Mittwoch, 20. Mai 2015

König Fußball



Habe ich schon erwähnt, dass Sohn Nr. 2 derzeit ins Fußballtraining geht? Trotz des „geringfügigen“ logistischen Aufwandes finde ich das gut – Fußball =  Mamas Traum (Bewegung, frische Luft, weg von der Glotze). Die gute Nachricht: Der Fußballverein ist ganz in unserer Nähe. Die schlechte: Das bringt mir auch nicht so viel - die Formel für Entfernungsberechnung mit Kindern lautet: Meter mal Kinderanzahl hoch 3. Denn die anderen Kinder muss ich ja mitnehmen, wenn ich Timmy dorthin bringe.
Interessanterweise gilt das Begleiten und Warten in abgehalftert wirkenden und abgeranzten Schulgebäuden bei Sportkursen als äußerst unterhaltsam und rangiert unter den absoluten Top Five der Freizeitgestaltungen überhaupt – was braucht man da noch Freizeitparks und Zoos, wenn man das hat! Auch bei mir selbst übrigens: Wenn ich die anderen Kinder mal nicht mitnehmen muss, da anderweitig verräumt, habe ich dort unendlich viel Zeit und Muße für meine Hobbys! Allerdings gelingt mir das äußerst selten wegen des hohen Freizeitfaktors für die anderen Kinder – was die da machen, fragt Ihr? Na, durchdrehen halt! Was sonst! Wenn die spitzkriegen, wohin die Reise geht, kann ich meine Freizeit vergessen! Also, heute wird es auch nichts mit Mamas Vergnügungen. 

Der Flitzinator Timmy ist hochmotiviert und saust mit mir los. Felicitas ebenfalls, wobei sie ist eher breit gestreut motiviert ist: Es geht in erster Linie um Akrobatik und einen Buggy sowie ein Brötchen und einen Schirm. Die Konstruktion hält.

Kaum sind wir am Schultor angelangt: Felicitas will den Kinderwagen mit Mama die Treppen herauftragen. Idealerweise zeitgleich noch Straßenmalkreisen durch die Gegend schmeißen. Und … und…Ich ignoriere ihre weiteren tausend Wünsche und schaue, dass Timmy in die Umkleide geht.

Ich hänge mit Mario und Felicitas vor der Turnhalle herum, allerdings nicht lange, da Felicitas unbedingt Fußball spielen will, d.h. in die Turnhalle hineingehen. Ich schärfe ihr ein, sich NICHT unter die Fußballer zu mischen, sondern am Rand zu spielen. Komischerweise hält sie sich dran, jammert aber, dass sie keinen Ball hat – naja, ok, Fußball spielen ohne Ball ist ein bisschen ungewöhnlich, geb ich ja gern zu – hier ist logistisch eindeutig noch Luft nach oben. Felicitas will wieder raus und auf die Toilette. 
Schultoiletten sind was Fieses. Man möchte sich eigentlich in einen Ganzkörper-Hygienehandschuh einwickeln. Luxusgüter wie Toilettenpapier oder Seife gibt’s natürlich nicht, wir sind ja hier nicht im Hotel. Ich versuche einfach, nichts anzufassen und nichts anzuschauen – immerhin sorgt die Gänsehaut bei mir vorübergehend für einen klimatischen Ausgleich. Wieder rein in die Turnhalle. Dann will Felicitas wieder raus und Wasser holen. Wir gehen raus und holen Wasser. Wir gehen wieder rein. Dann holen wir noch eine andere Flasche Wasser. Warum? Keine Ahnung. Meine Willenskraft ist – wahrscheinlich geschwächt durch den Besuch der Schultoilette –  ein bisschen erlahmt. Die absolute Krönung: Felicitas hat in der Turnhalle plötzlich keine Hose mehr an, sondern rennt in Unterhose herum. Die Flitzerin genießt ungeteilte Aufmerksamkeit! Moment mal! Was ist passiert? Erfahren wir auch sofort: Kreisch-Alarm: Hose nass! Irgendwie kein Wunder, wenn man mit zwei offenen Wasserflaschen jongliert, wenn man mich fragen würde (tut man aber nicht). Heul! Zum Glück haben wir zufällig noch eine Matschhose im Gepäck. Wir ziehen uns in der Vorhölle, äh Vorhalle um. Matschhose gefällt nicht, Felicitas ist wieder nackig. Hausmeister-Kommentar: „Wenn das schon so früh losgeht...“ Schenkelklopf. Schenkelklopfer sind mir aber noch lieber als Bademeister-Kommentare, als Felicitas im Alter von 15 Monaten mal im Babybecken kurz nackig war (Barsch-Herumnörgel: "Das Kind muss angezogen sein! Badeordnung!!!“), daher lächle ich den jovialen Hausmeister freundlich an.

