Ich sprech das Thema "Muttertag" mal an. „Bald ist Muttertag…“ Mario hat
in der Schule ein Herz gebastelt und ein Lied geübt. Das bekomme ich schon im
Voraus vorgesungen. Timmy ist auch interessiert an Wohltaten für Mama, hat aber
nichts. „Was willst Du denn haben?“, fragt er mich. „Äh, dass Ihr einen Tag lang
brav seid und nicht streitet?“ Timmy überlegt, ein bisschen traurig. „Ich
glaube, das schaffen wir nicht…“ Ehrlich gesagt, ich auch nicht.
Wie wäre es
mit Ausschlafen? Mario schlägt hellauf begeistert vor, ich solle bitte bis 11 Uhr
schlafen (das letzte Mal Ausschlafen bis 11 war wohl anno 2006). Also, das ist
so: Der Junge würde mich ja am liebsten das gesamte Wochenende über in ein
künstliches Koma versetzen. Das liegt daran, dass ich gern ein Mittagsschläfchen
halte und die Kinder währenddessen fernsehen/Nintendo spielen dürfen. Daher
wird mein Müdigkeitsstatus gerne ausführlich beobachtet und kommentiert. (Samstag
10.01: „Liebe Mama, Du siehst so müde aus, willst Du dich nicht hinlegen?“, „Du
bist ja ganz erschöpft, ruh Dich aus!“ etc. pp.). Felicitas hat das noch nicht so
auf dem Schirm und weckt mich um 7 Uhr. Immerhin schläft sie dann wieder ein;
beim 2. Wecken schicke ich sie zu Papa, dass er mir Kaffee kochen soll. Ich
erhalte Pralinen!
Und gleich wird mein Ältester, der mich so gerne schlafen
legt, sehr müde aussehen, denn Papa hat ein neues Hobby:
Multiplikationstabellen. Gähn! Gähn! Gähn! Papa ist böse. Wenn Papa böse wird,
gibt es erst mal sehr lange und von allen gefürchtete Vorträge zum Thema
schulisches Engagement. Au Backe! Jaja, und ich mache da auch mal mit!
Da das Wetter mitspielt, will ich nun gern einen spontanen
Ausflug in den Wildpark machen. Dass die Vorbereitungen immer relativ
nervenzerfetzend sind und ich auch zu wenig Proviant habe, ist mir jetzt mal
wurscht. Wasser, ein halber, in kleine Würfel geschnittener Kastenkuchen, 15
Gummibärchen in Elefantenform, ½ Packung Knäckebrot, 2 Doppeldeckerbrote mit
Salami, 3 Doppeldecker mit Butter, ½
Gurke, 5 Äpfel, 1 kleine Packung Kekse -
damit werden wir nicht hinkommen, der Kiosk ist dort mager bestückt, aber wird
schon gehen. Ich will raus in die
Idylle. Wald, Tierchen!
Naja, das halbe Futter habe ich quasi schon am Eingangstor
verfüttern müssen. Jetzt schauen wir uns mal Tiere an, oder? Wieso sitzt Timmy
jetzt im Buggy und ist dort anscheinend festgewachsen?
So wirklich weit kommen wir natürlich nicht, da ein
Abenteuer-Spielplatz alle anlockt: Der Spielplatz ist sowas von idyllisch. Man
kann unter schattigen Bäumchen im Grünen sitzen, während die Kinder stundenlang
toben (was natürlich bedeutet: Da kommen wir nie mehr weg!). Mario und Timmy sehen wir nur gelegentlich. Felicitas muss man leider noch hüten – sie ist derart
geflasht, dass sie nur noch wie ein ferngesteuertes Duracell-Häschen herumrast.
Die fünf Meter hohe Rutsche, auf die man
über einen ziemlich tricky aussehenden Kletterturm hinaufsteigt, hat es ihr
besonders angetan. Eine Mutter fragt mich interessiert: „Wie kommt so ein
kleines Kind da überhaupt hoch?“ „Wissen wir nicht“, antworten wir
wahrheitsgemäß. Können wir auch nicht, da Erwachsene mit den kleinen Öffnungen
da so ihre Schwierigkeiten haben. Anfangs hatte ich die Brüder nach ihr
geschickt, aber sie braucht anscheinend keine Hilfe, sondern ploppt in
regelmäßigen Abständen aus der Riesenrutsche. Wir müssen allerdings schauen,
dass sie im Getümmel nicht verloren geht.
