ruhe erledigen. Mario ist zwar willig, dennoch läuft er langsamer als ein alter fußlahmer Esel und benötigt außerdem während des ca. 1 Kilometer langen Fußweges eine Rast mit Brotzeit und eine Rast mit Turnpause, während der er einmal in einen Busch fällt und sich einmal die Knie aufschabt. Gut, eine gute halbe Stunde später sind wir auch schon da. Wir gehen heute mal nicht in den Salon, den ich der Einfachheit halber Turkish Süper Haare nenne, da die meist türkischstämmigen Besitzer sehr oft wechseln, sondern ich will was Anderes ausprobieren. Mein Sohn ist skeptisch. Im Haarmode-Salon werden wir von einer jungen gepflegten Dame freundlich begrüßt; auf einer Vielzahl von Friseurstühlen sind allerlei Omis, die sich die Haare ondulieren, Frauen, die sich die Haare mit Strähnen versehen lassen, bis in die Tiefen des Raumes aufgereiht. „Heute müssten Sie eine Stunde warten, aber wir können einen Termin ausmachen.“ „Mama, bitte nicht!“ Marios Blick ist voll Angst und Verzweiflung. „Bitte hier nicht. Hier gefällt es mir nicht. Ich will dahin, wo wir immer hingehen.“
Draußen läuft er traurig und mit hängenden Schultern neben mir her. Er tut mir richtig Leid. „Ok, wir gehen dahin, wo Du willst!“
Als wir dort sind, ist Mario gleich begeistert: „Da will ich hin!“ Ich frage eine nett aussehende rothaarige Frau mit russischem Akzent, ob es heute geht. „Ja, können Sie soforrt bei Kollägän!“ Sie zeigt nach links. Mir fallen fast die Augen raus: Vor uns steht ein bulliger, äußerst finster dreinblickender Orientale mit Armen wie Baumstämme, die über und über mit gruseligen Tätowierungen verziert sind. Und als er uns sieht, wird sein Blick noch viel finsterer. Ich habe ein bisschen Angst vor ihm, aber ich kenne meinen Sohn und weiß, dass so ein Coiffeur seines Vertrauens aussieht. Ich sehe zu Mario. Mario nickt. Godzilla hebt Mario (27 kg), als wäre er ein Wattebäuschchen, auf den Friseurstuhl mit einer Sitzerhöhung für Kinder. „Bitte ihm die Haare schneiden.“ Ich erkläre, dass Mario hinten einen Wirbel hat, blabla … Ich merke schnell, dass der Mann kein Wort versteht. Ok. Ob er Deutsch kann, kann mir eigentlich egal sein, da er eh nicht so aussieht, als würde er gern mit mir über die neuste Brigitte-Diät parlieren. Ich deute auf Mario und sage: „Haare!“ Ich hoffe, dass ihm aus dem Kontext des Friseursalons, in dem wir stehen, klar ist, dass er Mario die Haare schneiden soll, nicht Ohren abreißen oder sowas. „Erst Maschine“, droht er und macht sich unheilvoll dreinblickend ans Werk. Mario ist hochzufrieden. Das süperdüper Handy des Orientalen (?) beginnt während der zehnminütigen Prozedur ungefähr fünf Mal zu klingeln. Felicitas ist von dem ganzen Geschehen so fasziniert, dass sie vergisst, dass ich sie böserweise im Buggy festgeschnallt habe. Als er fertig ist, frage ich: „Können Sie noch einen Blitz hineinrasieren?“ Er blickt mich jetzt höllendüster an. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und male mit dem Finger einen Blitz an die Seite von Marios Kopf. Er dreht sich um und geht weg. Oh Gott, holt er eine Axt? Er kommt zurück mit einem Notizblock und Kuli, malt einige Striche und zeigt sie Mario. Mario schüttelt den Kopf. Godzilla gibt Mario den Kuli. Mario malt auch und dann male ich. Schließlich haben wir uns geeinigt, und das Werk wird vollendet. Dann geschieht es: Godzilla lächelt mich an! Dann lächelt Mario mit den Blitzen an den Schläfen und frisch geschnittenem Haar mich an, nur Felicitas weint ein bisschen, weil sie jetzt doch raus will. Ach, bei Turkish Süper Haare ist es halt doch am besten!
Ich versuche es heute mal wieder mit Vollkorn-Spaghetti!
Blankes Entsetzen bei den lieben Kleinen: „Wir wollen keine dreckigen Nudeln!“