Ich biete Felicitas an, dass sie Timmys Jeans anziehen kann, der hat ja noch seine Trainingshose. Jaa, Jubel. Wir gehen in die Umkleide und ziehen Timmys Jeans an. Begeisterung! … Nein, doch lieber: Heul! Langsam werde ich grantig. Sie will jetzt wieder die feuchte Hose anziehen. Wir ziehen die feuchte Hose an… dann die Matschhose…. Schwitz! Ich spreche jetzt ein Machtwort (SUPER-HEUL!). Wieso schwitze ich so, obwohl ich ja gar keinen Sport mache? Erschöpft sinke ich auf die Turnbank. Eine befreundete Mama reicht mir mitfühlend ein Bonbon. Sofort kommt Timmy dank eingebauten Bonbon-Radars von der anderen Seite der Turnhalle angeflitzt. Er streckt die Hand aus. Auch ein Bonbon! Nach dem dritten Mal Trainingsunterbrechung wegen Schnorrerei behaupte ich, die andere Mama hätte jetzt alle allein aufgegessen. Timmy verzieht sich angewidert („wenn Blicke töten könnten…“).

Mario ist zum Glück nicht so betreuungsintensiv und hängt bewegungslos vor der Turnhalle herum. Pro forma frage ich, ob er seine Hausaufgaben a) schon fertig hat und b) mir zeigen will. Reflexhaftes Kopfschütteln. Frage mich langsam, ob das eine Form von Genickstarre ist. Nein, nein und nochmals nein! Wir probieren mal, ob Nicken auch geht… Nein! (Frage: Wann geht eigentlich die Pubertät los? Oder ist das noch eine Endform der Trotzphase??? Zeit, sich mental auf einen absolut nahtlosen Übergang vorzubereiten.) Immerhin will er dann in die Turnhalle. Begeistert feuert er seinen Bruder an und kommentiert: „Timmy ist der Schnellste! Timmy ist der Beste!“ (Wahrscheinlich gibt es für dieses positive Feedback gleich eine Extraportion Prügel).

Timmy ist beflügelt. Er hat seine ca. 6 Monate andauernde Bock-/Beleidigt/Herumstink-Phase überstanden und ist ein reifes Vorschulkind, das eigentlich alles kann. Er zieht sich nach dem Training flitzibitzi allein um und kommt herausgerannt – in  der heutigen Zeit sind sechs Monate Geduld, dass sich jemand beruhigt, zwar eine lange Zeitspanne, aber das ist einfach so. Wird alles, Leute! Irgendwann… Auf dem Nachhauseweg will Mario, dass ich seine Schultasche trage. Ich trage bereits einen Rucksack und schiebe einen von oben bis unten brechend vollen Wagen. Disput. Irgendwann deponiere ich den Schulranzen resolut im Gras und stapfe weiter. „Du bist so gemein, Mama!“ Ich stapfe  - mittlerweile leicht angesäuert  – weiter voran.

