Sonntag, 27. April 2014

Bird on the wire




Die Jungs gehen abends noch in den Garten spielen. Klingelklingel. Mario kommt: „Mama, Mama, Timmy hat einen toten Vogel angefasst!“ Verd…  (Kopfkino: Wie schaut der aus? Muss ich den jetzt auch anschauen oder gar anfassen?) Ich rase los. Timmy kommt mir strahlend im Treppenhaus entgegen und verkündet stolz: „Mama, Mama, ich habe einen toten Vogel angefasst!“  Anscheinend hat er ihn nicht mitgebracht (DANKE!). Barsch lasse ich den nun zu erwartenden Mama-Sermon los (keine toten Tiere anfassen, entsetzliche Krankheiten blabla etc.), hetze ihn ins Bad, Hände mit 3 Tonnen Seife waschen, irgendwo gab es doch noch so ein Desinfektions-Dings. Muss er es mit den Naturforscherexperimenten denn so übertreiben? Und wie schön, dass ich den Aufpasser Mario habe! Klingelklingel. Das Nachbarsmädchen kommt. „Timmy hat bei uns im Garten einen toten Vogel angefasst!“  Notiz am Rande: Dieser Satz gehört definitiv  auf die Liste der unbeliebtesten Sätze des Tages! Ich doziere noch mal aufgeregt herum, dass auf toten Tieren krank machende Bakterien sein können und dass man sie nur mit Handschuhen anfassen darf. Kurze Zeit später sehe ichTimmy mit Wollhandschuhen  an den Händen herumflitzen. Seufz….
Ist die Geschichte damit zu Ende? Am nächsten Tag fragt Mario, was ich da schreibe; also lesen wir die Geschichte zusammen durch. Mario hat dazu eine Ergänzung: „Timmy hat den Vogel nicht im Garten gelassen. ER hat ihn ins Treppenhaus mitgenommen.“ Ärggh… „Timmy, hast du den Vogel mit ins Treppenhaus genommen?“
„Nein.“
„Wirklich nicht?“
Mario mischt sich ein: „Hat er doch! Hat er!“
„Timmy?“
„Ich habe den Vogel aber wieder rausgetragen.“
Hm. Mario ist äußerst wahrheitsliebend, aber ich glaube jetzt das, was ich glauben möchte! Nämlich dass er sich in Luft aufgelöst hat!
Ist die Geschichte damit zu Ende? Kurze Zeit später ruft eine befreundete Nachbarin an. „Ich möchte Dich nur vorwarnen! Irgendein Verrückter hat einen toten Vogel auf dem Gepäckträger von Marios Fahrrad befestigt. Nicht dass die Kinder Angst kriegen.“ DAS glaube ich nicht. Ich bin diejenige, die keinen Fuß vor die Türe setzen wird, bevor das Tier weg ist.
Das Geheimnis einer langen Ehe sind ja Liebe und Zärtlichkeit. Gerade jetzt ruht mein Blick äußerst liebevoll auf meinem Ehemann. Jetzt muss ich mir nur noch rasch eine gute Überleitung von „Ich liebe Dich“… zu „Kannst Du bitte die Vogeleingeweide wegputzen?“ einfallen lassen….