Die Probestunde


Mein Sohn Mario ist nach den Schulstunden derart bewegungssüchtig, dass er auf unseren Möbeln herumspringt und wir uns vorkommen wie bei Tarzan im Dschungel. Um unser Mobiliar zu schonen, schlage ich vor, eine Probestunde Judo zu absolvieren. Die Begeisterung ist bei beiden Jungs groß. Aufwand auch. Im Hort anrufen und organisieren, dass Mario früher nach Hause kommt, Timmy zwei Stunden früher aus dem Kindergarten abholen, ihn davon überzeugen, dass man fünf Minuten vor Abmarsch kein komplettes Vollbad mehr nehmen kann, Sportsachen richten, Wasserflasche, Anti-Quengel-Keks für Felicitas usw. Bei strömendem Regen (Regenhaube für Kinderwagen, Regenmäntel, Kinderschirme, Diskussion, ob man Gummistiefel braucht) geht es auch schon los. Mich überkommt angesichts der Wassermassen eine gewisse Müdigkeit. Ich weiß ja, dass es total gesund ist, bei Wind und Wetter andauernd draußen zu sein, aber ich habe einfach keinen Bock; ich würde ehrlich gesagt lieber im trocknen Auto sitzen (ich verdränge den Gedanken, dass mir das auch nichts nützen würde und vermutlich noch langer dauern). Die Kinder lassen sich von meiner miesen Stimmung nicht anstecken, sondern hüpfen fröhlich durch die Pfützen, nicht ohne ständig zu meditativen Pausen innezuhalten, um Schleim-Schnecken oder dekorativ verrottenden Müll zu beobachten bzw. mit ihren Kinderschirmen Kung-Fu-artige Performances hinzulegen. Ich warte. Warte. Warte. Das habe ich einkalkuliert und schließlich sind wir bei der Turnhalle.
Letztendlich sieht die Lage so aus. Mario fürchtet sich so sehr vor den anderen Kindern und dem Judo-Lehrer, dass er sich außerstande sieht, auch nur ansatzweise die Judo-Matte zu betreten. Timmy ebenfalls. Meiner Meinung nach sieht der 2-Meter-Hüne mit schwarzem Gürtel im Vergleich zu Marios Friseur total harmlos aus. Die Einzige, die unbedingt und pausenlos auf die Judo-Matte will, ist Felicitas. Die sich verrenkenden Kämpferpaare, die sie vermutlich an ihre Brüder erinnern, ziehen sie magisch an, während ich sie davor zu bewahren suche, eins auf die Mütze zu bekommen. In meinen Armen dreht sie sich wie ein wild gewordenes Grillhähnchen und kreischt und brüllt wie angesengt - ein Höllenlärm, ununterbrochen. Den machen – trotz ihrer Furcht – die anderen beiden allerdings auch. Sie ziehen wie eine Naturgewalt durch die Halle und übertreffen den Lärm der anderen zehn Kinder bei Weitem. Den Judo-Lehrer juckt das nicht, aber eine Mutter bittet mich, ich solle meinen Kindern die Schuhe ausziehen, weil sie das Getrampel stört. Keine Sportschuhe und kein Rennen in einer Turnhalle?! Hä? Vor Verblüffung bleibt mir die Spucke weg, aber das mache ich ganz bestimmt nicht. Da die Blagen sich aber so furchtbar aufführen, hätte ich doch nicht übel Lust, meinen Frust abzuladen und die Alte total zur Schnecke zu machen und hoffe, sie kommt nochmal, jetzt, wo ich im hysterische-Schnepfen-Modus bin. Aber nein, sie denkt anscheinend, ich sei gestraft genug, was auch der Wahrheit entspricht. Die Einzige, die wirklich Sport macht und schwitzt wie ein Schwein, bin ich, da ich ja die ganze Zeit das Grillhendl durch die Halle trage in der Hoffnung a) dass es die Existenz der Judo-Matte vergisst, b) dass die zwei anderen Sportfreaks sich doch noch besinnen. Beide Hoffnungen zerschlagen sich natürlich innerhalb der nächsten Stunde, obwohl ich mit Engelszungen auf sie einrede. Ich bin stinksauer. Abmarsch! Wir latschen im Regen nach Hause. Timmy findet einen Regenwurm und nimmt ihn mit. Als er ihn auf den Boden wirft und darauf herumspringt, verkündet er voll Freude: „Er ist wieder aufgewacht!“ Ich glaube, der arme Regenwurm ist da leider ganz anderer Meinung. Dann findet er einen ekelerregenden alten Strick und kaut darauf herum. Er kann sich erst vor der Wohnungstür von dem Teil trennen, was ja sehr schön ist, andererseits schleudert er das Ding einfach ins Treppenhaus.
Mein Gott! Wieso mache ich sowas? Wozu gibt es Kindersport?
Abends, als ich mich etwas beruhigt habe, sage ich Mario, dass er nicht mehr ins Judo braucht, aber dass er einen Sport machen solle, von mir aus im Garten rennen, ins Kinderturnen, Fußball spielen, oder sonstwas. Sind wir uns darüber einig, dass Sport gut ist. „Ja!“
„Und, Mario, was willst Du machen?“
„Judo!“
PS: Kleiner Scherz.