Nachdem ich die Crew über die Kreuzung gelotst habe, sind die Jungs plötzlich verschwunden. Ich drehe mit meiner vollgepackten Karre noch eine Runde, sehe sie auch tatsächlich irgendwo im Hintergrund, naja: Sie finden ja allein nach Hause, ich geh jetzt nicht noch auf Kinderfang. Und sie sind auch wirklich bereits vor mir zu Hause. „Mama, Du hast uns allein gelassen!“, jammert mein Ältester. Jap. Armer Hasi. Werde mich umgehend im Camp für schwer erziehbare Mamas anmelden.

Dienstag, 12. Mai 2015

Der Muttertags-Post



Ich sprech das Thema "Muttertag"  mal an. „Bald ist Muttertag…“ Mario hat in der Schule ein Herz gebastelt und ein Lied geübt. Das bekomme ich schon im Voraus vorgesungen. Timmy ist auch interessiert an Wohltaten für Mama, hat aber nichts. „Was willst Du denn haben?“, fragt er mich. „Äh, dass Ihr einen Tag lang brav seid und nicht streitet?“ Timmy überlegt, ein bisschen traurig. „Ich glaube, das schaffen wir nicht…“ Ehrlich gesagt, ich auch nicht. 
Wie wäre es mit Ausschlafen? Mario schlägt hellauf begeistert vor, ich solle bitte bis 11 Uhr schlafen (das letzte Mal Ausschlafen bis 11 war wohl anno 2006). Also, das ist so: Der Junge würde mich ja am liebsten das gesamte Wochenende über in ein künstliches Koma versetzen. Das liegt daran, dass ich gern ein Mittagsschläfchen halte und die Kinder währenddessen fernsehen/Nintendo spielen dürfen. Daher wird mein Müdigkeitsstatus gerne ausführlich beobachtet und kommentiert. (Samstag 10.01: „Liebe Mama, Du siehst so müde aus, willst Du dich nicht hinlegen?“, „Du bist ja ganz erschöpft, ruh Dich aus!“ etc. pp.). Felicitas hat das noch nicht so auf dem Schirm und weckt mich um 7 Uhr. Immerhin schläft sie dann wieder ein; beim 2. Wecken schicke ich sie zu Papa, dass er mir Kaffee kochen soll. Ich erhalte Pralinen!
Und gleich wird mein Ältester, der mich so gerne schlafen legt, sehr müde aussehen, denn Papa hat ein neues Hobby: Multiplikationstabellen. Gähn! Gähn! Gähn! Papa ist böse. Wenn Papa böse wird, gibt es erst mal sehr lange und von allen gefürchtete Vorträge zum Thema schulisches Engagement. Au Backe! Jaja, und ich mache da auch mal mit!

Da das Wetter mitspielt, will ich nun gern einen spontanen Ausflug in den Wildpark machen. Dass die Vorbereitungen immer relativ nervenzerfetzend sind und ich auch zu wenig Proviant habe, ist mir jetzt mal wurscht. Wasser, ein halber, in kleine Würfel geschnittener Kastenkuchen, 15 Gummibärchen in Elefantenform, ½ Packung Knäckebrot, 2 Doppeldeckerbrote mit Salami, 3 Doppeldecker mit Butter,  ½ Gurke, 5 Äpfel, 1 kleine Packung Kekse  - damit werden wir nicht hinkommen, der Kiosk ist dort mager bestückt, aber wird schon gehen.  Ich will raus in die Idylle. Wald, Tierchen!

Naja, das halbe Futter habe ich quasi schon am Eingangstor verfüttern müssen. Jetzt schauen wir uns mal Tiere an, oder? Wieso sitzt Timmy jetzt im Buggy und ist dort anscheinend festgewachsen? 