Donnerstag, 24. April 2014

Im Schnepfen-Paradies


Timmy mag ja Tiere wie Frösche, Fische oder Schildkröten sehr gern und so nutzen wir die Gelegenheit, dass Mister-Darf-ich-jetzt-endlich-Nintendo-spielen nicht da ist (Osterferien bei Oma und Opa), um spontan in den Botanischen Garten zu gehen. Jetzt mache ich mal einen kleinen Exkurs dazu, wie viele Stunden man einplanen sollte, um „spontan“ einen Aufbruch zu organisieren. 11.29: Wir essen früh Mittag, dann könnte es klappen, dass wir vor Schließung des Gartens dort sind. Mein Mann gähnt. Er will einen Mittagsschlaf halten, ich eigentlich auch. Die Kinder nicht, d.h. wir tun so, als würden wir uns ausruhen, während Felicitas und Timmy munter auf uns herumspringen. Raffiniert wie ich bin, schleiche mich irgendwann davon und schlafe allein im Kinderzimmer. 13.11: Ich stehe auf und trinke Kaffee, denn ohne Kaffee geht’s einfach nicht. 13.21: Ich höre Felicitas bei meinem Mann herumkrakeelen (Timmy schaut hypnotisiert Sponge Bob) und lasse sie zu mir. 13.40: Ich sage meinem Mann, dass er sich fertigmachen soll. Aus irgendeinem Grund lässt Timmy von Sponge Bob ab und will essen. Ich gebe ihm einen Rest Buchstabensuppe. Felicitas will auch Buchstabensuppe. 14.00: Alle essen Buchstabensuppe. Timmy hat noch mehr Hunger, daher koche ich noch mehr Buchstabensuppe. 14.06:  Mein Mann meckert, weil ich jetzt Buchstabensuppe koche, statt mich für den Ausflug fertigzumachen. Die Küche ist mittlerweile voller suppiger Buchstabennudeln. Sicher genug, um daraus den Satz zu bilden: „Wir fahren in den Botanischen Garten.“  14.12: Ich bin fertig.  Mein Mann trinkt Kaffee und isst einen Keks. Die Kinder wollen jetzt auch Kekse. Danach wickle ich Felicitas und ziehe sie an, was schnell geht, da sie unbedingt raus will. Timmy ist heute eher leger gekleidet in schlabbriger Turnhose und verweigert weitere Verbesserungen seiner Garderobe, aber egal. 14.17: Hey, wir könnten jetzt gehen. Nur fällt mir jetzt das kleine Detail auf, dass mein Mann nackt unter der Dusche steht. Er sei aber so gut wie fertig, sagt er. Ich werfe eine Wasserpulle und eine Packung Kekse in den Kinderwagen.  14.27: Abmarsch. Unten in der Tiefgarage fällt mir auf, dass ich angesichts von Felicitas' Fluchtversuchen im Treppenhaus leider den Kinderwagen vergessen habe. Kurze Diskussion mit meinem Mann, ob man einen Kinderwagen braucht (das machen wir eigentlich immer, wenn wir irgendwohin fahren). 14.30: Ich bin wieder mit dem Kinderwagen zurück. Die Kinder sitzen angeschnallt im Auto (sehr gut!), mein Mann befindet sich in der Garage und fuchtelt mit den Armen herum. Ich soll kommen. Ich soll jetzt die Profiltiefe unserer Sommerreifen messen (Mann!). Ich kneife ein Auge zu und sage, alles super! Wie, alles super? Ich bekomme ein Schweizer Taschenmesser mit irgendeinem ausgeklappten Messteil in die Hand gedrückt und soll jetzt mal seriös und millimetergenau vorgehen. 14.35: Los geht’s!!!!
15.02: Ankunftszeit. Am Botanischen Garten wird am Eingang umgebaut. Es ist interessant zu beobachten, welche Leute, von denen man es gar nicht denken würde, dies nutzen, um ohne zu bezahlen hineinzugehen. Schickimicki, Sonnenbrilli. Zum Teil rufen sie sich noch lautstark zu: „Hier kontrolliert keiner!“ Timmy stellt fest: „Hier gibt’s ja ganz schön viele Omas.“ Indeed. Solche Locations mag ich eigentlich nicht. Denn ich weiß, anfangs lächeln sie noch freundlich, wenn sie Felicitas' goldigen Blondschopf vorbeihoppeln sehen, aber das ist schnell vorbei, wenn sie anfängt, hysterisch über die Tulpen herzufallen, was jederzeit passieren kann. Schönes Detail: Keiner von uns fällt in den Teich neben den Tulpen. Timmy ist von den Fischen und Fröschen schwer euphorisiert und rast fröhlich in der Gegend herum. Unbedachterweise  nähern wir uns jedoch irgendwann auf unserem Rundgang auf ca. fünfzig Meter dem Hügel, auf dem zwischen kleinen Steinchen irgendwelches Berggrünzeug wächst, das man nicht anlangen oder gar betreten soll. Jetzt weiß ich wieder mal, wie sich ein echter Spießrutenlauf anfühlt. Der Timmy-Man dreht nämlich vor Begeisterung endgültig durch und kann auch die Hinweisschilder nicht lesen. Wie eine Berggemse auf Speed zischt er quer über die mit dem kostbaren Grünzeug bewachsenen Felsen hinweg nach oben. Ich hinterher, muss aber wegen der Mini-Serpentinen natürlich einen weiteren Weg zurücklegen und greife nur in die Luft. Der Zeitpunkt, dass die Omas uns hassen und alle anderen Menschen auch, ist definitiv gekommen. Die Luft ist von den bösen Blicken zum Schneiden dick; Kopfschütteln, Gezeter, Gekeife. Die fröhlichen Zechpreller am Eingang mussten sich das sowas jedenfalls nicht gefallen lassen, denke ich verbittert. Was soll ich denn machen? Und wer sagt eigentlich den Gemsen und sonstigem Viechzeug in den Bergen, dass sie die doofen Halme nicht betreten oder auffressen sollen? Ich schreie spanische Flüche und kriege den Bergsteiger endlich zu fassen. Er ist aber einsichtig und rennt hinunter zum nächsten Teich, um die Enten, die Frösche und Fische anzuschauen. Leider ist währenddessen Felicitas verschwunden. Der Klassiker: Mein Mann dachte, sie sei bei mir, ich dachte, sie sei bei ihm, bzw. war mit Timmy-Fang beschäftigt. Also zurück ins Reich der Gemsen und bloody Omas. Wir finden Felicitas dort zum Glück schnell wieder. Timmy liegt derzeit bäuchlings auf einer kleinen Brücke und beobachtet die Wassertiere. Felicitas rennt an einem fotografierenden Opa vorbei zum Teich und ihrem Bruder. Timmy, ganz älterer Bruder, versucht sie davon abzuhalten, ins Wasser zu springen, was Felicitas ihm allerdings sehr übelnimmt. Ein wildes Handgemenge entbrennt. Felicitas kreischt wie verrückt. Die Omas, die ihre bleichen Gesichter auf den Bänken am Teich in die Sonne halten, gucken pikiert, wer hier so rumschreit. Na, wir!!! Also, mir reicht’s, Aufbruch, wir gehen. Die Kinder sind aber nach wie vor begeistert und rennen die Wege rauf und runter, Omis lächeln Felicitas' freundliches Kindergesicht an (jaja, ihr blöden Waldschnepfen, ich nehm euch gleich den Krückstock weg), die zum Glück an den Tulpen und Stiefmütterchen vorbeihuscht, ohne sie zu berühren. Alles in allem sind die Blümchen ja wirklich schön, aber puh: wir waren ja noch nicht mal in Vollbesetzung!

