Mittwoch, 13. November 2013

Baumarkt-Wonderland



Bei uns ist leider die Arbeitsplatte in der Küche ziemlich ramponiert, so dass nichts anderes bleibt, als sie zu erneuern. Eine wundervolle Gelegenheit, wieder mal den faszinierenden männlich-herben Flanellhemd-Charme von Baumärkten zu schnuppern.
Ich rufe einfach mal nassforsch beim nächsten Heimwerkerparadies an.
„Kann man bei Ihnen Küchenarbeitsplatten kaufen?“
„Jep!“
„Äh, und haben Sie dann auch jemanden, der sie einbauen könnte?“
(… stummes Entsetzen am anderen Ende der Leitung …) „Na, da müssen Sie sich schon selbst drum kümmern!“
Ok, das heißt wohl nichts anderes, als dass ich den Alten bearbeiten soll, dass er es macht. Da dieser zunächst etwas unwillig ist, rufe ich beim nächsten Baumarkt an, der mir immerhin einen angeblichen Handwerker nennt. Der Betrag, den er für den Einbau haben will, spricht jedenfalls dafür, dass er die Heidi Klum unter den Arbeitsplatteneinbauern ist. Das wiederum motiviert meinen Mann sehr stark. Haha! Geschafft!
Sicherlich hat der Baumarkt aber wenigstens eine schöne Arbeitsplatte für uns. Diejenigen, die vorrätig sind, gefallen mir erst mal nicht so arg, aber hey, es gibt noch über 400 zur Auswahl, wie ein großes Schild verspricht. Wo sind die denn eigentlich alle?
Wir holen mal einen der männlich-markanten Mitarbeiter.
„Wie ist das nun mit diesen 400 Arbeitsplatten?“
„Ja, die muss man erst bestellen. Das dauert.“
„Äh, wie lange?“
Bedeutungsvolles Augenbrauenheben. „Wochen!“
„Und was kostet es?“
Jetzt kommt er! Der einleitende Seufzer, der vielsagende Handwerkerblick, das bedauernde Schulterzucken, die Hände gottergeben erhoben. Normalerweise hört man dann: „Alles verrottet. Wird teuer! Sehr teuer!“ Der Gute formuliert es etwas anders: „Kann man nicht so sagen.“
Okay …. Ich dachte zwar, die verkaufen die, aber wir wechseln mal das Thema: „Und schneiden Sie die Platte dann hier zu?“
Empörung zeichnet sich in seinem wetterzerfurchten Gesicht ab. „Nä!!!! Das machen die dort! Aber das dauert! Wochen! Wir schneiden nur das zu, was hier ist!“ Er zeigt auf eine kleine Auswahl an Brettern.
Nachdem die 400 Arbeitsplatten eigentlich auch nicht anders ausschauen als die Baumarktbretter, denke ich, wir nehmen dann doch eine direkt aus dem Baumarkt. Also fahren wir noch mal hin. Die Kinder laden wir in einen dieser riesigen unpraktischen Baumarktwagen und kurven zwischen den Regalen herum. Gähnende Leere. Weder Kunden noch Mitarbeiter. Bis auf den Ort, über dem „Zuschnitt“ steht. Hier bildet sich eine ca. 10 Meter lange Schlange. Mein Mann stellt sich stur zum Infostand „Beratung und Bestellung Küchenabteilung“, obwohl da niemand ist, da er der Meinung ist, wo Info draufsteht, ist auch Info drin. Nachdem Felicitas alle Prospekte, die dort ausliegen, auf den Boden geworfen hat, und die Jungs sich in einer wilden Prügelei verkeilt haben, frage ich nach einer Viertelstunde sinnlosen Herumstehens lieber mal einen Mitarbeiter, obwohl mein geliebter Ehemann das kategorisch ablehnt, denn schließlich ist da der Infostand!!!! Er wünsche jetzt eine Klingel zum Herbeiklingeln eines Mitarbeiters, da er umgehend eine Info wolle. Nur ist ja auch keine Klingel da. So kommen wir nicht weiter.
Ich begebe mich mit Felicitas auf die Suche und scanne verschiedene karohemdige Personen nach Hinweisen auf ihre Betriebszugehörigkeit ab.