So wirklich weit kommen wir natürlich nicht, da ein Abenteuer-Spielplatz alle anlockt: Der Spielplatz ist sowas von idyllisch. Man kann unter schattigen Bäumchen im Grünen sitzen, während die Kinder stundenlang toben (was natürlich bedeutet: Da kommen wir nie mehr weg!). Mario und Timmy sehen wir nur gelegentlich. Felicitas muss man leider noch hüten – sie ist derart geflasht, dass sie nur noch wie ein ferngesteuertes Duracell-Häschen herumrast. Die  fünf Meter hohe Rutsche, auf die man über einen ziemlich tricky aussehenden Kletterturm hinaufsteigt, hat es ihr besonders angetan. Eine Mutter fragt mich interessiert: „Wie kommt so ein kleines Kind da überhaupt hoch?“ „Wissen wir nicht“, antworten wir wahrheitsgemäß. Können wir auch nicht, da Erwachsene mit den kleinen Öffnungen da so ihre Schwierigkeiten haben. Anfangs hatte ich die Brüder nach ihr geschickt, aber sie braucht anscheinend keine Hilfe, sondern ploppt in regelmäßigen Abständen aus der Riesenrutsche. Wir müssen allerdings schauen, dass sie im Getümmel nicht verloren geht.

Eine Sache klappt allerdings hervorragend: Zu dritt alleine Eis holen gehen. Hand in Hand kommen die drei zurück. Meine Preisvorstellung wird mathematisch exakt eingehalten und das bei drei verschiedenen Eissorten (geht doch!).

Ich habe trotzdem irgendwie den Hau, Felicitas von der Giga-Rutsche fortlocken zu wollen. Leider hatte ich die Gruppe mit Baggern übersehen, die von Kindertrauben und Eltern belagert wird. Das wird Zoff geben, und zwar mit den Eltern, die Bagger spielen, wie ich aus Erfahrung weiß – die Kinder ranzen sich kurz an und einigen sich dann, wer wann Bagger spielt, aber wehe, die Eltern sind dabei. Kurze Zeit darauf kommt mein Mann wutschnaubend zu mir (ja, wer hätte das geahnt, seufz): Ein böser Mann, der mit seinem ca. 1einhalb-jährigen Sohn, der natürlich nichts checkt, Bagger spielte, habe Mario angeherrscht, weil dieser dem Kleinen die ganze Zeit gute Ratschläge geben wollte: „Halt jetzt  die Klappe, das geht Dich nichts an!“ Gut, Knigge geht anders. Mein Mann schäumt. Merke: Meide Helikopter-Eltern am Spielplatz großräumig! Ich versuche lieber alle von diesen beschissenen Baggern wegzulocken, von mir aus zur nächsten 10-Meter-Rutsche. Irgendwohin, wo kein Helikopter kreist.

Also, da jetzt plötzlich alle Pipi müssen, versuchen wir im Zuge dieser Aktion unauffällig, den Heimweg anzutreten, für den wir eh einige Stunden einplanen müssen. Stimmt auch, wir geraten in die absolut faszinierende Raubvogelschau. Und dann noch auf einen faszinierenden Erdhügel, auf dem man rauf und runter rennen kann. Ich pfeife alle zurück. Wir treffen dann Freunde von uns mit ihrem kleinen Sohn, die uns von einem absolut faszinierenden Wasserspielplatz berichten. Danke für den Tipp, den müssen wir unbedingt großräumig meiden! Oder ich nehme mindestens 69 Wechseloutfits für Felicitas mit – das wäre ein Spaß, zwei schadenfrohe Brüder und ein Mädchen, das „Umziehen“ heult, wenn ein kleiner Wassertropfen ihre Kleidung benetzt!
Timmy und sein kleiner Freund spielen gefühlte drei Stunden begeistert an der Erlebnisstation „dreckiger Rinnsal ohne Bedeutung“. Die Frage ist: Werden unsere Freunde einen Adoptivsohn bekommen oder können wir Timmy irgendwie weglocken? Anscheinend hat er genug, er kommt freiwillig.
Zuhause Küchenschlacht. Kinder abfüttern. Dann: Erwachsene haben ja so eine negative Eigenschaft wie ein Monstergedächtnis. Mein Mann reitet wieder sein Steckenpferd Multiplikationstabelle. Hopp! Hopp! Hopp! Mario gähnt und will Frischluft. Irgendwann lassen wir die Jungs wieder raus. 7 Stunden Auslauf sind nicht genug, das sehen wir ein. In abendlicher Dämmerung sehe ich plötzlich einen Freund von Timmy im Garten. Kurze Zeit darauf ist Timmy weg. Mario – Stichwort Multiplikationstabelle – ist sehr erpicht darauf, seinen geliebten Bruder zu suchen. Ohne den Namen und die Adresse des Freundes zu kennen, aber man kann es ja mal probieren. Vorhersehbares Ende vom Lied: Alle Jungs sind weg. Ich gehe los und gable Timmy wieder auf, allerdings ist nun Mario verschwunden. Ich gehe mit Timmy los (damit der nicht irgendwie auch noch wieder unauffällig verschwindet) und suche ihn. Meinem Mann raucht es mittlerweile 5x3-fach aus den Ohren. Eine Dreiviertelstunde später habe ich alle endlich wieder eingefangen.  Drei Kinder sind putzmunter, natürlich, wir nicht. Wie immer. Aber schön war’s trotzdem!

