Nach langer Abstinenz planen wir
endlich den heiß ersehnten Hallenbadbesuch. Ich weiß schon, warum ich den so
lange vor mir hergeschoben habe. Aber anscheinend zu lange. Keiner von uns
erinnert sich an den etwas komplexen Anfahrtsweg zu dem Hallenbad in der Pampa.
Also noch mal zurück und Papas Schlauphone holen. Als ich endlich in der engen Umkleidekabine
stehe und zwei Kinder (das größte hat Papa) und mich selbst umziehen muss, d.h.
Unmengen kleiner Unterhosen, Socken, Strumpfhosen, Unterhemden, Schuhe, Hosen,
Pullis etc. in diese seltsamen Netze hineinpfriemeln muss, erwäge ich kurz
einen Nervenzusammenbruch. Währenddessen erscheint Marios Kopf in der Spalte
unter der Tür der Umkleide. Er findet das witzig. Felicitas auch. Sie entwischt
natürlich umgehend, während ich nackt in der Umkleide stehe. Meinen geplanten
Nervenzusammenbruch kann ich also vergessen. Ich weise Marios an, Felicitas einzufangen. Ich habe übrigens zwei Badeanzüge, in denen ich wahrlich
unbeschreiblich aussehe, da keiner von beiden mir richtig passt, einer ist zu
eng, der andere zu weit, aber wer schaut mich an, wenn ich mit den drei Freaks
unterwegs bin? Äh genau, alle! Heute habe ich mich für den Bodyformer
(Presswurst) entschieden. Die Kinder rasen los und plantschen selig im
Babybecken. Alle außer Felicitas, denn diese hat sich alles sehr genau angeschaut
und plant einen Sprung vom 1,5 Meter Sprungbrett. Ich würde sagen: Komm in fünf
Jahren wieder, Schätzchen! Die Heulsirene geht natürlich umgehend los. Babyabtransport
zum Babybecken zu Papa. Jetzt kommt der gemütliche Teil. Ich schwimme fünfzehn
Minuten lang allein herum. Dann ist Schichtwechsel und Papa beschließt, dass
aus seinen verweichlichten Muttersöhnchen jetzt echte Männer gemacht werden, d.
h. sie werden – immerhin! – mit Schwimmflügeln ausgerüstet und trotz Heulen und
Zähneklappern ins große Becken geschmissen. Lautes Weinen ertönt (aber sie
leben! Schluchz!). Kurze Zeit später sehe ich zu meinem großen Erstaunen keine
schwersttraumatisierten Zwerge mit lebenslanger Panik vor dem Wasser, sondern
dass die Jungs beide richtig schwimmen und dabei ausgesprochen fröhlich
aussehen! Wow! Ich bin begeistert! Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen,
dass die beiden nie einen Schwimmkurs hatten, aber es geht anscheinend auch auf
die traditionelle Art und Weise, ohne Quietscheentchen-Gesänge und sanfte
Heranführungen und Kasperletheater durch qualifizierte Kursleiterinnen. Tja, im
Grund war das Ganze eigentlich ganz entspannt, sieht man von meinem Wutanfall
am Ausgang ab. Ich hatte Grissini eingesteckt, nach denen Timmy emsig grapschte,
verfolgt und gemaßregelt von einer Reinigungskraft, die ständig auf der Hut
war, ob er irgendwelchen Müll oder Brösel auf den Boden warf. Mein geschätzter
Ehemann tutete ins gleiche Horn und fing eine Grundsatzdiskussion an, ob man zu
Ausflügen Essen mitnehmen soll oder nicht. Andere Menschen auf dem Erdball
müssen schließlich mehrere Tage hungern und überleben es! Die Putzfrau zeterte
ebenfalls. Kreisch! Fürs nächste Mal muss ich meinen Ältesten nach ein paar
gesalzenen Kraftausdrücken fragen, die er in der Schule gelernt hat!