Dienstag, 12. Mai 2015

Der Muttertags-Post



Ich sprech das Thema "Muttertag"  mal an. „Bald ist Muttertag…“ Mario hat in der Schule ein Herz gebastelt und ein Lied geübt. Das bekomme ich schon im Voraus vorgesungen. Timmy ist auch interessiert an Wohltaten für Mama, hat aber nichts. „Was willst Du denn haben?“, fragt er mich. „Äh, dass Ihr einen Tag lang brav seid und nicht streitet?“ Timmy überlegt, ein bisschen traurig. „Ich glaube, das schaffen wir nicht…“ Ehrlich gesagt, ich auch nicht. 
Wie wäre es mit Ausschlafen? Mario schlägt hellauf begeistert vor, ich solle bitte bis 11 Uhr schlafen (das letzte Mal Ausschlafen bis 11 war wohl anno 2006). Also, das ist so: Der Junge würde mich ja am liebsten das gesamte Wochenende über in ein künstliches Koma versetzen. Das liegt daran, dass ich gern ein Mittagsschläfchen halte und die Kinder währenddessen fernsehen/Nintendo spielen dürfen. Daher wird mein Müdigkeitsstatus gerne ausführlich beobachtet und kommentiert. (Samstag 10.01: „Liebe Mama, Du siehst so müde aus, willst Du dich nicht hinlegen?“, „Du bist ja ganz erschöpft, ruh Dich aus!“ etc. pp.). Felicitas hat das noch nicht so auf dem Schirm und weckt mich um 7 Uhr. Immerhin schläft sie dann wieder ein; beim 2. Wecken schicke ich sie zu Papa, dass er mir Kaffee kochen soll. Ich erhalte Pralinen!
Und gleich wird mein Ältester, der mich so gerne schlafen legt, sehr müde aussehen, denn Papa hat ein neues Hobby: Multiplikationstabellen. Gähn! Gähn! Gähn! Papa ist böse. Wenn Papa böse wird, gibt es erst mal sehr lange und von allen gefürchtete Vorträge zum Thema schulisches Engagement. Au Backe! Jaja, und ich mache da auch mal mit!

Da das Wetter mitspielt, will ich nun gern einen spontanen Ausflug in den Wildpark machen. Dass die Vorbereitungen immer relativ nervenzerfetzend sind und ich auch zu wenig Proviant habe, ist mir jetzt mal wurscht. Wasser, ein halber, in kleine Würfel geschnittener Kastenkuchen, 15 Gummibärchen in Elefantenform, ½ Packung Knäckebrot, 2 Doppeldeckerbrote mit Salami, 3 Doppeldecker mit Butter,  ½ Gurke, 5 Äpfel, 1 kleine Packung Kekse  - damit werden wir nicht hinkommen, der Kiosk ist dort mager bestückt, aber wird schon gehen.  Ich will raus in die Idylle. Wald, Tierchen!

Naja, das halbe Futter habe ich quasi schon am Eingangstor verfüttern müssen. Jetzt schauen wir uns mal Tiere an, oder? Wieso sitzt Timmy jetzt im Buggy und ist dort anscheinend festgewachsen? 

So wirklich weit kommen wir natürlich nicht, da ein Abenteuer-Spielplatz alle anlockt: Der Spielplatz ist sowas von idyllisch. Man kann unter schattigen Bäumchen im Grünen sitzen, während die Kinder stundenlang toben (was natürlich bedeutet: Da kommen wir nie mehr weg!). Mario und Timmy sehen wir nur gelegentlich. Felicitas muss man leider noch hüten – sie ist derart geflasht, dass sie nur noch wie ein ferngesteuertes Duracell-Häschen herumrast. Die  fünf Meter hohe Rutsche, auf die man über einen ziemlich tricky aussehenden Kletterturm hinaufsteigt, hat es ihr besonders angetan. Eine Mutter fragt mich interessiert: „Wie kommt so ein kleines Kind da überhaupt hoch?“ „Wissen wir nicht“, antworten wir wahrheitsgemäß. Können wir auch nicht, da Erwachsene mit den kleinen Öffnungen da so ihre Schwierigkeiten haben. Anfangs hatte ich die Brüder nach ihr geschickt, aber sie braucht anscheinend keine Hilfe, sondern ploppt in regelmäßigen Abständen aus der Riesenrutsche. Wir müssen allerdings schauen, dass sie im Getümmel nicht verloren geht.