Mittwoch, 6. Mai 2015

Sport mit Kindern oder „Das Wasserlabor“



Spontanbeschluss von Timmy: Mama braucht heute wieder Training! „Äh Timmy, nach dem Essen soll man eigentlich ein wenig warten…“, sage ich mit der Gabel in der Hand. 60 Sekunden später: „Wann kommst Du endlich?“
Nun gut, da mein Leben anscheinend immer nach dem „Jetzt oder nie“-Prinzip läuft, renne ich halt mit voller Plauze. Versuche immerhin, möglichst viel Zeit beim Umziehen herauszuschinden. Bis wir Felicitas abgehängt haben, dauert es auch noch. „Mama, ich gebe Dir noch einen Kuss. VOR der Haustür.“ Ok, Küsschen. Dann: „Mama, noch eine Frage …“ Das geht dann meist eine Weile über Themen der aktuellen Philosophie, oder sie rennt einfach so davon. Aufgrund schlechter Erfahrungen hat Timmy bereits darauf geachtet, dass ich den Fahrradschlüssel zu seinem Fahrrad immer in den Schlüsselkasten hänge, so dass es da keine weiteren Verzögerungsmöglichkeiten mit Suche nach dem Schüssel gibt. Denn er will mich jetzt vom Fahrrad aus triezen.
Ich stelle mir vor, wir drehen eine kurze Runde, ist ja auch recht schwül heute … Timmy tritt bereits eifrig in die Pedale:„Wir fahren zum WASSERLABOR!“ Wasserlabor? Das so genannte Wasserlabor ist im Tempo Mama-Rennen EINFACHE STRECKE 25 Minuten entfernt! Es handelt sich dabei um einen ungeheuer einsamen Waldweg, der sich bei Regen in eine morastige Schlammhölle verwandelt. Ein Traum, mit dem Fahrrad da durchzusausen! Lohnt sich auf jeden Fall!
"Timmy, der Regen ist vorbei, das Wasserlabor ist wahrscheinlich schon weg.“ Trampel-Trampel. „Macht nichts!“, erschallt es fröhlich.
Kurz schöpfe ich Hoffnung, als Timmy auf einen abzweigenden Waldweg zeigt, der NICHT zum Wasserlabor führt und den er anscheinend auch ganz gut findet. „Wenn Du willst, gehen wir dort lang!“
 „Nein, ich will keinen neuen Weg!“ Das Wasserlabor ist immerhin so aufregend, dass Timmy den etwas trickreichen Weg jederzeit ohne Probleme findet.
Nur ungern verzichte auf die Komplettreinigung unserer Montur samt Fahrrad, aber leider … Das Wasserlabor ist jetzt ungefähr nur 35 cm lang und 2 cm tief. Wir geben alles, aber es läuft nicht so wie gewünscht, auf diesen Schock war Timmy als reifes Vorschulkind allerdings vorbereitet. Auch dass ich eine Super-Attacke bergauf ablehne, wird gefasst, wenn auch tadelnd aufgenommen. Ich darf aber auf dem Gymnastikplatz eine Pause machen (wenn ich Bauchmuskelübungen mache, da mein Bauch ja so voll war), während er Spezialrunden fährt.