Trimm-Dich-Pfad


Ein Ausflug zum Trimm-dich-Pfad im Wald … wird von den Jungs erst mal falsch aufgefasst: sich gegenseitig vertrimmen steht ganz hoch im Kurs. Dazu gibt es im Wald ja ganz anderes und besseres Material als zu Hause! Mit großen Ästen, die Kind Nr. 4 (Ehemann) ihnen mit seinem Riesen-Spezial-Taschenmesser, abgeschnitten hat, geht man emsig zu Werke. Lautes Weinen aus drei Kehlen schallt kurze Zeit später durch den Wald. Zum Glück gibt es die Turnstationen mit Geräten, die die Kinder ab und zu von ihren Prügeleien ablenken. Meine Bewegungsversuche werden von meinem topfitten Gatten mit Kommentaren versehen, in denen unschönerweise das Wort „Oma“ fällt. Das war dumm, denn ab jetzt gehe ich joggen – ohne Kinder. Ratet mal, wer auf sie aufpassen muss! Felicitas wackelt begeistert mit. Unser spezielles Ausflugsziel ist ein Bächlein, da mein Naturforscher Timmy sehr gerne möglichst kleine, wenn’s geht eklige Tiere beobachtet. Leider habe ich die Rechnung ohne Felicitas gemacht. Sie stiefelt emsig voran in die eiskalten Fluten. Ich packe sie am Schlafittchen und ziehe ihr rasch Schuhe und Strümpfe aus. Sie ist so begeistert, dass ich wohl oder übel auch die Schuhe ausziehen muss und durch den Bach waten, damit sie nicht gleich bäuchlings im Wasser liegt und unser Ausflug vorzeitig beendet ist. Brrr. Saukalt. Ehrlich gesagt, frieren mir langsam die Füße ab. Den Kindern offenbar nicht. Ich muss sie fast mit Gewalt wieder aus dem Wasser ziehen.
Mein Mann hat derweil einen ziemlich großen Wurm gefunden und sich ans Bein geklebt. Er behauptet, das gefährliche Tier würde sein Blut aussaugen. Da augenblicklich keiner heult, ist es ihm anscheinend zu leise und er tut so, als würde er den Wurm Mario hinten ins T-Shirt werfen. Mario rennt vor Panik fast die Bäume hoch und kreischt wie ein Verrückter. Als mein Mann das Gleiche bei Timmy versucht, sucht dieser eifrig den Wurm, den er gerne in Einzelteile zerlegen und sichten würde, um ihn anschließend in einem Haufen Pferdeäpfel zu werfen. Leider ist das Tier mittlerweile auf der Flucht. Ich verbiete meinem Mann ab jetzt mit dem Wurm zu spielen. Zum Glück gibt es ja die Turngeräte, schnell weiter! Hier muss die Energie doch in konstruktive Bahnen zu lenken sein. Aha! Die nächste Station ist auch schon da: mehrere armdicke, einen halben Meter lange Holzbalken, die man irgendwie hochheben soll … bzw. auf seine Geschwister werfen. Seufz. Bevor das passiert, bleibt mir nur eins: „Schatz, suche einen neuen Wurm! Schneide neue Äste für die Kinder ab!“

Dienstag, 24. September 2013

Mario spielt mit zwei Giraffenfiguren: "Das ist das Weibchen und das ist das Normale!"