Eine Sache klappt allerdings hervorragend: Zu dritt alleine Eis holen gehen. Hand in Hand kommen die drei zurück. Meine Preisvorstellung wird mathematisch exakt eingehalten und das bei drei verschiedenen Eissorten (geht doch!).

Ich habe trotzdem irgendwie den Hau, Felicitas von der Giga-Rutsche fortlocken zu wollen. Leider hatte ich die Gruppe mit Baggern übersehen, die von Kindertrauben und Eltern belagert wird. Das wird Zoff geben, und zwar mit den Eltern, die Bagger spielen, wie ich aus Erfahrung weiß – die Kinder ranzen sich kurz an und einigen sich dann, wer wann Bagger spielt, aber wehe, die Eltern sind dabei. Kurze Zeit darauf kommt mein Mann wutschnaubend zu mir (ja, wer hätte das geahnt, seufz): Ein böser Mann, der mit seinem ca. 1einhalb-jährigen Sohn, der natürlich nichts checkt, Bagger spielte, habe Mario angeherrscht, weil dieser dem Kleinen die ganze Zeit gute Ratschläge geben wollte: „Halt jetzt  die Klappe, das geht Dich nichts an!“ Gut, Knigge geht anders. Mein Mann schäumt. Merke: Meide Helikopter-Eltern am Spielplatz großräumig! Ich versuche lieber alle von diesen beschissenen Baggern wegzulocken, von mir aus zur nächsten 10-Meter-Rutsche. Irgendwohin, wo kein Helikopter kreist.

Also, da jetzt plötzlich alle Pipi müssen, versuchen wir im Zuge dieser Aktion unauffällig, den Heimweg anzutreten, für den wir eh einige Stunden einplanen müssen. Stimmt auch, wir geraten in die absolut faszinierende Raubvogelschau. Und dann noch auf einen faszinierenden Erdhügel, auf dem man rauf und runter rennen kann. Ich pfeife alle zurück. Wir treffen dann Freunde von uns mit ihrem kleinen Sohn, die uns von einem absolut faszinierenden Wasserspielplatz berichten. Danke für den Tipp, den müssen wir unbedingt großräumig meiden! Oder ich nehme mindestens 69 Wechseloutfits für Felicitas mit – das wäre ein Spaß, zwei schadenfrohe Brüder und ein Mädchen, das „Umziehen“ heult, wenn ein kleiner Wassertropfen ihre Kleidung benetzt!
Timmy und sein kleiner Freund spielen gefühlte drei Stunden begeistert an der Erlebnisstation „dreckiger Rinnsal ohne Bedeutung“. Die Frage ist: Werden unsere Freunde einen Adoptivsohn bekommen oder können wir Timmy irgendwie weglocken? Anscheinend hat er genug, er kommt freiwillig.
Zuhause Küchenschlacht. Kinder abfüttern. Dann: Erwachsene haben ja so eine negative Eigenschaft wie ein Monstergedächtnis. Mein Mann reitet wieder sein Steckenpferd Multiplikationstabelle. Hopp! Hopp! Hopp! Mario gähnt und will Frischluft. Irgendwann lassen wir die Jungs wieder raus. 7 Stunden Auslauf sind nicht genug, das sehen wir ein. In abendlicher Dämmerung sehe ich plötzlich einen Freund von Timmy im Garten. Kurze Zeit darauf ist Timmy weg. Mario – Stichwort Multiplikationstabelle – ist sehr erpicht darauf, seinen geliebten Bruder zu suchen. Ohne den Namen und die Adresse des Freundes zu kennen, aber man kann es ja mal probieren. Vorhersehbares Ende vom Lied: Alle Jungs sind weg. Ich gehe los und gable Timmy wieder auf, allerdings ist nun Mario verschwunden. Ich gehe mit Timmy los (damit der nicht irgendwie auch noch wieder unauffällig verschwindet) und suche ihn. Meinem Mann raucht es mittlerweile 5x3-fach aus den Ohren. Eine Dreiviertelstunde später habe ich alle endlich wieder eingefangen.  Drei Kinder sind putzmunter, natürlich, wir nicht. Wie immer. Aber schön war’s trotzdem!

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