Im Gegenzug muss ich unsere Runde allerdings verlängern (!) und eine belebte Straße einschlagen, auf der wir sicherlich drei Millionen Bekannte treffen. Die zwischen Mitleid und Bewunderung schwankenden Grinser für die schweißüberströmte Joggerin sind ja immer schon Gold wert, aber heute ist Jackpot-Tag, wir treffen Timmys Erzieherin, die mich trotz meines leicht derangierten Looks auch noch erkennt (das ist nicht immer gesichert, wenn ich ohne eine Kindermenge um mich unterwegs bin). Und dann noch eine unserer Nachbarinnen, die sich bei den Kindern einen Grusel-Respekts-Status erarbeitet hat, da sie den Fernseher in den Keller gebracht hat. Haha, das könnte Euch auch blühen, meine LIEBEN!!!! Und zwar sehr BALD!
Ich komme mit hängender Zunge nach Hause. Halligalli! Diskussion, ob Mario und Felicitas in Timmys Abwesenheit fernsehen durften oder nicht (wurde nicht restlos geklärt, da alle Beteiligten die Aussage verweigerten). Ob ich alleine duschen darf oder nicht, wird leider nicht diskutiert, denn Felicitas und Timmy sind schon vor mir in der Wanne.
Danach undefinierbares Kampfgeschehen. Sämtliche Decken befinden sich plötzlich aus unerfindlichen Gründen im Wohnzimmer. Papa ist sauer und droht den Fernseher in den Keller zu bringen (haha). Ok, wir lesen jetzt mal zur Beruhigung Bücher. Etwas überhitzte Diskussion, wessen Büchervorschlag der Beste ist. Dann Geheule, weil wir ein Buch über MENSCHEN angesehen haben, in dem Menschen mit komischen Halsringen gezeigt wurden. Lachende Menschen. Timmy weint sehr laut darüber. Was sind denn das für Halsringe? Und wie gehen die wieder auf? Was, Tätowierungen bleiben für immer und das macht man mit Nadeln? Heul! (Bitte, lieber Gott, lass ihn das im Gedächtnis behalten!)
So meine Lieben, Schluss damit. Jetzt kommen Geschichten aus meiner Jugend. Ich rede mal über Haustiere. Tiere sind doch immer nett, oder? Irgendwie mündet das aber in einer ethischen Diskussion, ob ein Hund schuldig ist, vor ca. 25 Jahren einen Vogelkäfig umgeworfen zu haben, was die anschließende Flucht der Wellensittiche zur Folge hatte. Felicitas fasst das Ganze korrekt zusammen: „Die Vögel sind weg!“ Richtig. Und zwar schon sehr lange. (Weiterer Exkurs über kulinarische Kostbarkeiten Lateinamerikas und die „am meisten vermissten“ dortigen Fernsehsendungen, dessen Ursprung ich irgendwie nicht mehr unter Kontrolle hatte.)
Um 21.50 schläft wie immer – niemand. Weil ich immer so thrillende Geschichten erzähle. Oder weil… keine Ahnung. Es ist halt so wie jeden Tag.
Wir müssen morgen wieder laufen, am bestem zum Wasserlabor. Und zwar dreifach. Vielleicht ist ja dann mal jemand müde. Außer mir, meine ich.

Samstag, 2. Mai 2015

Mamas Schlankheits-Tipps



Also, eigentlich frage ich mich, warum wir Mütter immer so gern über unser Gewicht herumjammern nach dem Motto „Schwangerschaft vor 27 Jahren und immer noch 20 Kilo zu viel“. 
Dabei gibt es mit Kindern doch so viele schöne Möglichkeiten zur Gewichtsreduzierung! 
Beispiel: Ich trage mein Essen auf. Lecker! Ich freue mich schon, auch wenn es nur etwas von mir Gekochtes ist. Vor mir steht mein Tellerchen mit dampfender Linsensuppe.