Donnerstag, 19. September 2013

Der Kinder-Roboter


Mein Sohn Mario kam heute nach der Schule (was er dort genau treibt, weiß ich nicht, da er mir kein Wort darüber verrät) alleine nach Hause. Ich beobachte ihn heimlich vom Fenster aus, er sieht sich vorsichtig um, ob Autos kommen und trabt erst dann los. Super! Zuhause angekommen, ist er natürlich superstolz und ich auch. Er räumt seine Schultasche weg und erklärt, er sei jetzt ein Kinder-Roboter. Was ist das denn? Mach mal! Er hebt seinen Arm, und beschreibt, wo man den Kinder-Roboter anschalten kann. Ich fange an zu kurbeln. Der Kinder-Roboter begibt sich umgehend zur Geschirrspülmaschine und räumt sie komplett aus (der Mama-Roboter versucht seit mehreren Jahren unter Anwendung sämtlicher pädagogischer Tricks, die Kinder dazu anzuleiten, wenigstens den Besteckkasten auszuräumen – mühsam mühsam, pro Besteckkasten gefühlte 200 Stunden Meckern). Anders als mein Sohn Mario weiß der Kinder-Roboter überraschenderweise genau, wo alles hingehört, stellt elegant Stühle hin, um überall hinzukommen (ich hatte mir ausgerechnet, dass ich noch ca. 4 Jahre warten muss, bis er an die oberen Schränke reicht) und räumt innerhalb von fünf Minuten nicht nur den Besteckkasten, sondern das ganze Ding aus - ich werd verrückt!!!! Und habe wieder was gelernt.

Samstag, 7. September 2013

Ratgeberecke

Zu der Frage meiner Freundin Jeannette: Kann man eine Zugfahrt mit Kindern empfehlen? Ich sage uneingeschränkt ja (Ich empfehle auch 18-stündige Flugreisen mit drei Kindern, was eventuell ein Hinweis in Bezug auf meine Zurechnungsfähigkeit sein könnte)! Mit Felicitas brauche ich nicht mal einen Sitzplatz (Reservierungskosten: 8 Euro – no comment), da ich ja ohnehin die ganze Zeit hinter ihr herlaufe. Wieder Geld gespart!
Spezielle Erfahrungen der Fahrt zu Oma und Opa: Wir hatten unnötigerweise einen Sitzplatz, wir haben mal den für Behinderte genommen (Frau mit Kindern ist ja sowas Ähnliches, gell); die abgeschlossene Gummizelle, pardon das Kinderabteil, auf das ich spekuliert hatte, ist leider besetzt; neben einer Frau mit drei Kindern von zwei Greislein. Ich überlege, mit ihnen zu tauschen, aber für eine Stunde lohnt es sich nicht, die etwas gebrechlich wirkenden Menschen aufzuscheuchen.
Als mein Mann, der uns zum Bahnhof gebracht hatte, geht, weint Timmy lange und untröstlich - und auch sehr, sehr laut. Die Frau, die uns gegenüber sitzt, erkundigt sich besorgt, wie weit wir denn führen; dass wir schon nach einer Stunde den ICE verlassen würden, registriert sie mit großer Dankbarkeit und reicht eine kleine Packung Gummibärchen. Sofort Ton aus. Felicitas zeigt spezielles Interesse am Kinderabteil und leckt die Scheibe genüsslich ab – die eingesperrte Gegenseite innen (nicht die Greise, sondern die Kinder :-)), ebenso. Alle sind total euphorisch deswegen. Einige Jugendliche versorgen sich mit Bier und machen irgendwelche coolen Gesten, sind ebenfalls total euphorisch deswegen, zugleich aber etwas zu abgelenkt, um ihr Bier aufrecht zu halten. Felicitas stürzt sich gierig auf die so entstehenden Bierlachen. Timmy findet die Fahrt super und bleibt sogar auf seinem Platz sitzen, während Felicitas und ich unser Workout fortsetzen. Alles in allem sehr kurzweilig und ohne Pannen!

Freitag, 6. September 2013

Konversationsversuch: „Und Timmy, was gab’s im Kindergarten zu essen?“
Timmy: „Hasenkaka.“
Ich: „Hat’s geschmeckt?“
Timmy: „Nein, Rosi (die Erzieherin) hat’s gegessen.“
Ich ermahne die Jungs: „Papa kommt heute spät nach Hause, weil er viel gearbeitet hat. Also brav sein!“ Timmy nachdenklich: „Brav sein? …. Ach so, kenn ich doch!“

Montag, 2. September 2013

Die Ferien sind vorbei!

