Mittwoch, 6. Mai 2015

Sport mit Kindern oder „Das Wasserlabor“



Spontanbeschluss von Timmy: Mama braucht heute wieder Training! „Äh Timmy, nach dem Essen soll man eigentlich ein wenig warten…“, sage ich mit der Gabel in der Hand. 60 Sekunden später: „Wann kommst Du endlich?“
Nun gut, da mein Leben anscheinend immer nach dem „Jetzt oder nie“-Prinzip läuft, renne ich halt mit voller Plauze. Versuche immerhin, möglichst viel Zeit beim Umziehen herauszuschinden. Bis wir Felicitas abgehängt haben, dauert es auch noch. „Mama, ich gebe Dir noch einen Kuss. VOR der Haustür.“ Ok, Küsschen. Dann: „Mama, noch eine Frage …“ Das geht dann meist eine Weile über Themen der aktuellen Philosophie, oder sie rennt einfach so davon. Aufgrund schlechter Erfahrungen hat Timmy bereits darauf geachtet, dass ich den Fahrradschlüssel zu seinem Fahrrad immer in den Schlüsselkasten hänge, so dass es da keine weiteren Verzögerungsmöglichkeiten mit Suche nach dem Schüssel gibt. Denn er will mich jetzt vom Fahrrad aus triezen.
Ich stelle mir vor, wir drehen eine kurze Runde, ist ja auch recht schwül heute … Timmy tritt bereits eifrig in die Pedale:„Wir fahren zum WASSERLABOR!“ Wasserlabor? Das so genannte Wasserlabor ist im Tempo Mama-Rennen EINFACHE STRECKE 25 Minuten entfernt! Es handelt sich dabei um einen ungeheuer einsamen Waldweg, der sich bei Regen in eine morastige Schlammhölle verwandelt. Ein Traum, mit dem Fahrrad da durchzusausen! Lohnt sich auf jeden Fall!
"Timmy, der Regen ist vorbei, das Wasserlabor ist wahrscheinlich schon weg.“ Trampel-Trampel. „Macht nichts!“, erschallt es fröhlich.
Kurz schöpfe ich Hoffnung, als Timmy auf einen abzweigenden Waldweg zeigt, der NICHT zum Wasserlabor führt und den er anscheinend auch ganz gut findet. „Wenn Du willst, gehen wir dort lang!“
 „Nein, ich will keinen neuen Weg!“ Das Wasserlabor ist immerhin so aufregend, dass Timmy den etwas trickreichen Weg jederzeit ohne Probleme findet.
Nur ungern verzichte auf die Komplettreinigung unserer Montur samt Fahrrad, aber leider … Das Wasserlabor ist jetzt ungefähr nur 35 cm lang und 2 cm tief. Wir geben alles, aber es läuft nicht so wie gewünscht, auf diesen Schock war Timmy als reifes Vorschulkind allerdings vorbereitet. Auch dass ich eine Super-Attacke bergauf ablehne, wird gefasst, wenn auch tadelnd aufgenommen. Ich darf aber auf dem Gymnastikplatz eine Pause machen (wenn ich Bauchmuskelübungen mache, da mein Bauch ja so voll war), während er Spezialrunden fährt.
Im Gegenzug muss ich unsere Runde allerdings verlängern (!) und eine belebte Straße einschlagen, auf der wir sicherlich drei Millionen Bekannte treffen. Die zwischen Mitleid und Bewunderung schwankenden Grinser für die schweißüberströmte Joggerin sind ja immer schon Gold wert, aber heute ist Jackpot-Tag, wir treffen Timmys Erzieherin, die mich trotz meines leicht derangierten Looks auch noch erkennt (das ist nicht immer gesichert, wenn ich ohne eine Kindermenge um mich unterwegs bin). Und dann noch eine unserer Nachbarinnen, die sich bei den Kindern einen Grusel-Respekts-Status erarbeitet hat, da sie den Fernseher in den Keller gebracht hat. Haha, das könnte Euch auch blühen, meine LIEBEN!!!! Und zwar sehr BALD!
Ich komme mit hängender Zunge nach Hause. Halligalli! Diskussion, ob Mario und Felicitas in Timmys Abwesenheit fernsehen durften oder nicht (wurde nicht restlos geklärt, da alle Beteiligten die Aussage verweigerten). Ob ich alleine duschen darf oder nicht, wird leider nicht diskutiert, denn Felicitas und Timmy sind schon vor mir in der Wanne.
Danach undefinierbares Kampfgeschehen. Sämtliche Decken befinden sich plötzlich aus unerfindlichen Gründen im Wohnzimmer. Papa ist sauer und droht den Fernseher in den Keller zu bringen (haha). Ok, wir lesen jetzt mal zur Beruhigung Bücher. Etwas überhitzte Diskussion, wessen Büchervorschlag der Beste ist. Dann Geheule, weil wir ein Buch über MENSCHEN angesehen haben, in dem Menschen mit komischen Halsringen gezeigt wurden. Lachende Menschen. Timmy weint sehr laut darüber. Was sind denn das für Halsringe? Und wie gehen die wieder auf? Was, Tätowierungen bleiben für immer und das macht man mit Nadeln? Heul! (Bitte, lieber Gott, lass ihn das im Gedächtnis behalten!)
So meine Lieben, Schluss damit. Jetzt kommen Geschichten aus meiner Jugend. Ich rede mal über Haustiere. Tiere sind doch immer nett, oder? Irgendwie mündet das aber in einer ethischen Diskussion, ob ein Hund schuldig ist, vor ca. 25 Jahren einen Vogelkäfig umgeworfen zu haben, was die anschließende Flucht der Wellensittiche zur Folge hatte. Felicitas fasst das Ganze korrekt zusammen: „Die Vögel sind weg!“ Richtig. Und zwar schon sehr lange. (Weiterer Exkurs über kulinarische Kostbarkeiten Lateinamerikas und die „am meisten vermissten“ dortigen Fernsehsendungen, dessen Ursprung ich irgendwie nicht mehr unter Kontrolle hatte.)
Um 21.50 schläft wie immer – niemand. Weil ich immer so thrillende Geschichten erzähle. Oder weil… keine Ahnung. Es ist halt so wie jeden Tag.
Wir müssen morgen wieder laufen, am bestem zum Wasserlabor. Und zwar dreifach. Vielleicht ist ja dann mal jemand müde. Außer mir, meine ich.

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