„MAMA!“

„Was ist? Ich esse gerade!“

„MAAAMAAA!“

„Glei-heich!“

„MAAMAAA! Ich glaube, ich habe einen schrecklichen Virus.“ (Was will mir mein Kind mit diesem medizinischen Vokabular genau sagen?)

„Was für einen Virus denn?“, frage ich mittelmäßig interessiert. Dem Lärmpegel nach sind alle guter Dinge.

„Ganz viel Durchfall! Bitte komm!“

SCH. … Ähhh gut. Irgendwie hab ich gar keinen Hunger mehr.

Oder: Ich trage mein Essen auf. Lecker! Ich freue mich schon …. Felicitas klettert auf meinen Schoß. Das nervt mich schon ein bisschen, da ich gerne ALLEIN esse, ohne dass jemand in meinem Teller herumpult, aber gut. HATSCHI!!! Spaghetti al aglio e rotzo. Guten Appetit!

Oder nehmen wir mal die Ernährungssünden Nummer Eins wie zum Beispiel Chips, die wir uns ab und zu gönnen. Schwierig, da wieder mit dem Essen aufzuhören? Für mich nicht! Eine Horde Aasgeier flattert schon außenherum – da, da, ganz oben auf dem Schrank, da liegen doch CHIPS! Habt Ihr gesehen, Chips! CHIPS! Jeder Diätratgeber würde jubeln: Ja, gönnen Sie sich mal was! Essen Sie genüsslich 5 Gramm Chips! Mehr kriege ich auch aus der pulverisierten Chipstüte garantiert nicht ab. Ja, ich muss sagen, das ist in der Großfamilie echt praktisch. Die Riesentüten passen ziemlich genau, dass man ohne Bedenken loslegen kann.

Und ja, die zweite Säule neben Ernährung: SPORT! Man muss einfach nur das Richtige finden. Ja, ich muss ehrlich sagen, mein Hauptsport Gewichtheben flasht mich nicht allzu sehr: Ich streike schon ab einem Kindergewicht über 25 Kilo! Und vielleicht war mein Ansinnen neulich, mit Felicitas im Buggy den Einkauf zu bestreiten, ein wenig übertrieben. Kind, Buggy (mit zwei Schirmen, Fahrradhelm und Regenplane dekoriert) brechend voll, links und rechts zwei Einkaufstaschen, hinten ein Rucksack…. Dann noch mit dem ganzen Zeug in den Kindergarten und Timmy abholen… Naja, muss man nicht haben.

Aber an einem verregneten Samstag joggen gehen? Schwierigkeiten, vom Sofa loszukommen? Nun ja, habe ich eher nicht: Hier herrscht ein Geräuschpegel wie im Affenstall, das Projekt „aufgeräumte Wohnung“ ist mit nur zwei Erwachsenen nicht zu bewältigen (wo ist das professionelle Aufräumkommando?), Mario dazu zu bewegen, seine Hausaufgaben zu machen, ist, als ob man einen Felsblock mit bloßen Händen verschieben wollte (also eine schöne Aufgabe für Papa), mich lockt die Ruhe und Stille im emsig schüttenden Dauerregen. YES! Das Chaos ist so arg, dass ich sogar bereit bin, den Timmy-nator mitzunehmen - UND er darf Rad fahren (kurze Schleife mit Suche nach dem Fahrradschlüssel, kurze Schleife mit falschem Fahrradschlüssel, kurze Schleife mit Nervenzusammenbruch, kurze Schleife mit misslungenem Fahrradfahrversuch mit Marios Fahrrad, kurze Schleife mit … YEAH! Schlüssel für Timmys Fahrrad ist da!). Timmy fährt happy neben mir her, ohne Genörgel und Kommentare, gut, er schlägt am Schluss noch ein paar SUPER-ATTACKEN heraus  (also full speed für mich), aber wir laufen/fahren friedlich über aus naheliegenden Gründen menschenleere, aber schön ergrünte Wiesen und Wälder. Ach, wir laufen einfach noch ein wenig länger… und noch ein bisschen länger….