„Äh, Entschuldigung, wir wollen eine Küchenarbeitsplatte zuschneiden lassen, aber beim Info-Stand ist niemand.“
Dieser Mitarbeiter entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Weiblein, das mich mit strengem Blick mustert.
„Tja. Genau. Da ist niemand. Gehen Sie mal schön zum Zuschnitt, der Kollesche ist allein!“
Wir stellen uns in die lange Schlange. Felicitas versucht die ganze Zeit, die Grenze zum Kabuff mit den Kreissägen zu überwinden, bzw. Holzmuster von der Wand abzureißen. Mario schreit: „Ich muss aufs Klo!“ Gott sei’s gelobt. Ich kann hier weg. Papa muss Felicitas auf die Schultern nehmen und warten, während ich mit den Jungs einmal quer durch den Baumarkt marschiere. Zunächst auf der Suche nach jemanden, den ich fragen kann, wo die Toiletten sind („Den Gang 16 bei Sanitär links und bei den Kreuzdübeln dann geradeaus durch, newa!“) und dann nochmal weiter zum Klo. Timmy ist nun plötzlich verschollen, wird aber von einem anderen Kunden auf der Männertoilette gesichtet und herausgelotst. Danke, dass ich nicht aufs Männerklo muss!
Als ich zurückkomme, hat sich die Schlange nicht um einen Zentimeter bewegt. Felicitas' Laune ist im Keller. Als wir um Viertel vor acht endlich dran sind, möchte ich den Jung-Knilch hinter dem Tresen fast umarmen. Er ist von meinem Begehr deutlich weniger begeistert.
„Ich will eine Arbeitsplatte kaufen und zuschneiden lassen. Heißt „Zwetschge Block“.“
„Nä!!! Hier nicht! Nur das, was da ist!“
„Die ist aber da!“, sage ich. Ich unterdrücke zwar meinen Impuls, ihn bei der Hand hinter seinem Tresen hervorzuziehen, mache aber meine Kinder-Heranwink-Geste. Unwillig tappt er hinter mir her und muss einsehen, dass noch genau zwei Platten davon da sind. Siehste!
Gut! Jetzt soll er sie ja noch zuschneiden. Etwas angeekelt notiert er die Maße.
„Montag fertich! Aber wir rufen Sie auf jeden Fall vorher an.“
Fein säuberlich notiert er die Telefonnummer, während Felicitas zwischen meinen arg strapazierten Bizepsen tobt. Jetzt müssen wir nur noch raus und unsere Söhne am heiß geliebten Stand „Männer-Essen: viel Fett, kein Gemüse“ vorbeilotsen.
Selbstverständlich ruft am Montag keine Sau an. Auch am Dienstag nicht. Schließlich rufe ich am Mittwoch selbst an, werde zweimal aus der Warteschleife geschmissen, bis ich am Ende mit drei Mitarbeitern spreche und dann irgendwie bei jemanden rauskomme, der sich mit mir unterhalten will.
„Ja, schaun wir mal, ob da ein Auftrag ist. Wie heißen Sie nochmal?“
Ich buchstabiere.
„Auftragsnummer?“
„Ich habe keine Auftragsnummer bekommen.“
„Soso.“
Ich höre Placebo-Tastengetippe.
„Nä!!! Nichts. Kein Auftrag erfasst!“
„Und jetzt? Wir haben doch den Zuschnitt bestellt.“
Lautes Seufzen.
„Warten Se mal!“
Düdeldü. Düdeldü. Musikmusik, derBaumarktistsotoll, usw.
Ich sage wieder einem Mitarbeiter mein Sprüchlein auf.
„Hm.“ (Betonschwere Bedenken sind durchs Telefon zu hören). „Hm – hm –hm. Ja, hier stehen zwei Platten. So ca. 2,80 und 1,30 Meter?“
„Äh, vielleicht? Steht da kein Name drauf?“
„Nä!!!“
„Der Mitarbeiter, bei dem wir bestellt hatten, sagte mir, wir würden angerufen werden, wenn die Platte fertig ist!“
„Nä!!! Wir rufen niemanden an. Wenn die Platte fertich ist, is se fertich!“
„Äh, ist sie denn fertig? Schauen Sie doch bitte noch mal!“
(Herumkruschgeräusche).
„Jep! Da is se!“
DANKE!!!!                     