Nach einer Woche allein bei Oma und Opa wird Mario wieder gezwungen, zu uns zurückzukehren, d.h. zu seiner harten Existenz ohne tägliche Geschenke und Eis, aber stattdessen zwei Geschwistern, die die Aufmerksamkeit von seinen nervenstrapazierenden Quengeleien abziehen. Das Wiedersehen mit seinem jüngeren Bruder assoziiere ich irgendwie mit der Kraft des Zusammenpralls zweier Atomraketen. Wie zwei Riesenmagneten ziehen sie sich an, zuerst gibt es Umarmungen, dann Intensiv-Prügel in allen schrecklichen Varianten. Zwischendrin hopst Felicitas überglücklich herum.
Oma und Opa, die Mario zurückgebracht haben, wollen das TV-Duell von Merkel gegen Steinbrück sehen – ok, das Sehen ist kein Problem: wir sehen Münder, die sich lautlos bewegen zu einer Geräuschkulisse, die an einen Käfig voller Paviane erinnert, in welchem es jedoch sicherlich leiser zugeht. Es ist uns allen klar, dass wir die Jungs trennen müssen – aber wie? Ich versuche, den durch Eiskonsum gestählten Körper meines Ältesten mit einem Ringergriff festzuhalten. Wie zu erwarten, schaffe ich das ohne weitere Hilfsmittel nicht, und er entwischt mir. Wir machen zu Trennungszwecken Experimente mit dem Absperren einer Tür, was aber damit endet, dass Opa, ich, Mario und Felicitas von Timmy im Kinderzimmer eingeschlossen werden. Mario weint (Erinnerung an gewisse Ereignisse im Urlaub, wo er sich eingesperrt hatte und nur wegen baulicher Mängel ohne größere Maßnahmen befreit werden konnte). Ich nicht. Immerhin habe ich es geschafft, die Jungs von ihrer Prügelei abzubringen. Ich rufe nach meinem Mann, der sich aber hocherfreut über die aktuelle Ruhe, die ihm anscheinend nicht verdächtig verkommt, in die Kommentare zum Kanzlerduell vertieft hat und nichts hört. Da Timmy auch langsam panisch wird, erklärt er sich freundlicherweise bereit, seinem Papa den Schlüssel, den er nicht wieder umdrehen kann, zu bringen und ihn zu holen.
Mario ist durch die Schlüsselepisode weichgekocht und geht freiwillig auf meinen Vorschlag ein, endlich mal zu baden, was eigentlich nur dem Zweck dient, ihn von seinem Bruder abzulenken. Ich verschwinde mit ihm leise und unauffällig im Badezimmer (netter Versuch von mir!). Kurze Zeit später drängen Felicitas und Timmy grölend hinein. Felicitas zieht wie eine Wilde an ihrem T-Shirt und ihrer Hose, zeigt mit dem Zeigefinger ins Wasser und ruft: „Hier! Hier!“. Timmy zieht sich selber aus und springt in die Fluten. Angeblich wirkt ja ein abendliches Bad beruhigend. Haha. Der Geräuschpegel der solchermaßen erfrischten Jungs und Mädels nähert sich danach nun dem einer Stampede und man prügelt weiter fröhlich aufeinander ein.
Nach einer Woche Pause: Ach ja, das ist ja jeden Abend so.
PS: Wundert es jemanden, dass sich Felicitas vor nichts und niemandem fürchtet? Neulich im Park entwischte sie mir und pikste einen zwei Meter großen schlafenden Hund in die Rippen. Der Hund erschrak fürchterlich :-)


Sonntag, 1. September 2013

Wie man erkennt, dass man kein richtiger Fußballfan ist

Gestern sahen mein Mann und ich gemeinsam fern und gerieten dabei an das Fußballspiel Bayern München gegen Chelsea. Das Spiel wendete sich dann ja noch mal in der letzten Minute. Kurz vor dem Elfmeterschießen beschloss ich, schon mal meine Zähne zu putzen. Als ich im Bett lag, fiel mir plötzlich ein, dass ich vergessen habe, das Spiel weiterzuschauen.