Donnerstag, 25. Februar 2016

Dies & das: Die Kleidungsschlüsselgeschichte



Alle, die Kinder zu bekleiden haben, wissen, dass das ein Problem ist. Ich rede jetzt mal nicht von dem riesigen Beutel mit ca. 50 einzelnen Socken in allen gängigen Kindergrößen ohne Partner. Ich weiß, dass die einbeinigen unsichtbaren Zwerge, die unser Haus bewohnen, sie stehlen, und mache mir deswegen keine Gedanken mehr. Naja, ich habe mal kurz gegoogelt, ob es möglich ist, dass unsere Waschmaschine sie alle gefressen hätte, aber irgendwie … bei dieser Menge… wäre sie da nicht längst explodiert? Dass alle irgendwo versteckt sind, ist quasi ausgeschlossen, denn wir haben auf der Suche nach wichtigen Utensilien wie verschollenen (und wiedergefundenen!) Hausschlüsseln bereits alles mehrfach auf den Kopf gestellt. Die Kinder kommen auch NIE ohne zweiten Socken nach Hause, daher die einzige wissenschaftlich plausible Erklärung … siehe oben.
-4 Grad Celsius (das ist unter Null, es liegt ungewohntes weißes Zeug draußen herum). Mein Mittelkind Hot Timmy hat sich schon das passende Outfit für unseren Ausflug angezogen – Begleitung des Bruders zum Schwimmkurs. Fußballschuhe (zwei Nummern zu klein), kurze Fußballhose, T-Shirt, fertich! Ich spiele ehrlich gesagt schon kurz mit dem Gedanken, lehne es aber in halbherzigem Elan trotzdem einigermaßen überzeugend ab, ein Kind in Shorts mitzunehmen. Timmy zieht nolens volens eine Hose ein, d.h. eine Hose des Woolworth-Faschingskostüms „Ninja“ (6,99 Euro), die so dünn ist, dass dadurch man eine Zeitung bequem lesen kann. Weiterhin ein Sommer-Jäckchen aus Sweatshirt-Stoff sowie eine richtige Mütze (über Letzteres staune ich sehr). Zu mehr werde ich ihn nicht bringen – und ich denke wider besseren Wissens „Er wird schon merken, dass ihm kalt ist“ (haha) und packe noch ein paar Klamotten ein. Aber wie soll einem kalt werden, wenn man in Flitzinator-Geschwindigkeit durch das Raum-Zeit-Kontinuum rast? Ich trage meine Power-Winterjacke, Strumpfhosen, Jeans, megafette Wintersocken, Stiefel, einen großen Schal, 1 cm dicke Handschuhe. Und der Junge ist nie krank. Warum wohl? Radikale Abhärtung!!! Sofort, nachdem wir die Schwimmkurs-Schule betreten haben, macht Timmy Striptease, d.h. er ist wieder in kurzen Hosen zu sehen, die er NATÜRLICH heimlich mitgebracht hat. Nachdem wir zurück sind, stellt Timmy fest, dass er eine Blase am Fuß hat. Aha, aha! Was haben wir daraus gelernt? „Das geht wieder weg“, sagt er bedauernd. „Ich will noch eine!“ (Daraus wird nichts, mein Lieber! Die Schuhe sind WEG!).
Ach ja, zum krönenden Abschluss erzähle ich Euch noch die eingangs erwähnte Hausschlüssel-Geschichte: Nach monatelangem nervenzerfetzendem Dauernölen geben wir Mario einen eigenen Hausschlüssel. Wir schärfen ihm elternhaft ein, dass dieser Schlüssel sehr wichtig ist, nicht verloren werden darf etc. pp. Jaja, alles roger, wird gönnerhaft genickt. Ein riesiges Schlüsselband kommt der Übersichtlichkeit halber auch noch dran. Wie blöd kann man sein? – So sind wir halt, kann ich da nur sagen, denn klar ist: Der Schlüssel ist nach drei Tagen weg! Wir sind in Panik! WO IST ER NUR? 
Timmy behauptet, er hätte gesehen, dass Mario ihn in die Schule mitgenommen hätte. Aber Timmy behauptet auch, der so genannte „Pimmelbär“ hätte heute in der Schule den Unterricht gehalten. Sollen wir ihm jetzt glauben oder nicht? Mario, der Beschuldigte, tut sehr konsequent so, als würde er uns nicht hören, sobald ein elterlicher Satz das Wort „Schlüssel“ beinhaltet – so hätten wir uns auch verhalten sollen, sag ich mal. Das ist ja prima.
 Ich renne in die Schule und mache die halbe Belegschaft kirre, bzw. versuche es. Man deutet allerdings nur müde auf einen riesigen Haufen herumgeschmissener Sachen. Der Hausmeister wühlt ein riesiges Schlüsselsortiment in allen Formen und Größen durch. NJET! Nichts! Zusätzlich renne ich auch wie ein aufgeregtes Huhn über den Pausenhof, staune über eine riesige Anzahl von herumgeworfenen Frühstücksboxen und Flaschen, aber Schlüssel… Wir verzweifeln und halten unserem Ältesten Gardinenpredigten, die so lang sind, dass man sie mit der Spule aufrollen kann. Der Schlüssel ist weg. Opa unterstützt/stalkt uns durch regelmäßige Anrufe mit dem Tenor „Der Schlüssel kann doch gar nicht weg sein“. Das will ich ja gern glauben, aber: der Schlüssel IST weg.
Zwei Wochen später erhalten die Meisterdetektive einen weiteren Hinweis: Nun ist auch der Autoschlüssel weg, den mein Gemahl gern auf den Esstisch legt, obwohl er WEIß, dass wir Kinder haben (nehme ich an). Ich halte meinem Mann eine Gardinenpredigt à propos Schlüssel herumliegen lassen etc. pp. Aber nun gerät Felicitas ins Visier der Ermittler: Hat meine ordnungsliebende Tochter etwas mit dem geheimnisvollen Verschwinden zu tun? Ist ja schon ein bisschen verdächtig, wenn zwei Schlüssel verschwinden… was ich aber auch nicht 100% ausschließen kann. Ich nehme sie zum wiederholten Mal ins Kreuzverhör. Sie leugnet hartnäckig. Die Schlüssel sind weg. Ich stelle die Wohnung zum fünften Mal auf den Kopf (übrigens ohne Sockenfund, s.o.).
Irgendwann…. räume ich aus nicht nachvollziehbaren Gründen den Schrank mit Kindersicherung auf, den dreijährige Kinder nicht öffnen können (Achtung! In diesem Satz ist ein kleiner Denkfehler versteckt). Gut verborgen unter einer dicken Lage Geschirrtücher sehe ich ein Schlüsselband. Dann noch eins. Mit einem Schlüssel dran. Marios Schlüssel. Und ordentlich exakt parallel danebengelegt einen Autoschlüssel. Die Systematik erschließt sich von selbst. Das einzige Kind, das Dinge an einen logisch schlüssigen Platz in geometrisch genauer Anordnung aufräumt: Felicitas. Und Sherlock hat wieder einen interessanten Fall gelöst!