Montag, 11. November 2013

St Martin



St. Martin! Romantische Laternenumzüge!!! Juhu! Natürlich findet in Timmys Kindergarten auch einer statt. Meine Vorfreude wird einzig durch die Tatsache getrübt, dass ich ja die Kinder mitnehmen muss. Noch mehr trübt sich meine Laune ein, als mein Ältester anscheinend plötzlich den Tick entwickelt hat, andauernd und lautstark das Wort Penis in Verbindung mit unflätigen Verben zu erwähnen.
Langsam werde ich böse. „Sag mal, woher hast Du das eigentlich???“
„Na, von Dir!“
Sagt’s, lacht dreckig und rennt sehr schnell davon!

Samstag, 9. November 2013

Ausflug ins Hallenbad



Nach langer Abstinenz planen wir endlich den heiß ersehnten Hallenbadbesuch. Ich weiß schon, warum ich den so lange vor mir hergeschoben habe. Aber anscheinend zu lange. Keiner von uns erinnert sich an den etwas komplexen Anfahrtsweg zu dem Hallenbad in der Pampa. Also noch mal zurück und Papas Schlauphone holen. Als ich endlich in der engen Umkleidekabine stehe und zwei Kinder (das größte hat Papa) und mich selbst umziehen muss, d.h. Unmengen kleiner Unterhosen, Socken, Strumpfhosen, Unterhemden, Schuhe, Hosen, Pullis etc. in diese seltsamen Netze hineinpfriemeln muss, erwäge ich kurz einen Nervenzusammenbruch. Währenddessen erscheint Marios Kopf in der Spalte unter der Tür der Umkleide. Er findet das witzig. Felicitas auch. Sie entwischt natürlich umgehend, während ich nackt in der Umkleide stehe. Meinen geplanten Nervenzusammenbruch kann ich also vergessen. Ich weise Marios an, Felicitas einzufangen. Ich habe übrigens zwei Badeanzüge, in denen ich wahrlich unbeschreiblich aussehe, da keiner von beiden mir richtig passt, einer ist zu eng, der andere zu weit, aber wer schaut mich an, wenn ich mit den drei Freaks unterwegs bin? Äh genau, alle! Heute habe ich mich für den Bodyformer (Presswurst) entschieden. Die Kinder rasen los und plantschen selig im Babybecken. Alle außer Felicitas, denn diese hat sich alles sehr genau angeschaut und plant einen Sprung vom 1,5 Meter Sprungbrett. Ich würde sagen: Komm in fünf Jahren wieder, Schätzchen! Die Heulsirene geht natürlich umgehend los. Babyabtransport zum Babybecken zu Papa. Jetzt kommt der gemütliche Teil. Ich schwimme fünfzehn Minuten lang allein herum. Dann ist Schichtwechsel und Papa beschließt, dass aus seinen verweichlichten Muttersöhnchen jetzt echte Männer gemacht werden, d. h. sie werden – immerhin! – mit Schwimmflügeln ausgerüstet und trotz Heulen und Zähneklappern ins große Becken geschmissen. Lautes Weinen ertönt (aber sie leben! Schluchz!). Kurze Zeit später sehe ich zu meinem großen Erstaunen keine schwersttraumatisierten Zwerge mit lebenslanger Panik vor dem Wasser, sondern dass die Jungs beide richtig schwimmen und dabei ausgesprochen fröhlich aussehen! Wow! Ich bin begeistert! Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass die beiden nie einen Schwimmkurs hatten, aber es geht anscheinend auch auf die traditionelle Art und Weise, ohne Quietscheentchen-Gesänge und sanfte Heranführungen und Kasperletheater durch qualifizierte Kursleiterinnen. Tja, im Grund war das Ganze eigentlich ganz entspannt, sieht man von meinem Wutanfall am Ausgang ab. Ich hatte Grissini eingesteckt, nach denen Timmy emsig grapschte, verfolgt und gemaßregelt von einer Reinigungskraft, die ständig auf der Hut war, ob er irgendwelchen Müll oder Brösel auf den Boden warf. Mein geschätzter Ehemann tutete ins gleiche Horn und fing eine Grundsatzdiskussion an, ob man zu Ausflügen Essen mitnehmen soll oder nicht. Andere Menschen auf dem Erdball müssen schließlich mehrere Tage hungern und überleben es! Die Putzfrau zeterte ebenfalls. Kreisch! Fürs nächste Mal muss ich meinen Ältesten nach ein paar gesalzenen Kraftausdrücken fragen, die er in der Schule gelernt hat!

Donnerstag, 7. November 2013

Männer!



Mario hat sich leider in der Schule daneben benommen. Ich erzähle meinem Ehemann davon. „Die Lehrerin hat mir eine Notiz geschrieben, dass sich Mario in der Schule mit einem Jungen geprügelt hat.“
„Und? Wer hat gewonnen?“