Samstag, 9. November 2013

Ausflug ins Hallenbad



Nach langer Abstinenz planen wir endlich den heiß ersehnten Hallenbadbesuch. Ich weiß schon, warum ich den so lange vor mir hergeschoben habe. Aber anscheinend zu lange. Keiner von uns erinnert sich an den etwas komplexen Anfahrtsweg zu dem Hallenbad in der Pampa. Also noch mal zurück und Papas Schlauphone holen. Als ich endlich in der engen Umkleidekabine stehe und zwei Kinder (das größte hat Papa) und mich selbst umziehen muss, d.h. Unmengen kleiner Unterhosen, Socken, Strumpfhosen, Unterhemden, Schuhe, Hosen, Pullis etc. in diese seltsamen Netze hineinpfriemeln muss, erwäge ich kurz einen Nervenzusammenbruch. Währenddessen erscheint Marios Kopf in der Spalte unter der Tür der Umkleide. Er findet das witzig. Felicitas auch. Sie entwischt natürlich umgehend, während ich nackt in der Umkleide stehe. Meinen geplanten Nervenzusammenbruch kann ich also vergessen. Ich weise Marios an, Felicitas einzufangen. Ich habe übrigens zwei Badeanzüge, in denen ich wahrlich unbeschreiblich aussehe, da keiner von beiden mir richtig passt, einer ist zu eng, der andere zu weit, aber wer schaut mich an, wenn ich mit den drei Freaks unterwegs bin? Äh genau, alle! Heute habe ich mich für den Bodyformer (Presswurst) entschieden. Die Kinder rasen los und plantschen selig im Babybecken. Alle außer Felicitas, denn diese hat sich alles sehr genau angeschaut und plant einen Sprung vom 1,5 Meter Sprungbrett. Ich würde sagen: Komm in fünf Jahren wieder, Schätzchen! Die Heulsirene geht natürlich umgehend los. Babyabtransport zum Babybecken zu Papa. Jetzt kommt der gemütliche Teil. Ich schwimme fünfzehn Minuten lang allein herum. Dann ist Schichtwechsel und Papa beschließt, dass aus seinen verweichlichten Muttersöhnchen jetzt echte Männer gemacht werden, d. h. sie werden – immerhin! – mit Schwimmflügeln ausgerüstet und trotz Heulen und Zähneklappern ins große Becken geschmissen. Lautes Weinen ertönt (aber sie leben! Schluchz!). Kurze Zeit später sehe ich zu meinem großen Erstaunen keine schwersttraumatisierten Zwerge mit lebenslanger Panik vor dem Wasser, sondern dass die Jungs beide richtig schwimmen und dabei ausgesprochen fröhlich aussehen! Wow! Ich bin begeistert! Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass die beiden nie einen Schwimmkurs hatten, aber es geht anscheinend auch auf die traditionelle Art und Weise, ohne Quietscheentchen-Gesänge und sanfte Heranführungen und Kasperletheater durch qualifizierte Kursleiterinnen. Tja, im Grund war das Ganze eigentlich ganz entspannt, sieht man von meinem Wutanfall am Ausgang ab. Ich hatte Grissini eingesteckt, nach denen Timmy emsig grapschte, verfolgt und gemaßregelt von einer Reinigungskraft, die ständig auf der Hut war, ob er irgendwelchen Müll oder Brösel auf den Boden warf. Mein geschätzter Ehemann tutete ins gleiche Horn und fing eine Grundsatzdiskussion an, ob man zu Ausflügen Essen mitnehmen soll oder nicht. Andere Menschen auf dem Erdball müssen schließlich mehrere Tage hungern und überleben es! Die Putzfrau zeterte ebenfalls. Kreisch! Fürs nächste Mal muss ich meinen Ältesten nach ein paar gesalzenen Kraftausdrücken fragen, die er in der Schule gelernt hat!