Dienstag, 14. Mai 2013

Morgenstress



Frühstück. Felicitas ist grätig, weil sie von ihrem Nachtprogramm müde ist, und muss herumgetragen werden, während ich hin und her flitze. Timmy albert so exaltiert herum, dass ich ihn ermahne, endlich zu essen und nicht nur Quatsch zu machen. Er zieht noch wüstere Grimassen. Mario beschwert sich, er könne nicht ernst bleiben, wenn Timmy sich so aufführe. Das animiert meinen Zweitgeborenen natürlich erst recht. Schließlich sage ich sanftmütig: „Er kann nichts dafür, Mario. Das kommt daher, dass ihm ein Monster in der Nacht auf den Kopf gespuckt hat.“ – Touché. Timmy macht entsetzt zwei Minuten Pause, um seinen Kopf sorgfältig nach Geiferspuren abzutasten. Höhöhö…. Kopf ist trocken, dann kann er ja weitermachen. Seufz.

Dienstag, 7. Mai 2013

Hart verhandelt



Mein Ältester hat beschlossen, er sei jetzt alt genug, um einige Tage allein bei Oma und Opa zu verbringen und will mit den Großeltern, die zu Besuch da sind, mitzufahren. Timmy will das auch, aber wir wollen aus verschiedenen Gründen, dass er zu Hause bleibt, u.a. deshalb, weil wir wissen, dass unsere beiden Söhne zusammen gefühlte 12 Kinder sind, allein aber überaus artig sein können. Als geschulte Eltern fällt uns jetzt das Prinzip Zuckerbrot und Peitsche ein. Peitsche fällt flach, da Timmy es offenbar bereits als Strafe empfindet, bei uns (igitt) bleiben zu müssen. Also Zuckerbrot (Achtung! So soll man es laut pädagogisch wertvollen Ratgebern AUF GAR KEINEN FALL machen!!!). „Du kriegst ganz viel Eis.“ No. „Wir gehen zu Mc Donald’s.“ (Das fällt mir richtig schwer.) No. Timmy packt seine Zahnbürste ein und zieht sich an. „Spielsachen. Coole Autos.“ (Auch das. Wer räumt die coolen Autos wieder auf?) -  No. Schließlich steht er unten auf der Straße vor Opas Auto. Oh Mann. „Mama macht mit Dir ganz tolle Sachen.“ No. Schließlich lässt er die Katze aus dem Sack. „Ich will Leuchtschuhe.“ Was soll’s. Umgehend saust Timmy davon in Richtung Einkaufszentrum, ich galoppiere hinterher. Mario kann währenddessen mit Oma und Opa losfahren. Timmy kommt schwer bepackt mit Leuchtschuhen, einem Rennauto und einem Colaeis zurück, die er auch noch rausgeschlagen hat. Hut ab vor so viel Verhandlungsgeschick bei einem noch-3-Jährigen, kann ich da nur sagen. Er hat genau den richtigen Zeitpunkt abgepasst, um seine Forderungen durchzusetzen. Denn es ist Euch sicher klar, dass ich sowas EIGENTLICH nicht mache…