Eine Sache klappt allerdings hervorragend: Zu dritt alleine
Eis holen gehen. Hand in Hand kommen die drei zurück. Meine Preisvorstellung
wird mathematisch exakt eingehalten und das bei drei verschiedenen Eissorten
(geht doch!).
Ich habe trotzdem irgendwie den Hau, Felicitas von der
Giga-Rutsche fortlocken zu wollen. Leider hatte ich die Gruppe mit Baggern
übersehen, die von Kindertrauben und Eltern belagert wird. Das wird Zoff geben,
und zwar mit den Eltern, die Bagger spielen, wie ich aus Erfahrung weiß – die
Kinder ranzen sich kurz an und einigen sich dann, wer wann Bagger spielt, aber
wehe, die Eltern sind dabei. Kurze Zeit darauf kommt mein Mann wutschnaubend zu
mir (ja, wer hätte das geahnt, seufz): Ein böser Mann, der mit seinem ca.
1einhalb-jährigen Sohn, der natürlich nichts checkt, Bagger spielte, habe Mario
angeherrscht, weil dieser dem Kleinen die ganze Zeit gute Ratschläge geben
wollte: „Halt jetzt die Klappe, das geht
Dich nichts an!“ Gut, Knigge geht anders. Mein Mann schäumt. Merke: Meide Helikopter-Eltern
am Spielplatz großräumig! Ich versuche lieber alle von diesen beschissenen
Baggern wegzulocken, von mir aus zur nächsten 10-Meter-Rutsche. Irgendwohin, wo
kein Helikopter kreist.
Also, da jetzt plötzlich alle Pipi müssen, versuchen wir im
Zuge dieser Aktion unauffällig, den Heimweg anzutreten, für den wir eh einige
Stunden einplanen müssen. Stimmt auch, wir geraten in die absolut faszinierende
Raubvogelschau. Und dann noch auf einen faszinierenden Erdhügel, auf dem man
rauf und runter rennen kann. Ich pfeife alle zurück. Wir treffen dann Freunde
von uns mit ihrem kleinen Sohn, die uns von einem absolut faszinierenden
Wasserspielplatz berichten. Danke für den Tipp, den müssen wir unbedingt
großräumig meiden! Oder ich nehme mindestens 69 Wechseloutfits für Felicitas mit –
das wäre ein Spaß, zwei schadenfrohe Brüder und ein Mädchen, das „Umziehen“ heult,
wenn ein kleiner Wassertropfen ihre Kleidung benetzt!
Timmy und sein kleiner Freund spielen gefühlte drei Stunden begeistert
an der Erlebnisstation „dreckiger Rinnsal ohne Bedeutung“. Die Frage ist:
Werden unsere Freunde einen Adoptivsohn bekommen oder können wir Timmy irgendwie
weglocken? Anscheinend hat er genug, er kommt freiwillig.
Zuhause Küchenschlacht. Kinder abfüttern. Dann: Erwachsene
haben ja so eine negative Eigenschaft wie ein Monstergedächtnis. Mein Mann
reitet wieder sein Steckenpferd Multiplikationstabelle. Hopp! Hopp! Hopp! Mario
gähnt und will Frischluft. Irgendwann lassen wir die Jungs wieder raus. 7
Stunden Auslauf sind nicht genug, das sehen wir ein. In abendlicher Dämmerung
sehe ich plötzlich einen Freund von Timmy im Garten. Kurze Zeit darauf ist Timmy weg. Mario – Stichwort Multiplikationstabelle – ist sehr erpicht darauf, seinen
geliebten Bruder zu suchen. Ohne den Namen und die Adresse des Freundes zu
kennen, aber man kann es ja mal probieren. Vorhersehbares Ende vom Lied: Alle
Jungs sind weg. Ich gehe los und gable Timmy wieder auf, allerdings ist nun Mario verschwunden. Ich gehe mit Timmy los (damit der nicht irgendwie auch noch
wieder unauffällig verschwindet) und suche ihn. Meinem Mann raucht es
mittlerweile 5x3-fach aus den Ohren. Eine Dreiviertelstunde später habe ich
alle endlich wieder eingefangen. Drei
Kinder sind putzmunter, natürlich, wir nicht. Wie immer. Aber schön war’s trotzdem!
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