Mittwoch, 9. April 2014

Wenn die Katze aus dem Haus ist…oder: Die Spur führt von Scheri zu Mon Cherie



Ich habe einen wichtigen Termin am Abend und Papa muss allein mit den Kindern zurechtkommen. Als ich zurückkomme, leider schon recht zeitig, also bevor die Kinder schlafen, sieht alles toll aus. Der Fernseher läuft wider Erwarten nicht und die Kinder sind im Bad beim Zähneputzen.
Morgens jedoch finde ich einige interessante Spuren. Als ich auf dem Ipad den Wetterbericht aufrufen will, stoße ich auf die letzte Google-Suche „tom und scheri“ (Schon praktisch, wenn man in der Schule schreiben gelernt hat, gell, Mario?). Ein Hocker befindet sich in Einzelteile zerlegt auf dem Balkon (?). Jemand hat die Kirschwasserpralinen, die ganz oben auf dem Regal in der Abstellkammer versteckt waren und die ich für meine Großmutter gekauft hatte, geöffnet und eine gegessen (Es beruhigt mich ein bisschen, dass nur eine fehlt). Das Monopoly-Spiel, das Mario zum Geburtstag bekommen hat, und neben den Pralinen deponiert war, ist geöffnet; zwei Beutel mit kleinen Plastikhäuser finde ich auf der Küchen-Arbeitsplatte, den Rest im Kinderbett. Im Geldbeutel von Timmy befindet sich das zugehörige Spielgeld – die Beweiskette führt damit zum Täter Pralinenschachtel. Der Nintendo und einige Spiele sind auf dem Boden verstreut, ebenso Lollipapier von den Lollies, die ich oben im Küchenschrank aufbewahre. Auf dem Sofa liegen ein rosa Plüsch-Schwein und ein Hund, die ich beide ebenfalls in der Abstellkammer versteckt hatte.
Nun ja, es ging abends noch lange hoch her, aber das wundert mich jetzt nicht mehr.