Sonntag, 5. Mai 2013

Wochenende bei Oma und Opa



Freitag, Brückentag. Timmy hat Kindergarten-frei, Mario ist in der Schule. Timmy ist ein reiner Engel. Er beschäftigt sich stundenlang allein, macht sich sogar selber Essen, ich kann vor mich hin wurschteln. Er fragt zwar stündlich, wann es zu Oma und Opa losgeht, gibt sich aber mit Infos wie „nur noch 6 Stunden“ zufrieden.  Wie schön ist es, Zeit mit Timmy allein zu verbringen.
Allerdings ist mir, als wir unser Ziel erreichen, nicht mehr klar, wie ich sowas jemals denken konnte. Die Jungs verkeilen sich minütlich zu heulenden Schreiprügelknödeln, die aber um nichts in der Welt auseinanderdividiert werden können. Wir sind dem Wahnsinn nahe. Leider ist der Samstag für die Jahreszeit erschreckend kalt. Es pfeift ein eisiger Wind. Nachmittags ist aber der Siedepunkt derart überschritten, dass nur noch ein Aufenthalt im Freien helfen kann, auch wenn mein Ältester schwer erkältet ist. Alle Vorschläge, inklusive meiner eigenen, finde ich zwar pupslangweilig, aber letztendlich gehen wir zu einem relativ windgeschützten Spielplatz im Wald. Am Bolzplatz ist alles ganz schön, alle Jungs (Papa, Opa, Timmy, Mario) fangen an zu kicken, während Felicitas das Tor zu erklimmen versucht. Haha, ich versuche mich zu absentieren und ein paar Schritte durch den wunderbar ergrünten Wald zu gehen. Die Vöglein zwitschern, die Jungs schreien. Ich ignoriere Letzteres. Laute Wortgefechte und lautes Drama-Geheule erschallt. Ist mir doch egal. Ich stapfe weiter, das Grün lockt. Leider wird das Gebrüll immer lauter. Ich drehe mich um, sehe meinen Mann mit einem lateinamerikanischen Temperamentausbruch herumrasen, während Mario lautstark brüllt: „Du hast mein Leben ruiniert!“ (Das klingt zwar stark nach neurotischer Ehefrau, aber: Nein, meine Lieben, von mir hat er das nicht! Eventuell mal in der Theatergruppe nachfragen???). Er heult Rotz und Wasser. Also Kommando zurück. Die nächste halbe Stunde kann ich damit verbringen, heulende, wütende Männer jeglicher Altersklasse zu beruhigen. SUPER! Genauso habe ich mir meinen Waldspaziergang, der 47 Sekunden dauerte, ja gewünscht. Die Einzige, die spitzenmäßig drauf ist, ist Felicitas. Es wundert mich ein bisschen, wieso sie vor der 10 Meter langen Rutsche zurückschreckt. Jedenfalls hat der Aufenthalt im Freien nicht den gewünschten Effekt. Die Stimmung ist mies. Und bleibt es auch. Wir packen die Kinder ins Auto. Das heißt natürlich, dass erst mal stundenlang herumgestritten wird, wer wo sitzt, abwechselnd heulen, böse Worte der Eltern. Beim Essen geht’s weiter. Timmy will 7 Bratwürste, und wenn es nicht 7 sind, dreht er durch! Da wir ihm 7 geben, erwarten wir als Gegenleistung, dass er NICHT durchdreht, aber wir sind ja auch so blöd, dass wir den Aussagen eines Vierjährigen Glauben schenken: Timmy hüpft bis 23 Uhr in der Botanik herum. Solange, bis Felicitas wieder wach ist. Aber egal, ich kann ja bis 6 Uhr mit 7 Mal Wecken ausschlafen, gell.
Am Sonntag ist das Wetter besser. Wir gehen gleich mal spazieren. Die Jungs springen, nach Anleitung vom Papa, über einen Bach. Ich frage mich in stiller Ergebenheit: Wer ist als Erster nass? Wer hat den meisten Bachschleim an den Hosen hängen? Timmy, der mit den dreckigsten Hosen, ist im Gebüsch verschwunden. Ist mir aber egal, so lange die Stimmung gut ist. Wir genießen noch Omas Semmelknödel und fahren dann los, d.h. ich sammle gefühlte 7 Trizillionen Klamotten in den Riesenkoffer ein, der für 48 Stunden auch vollkommen ausreicht, wenn wir uns nur im absoluten Notfall (z.B. Magen-Darm-Erkrankung aller drei Kinder) umziehen. Das heißt, das Auto ist brechend voll, wir streiten ritualmäßig, wer wo sitzen soll, ab geht’s. Und doch, es gibt auch schöne Momente. Zum Beispiel das Museum in einer historischen Burg, zu dessen Besuch ich mich entschlossen habe. Mein Mann erklärt, dass wir bei dessen letzten Besuch noch kinderlos waren, aber er angeblich „Überstunden machen“ musste, um diesen Zustand zu ändern. Too much information. Die Jungs winken gelangweilt ab. Klar ist, dass Felicitas sofort die Hosen voll hat, sobald wir uns endlich aus dem Auto mit den vielen Sachen an Bord geschält haben. Ich wickle sie mangels Wickelplatz in einer Art Schießscharte auf der Bonsai-Toilette, was ihr gar nicht gefällt. Besser ist das Museum mit Mammut-Skelett und  Steinzeit-Mann (nein, nicht mein Ehemann, sondern ein Modell). Auch die Römer-Schwerter und die Dino-Versteinerungen gefallen. Nun noch im Biergarten in der Sonne „echte Männer-Cola“ für die Jungs bestellen, was ich zur Feier des Tages erlaube, und einen Cappuccino für mich und meinen Mann. Herrlich! Wie lange habe ich davon geträumt! Selbstverständlich muss man sich das Kinderkrakeelen im Hintergrund und die böse Oma-Blicke wegdenken. Aber es ist einfach stark, in der Sonne zu sitzen und Kaffee zu trinken! Nun nur noch durch den Sonntagsstau, dreimal zum Pieseln anhalten, das Geschrei von der jetzt höchst genervten Felicitas ignorieren, unser gewaltiges Gepäck ausladen, fertich…. Bleibt nur noch die Frage: Wieso bin ich eigentlich so müde nach einem erholsamen Wochenende?