Die Jungs gehen abends noch in den Garten spielen.
Klingelklingel. Mario kommt: „Mama, Mama, Timmy hat einen toten Vogel
angefasst!“ Verd… (Kopfkino: Wie schaut
der aus? Muss ich den jetzt auch anschauen oder gar anfassen?) Ich rase los.
Timmy kommt mir strahlend im Treppenhaus entgegen und verkündet stolz: „Mama,
Mama, ich habe einen toten Vogel angefasst!“
Anscheinend hat er ihn nicht mitgebracht (DANKE!). Barsch lasse ich den
nun zu erwartenden Mama-Sermon los (keine toten Tiere anfassen, entsetzliche
Krankheiten blabla etc.), hetze ihn ins Bad, Hände mit 3 Tonnen Seife waschen,
irgendwo gab es doch noch so ein Desinfektions-Dings. Muss er es mit den
Naturforscherexperimenten denn so übertreiben? Und wie schön, dass ich den
Aufpasser Mario habe! Klingelklingel. Das Nachbarsmädchen kommt. „Timmy hat bei uns im Garten einen toten Vogel
angefasst!“ Notiz am Rande: Dieser Satz
gehört definitiv auf die Liste der unbeliebtesten Sätze des
Tages! Ich doziere noch mal aufgeregt herum, dass auf toten Tieren krank
machende Bakterien sein können und dass man sie nur mit Handschuhen anfassen
darf. Kurze Zeit später sehe ichTimmy mit Wollhandschuhen an den Händen herumflitzen. Seufz….
Ist die Geschichte damit zu Ende? Am nächsten Tag fragt Mario, was ich da schreibe; also lesen wir die Geschichte zusammen durch. Mario
hat dazu eine Ergänzung: „Timmy hat den Vogel nicht im Garten gelassen. ER hat
ihn ins Treppenhaus mitgenommen.“ Ärggh… „Timmy, hast du den Vogel mit ins
Treppenhaus genommen?“
„Nein.“
„Wirklich nicht?“
Mario mischt sich ein: „Hat er doch! Hat er!“
„Timmy?“
„Ich habe den Vogel aber wieder rausgetragen.“
„Ich habe den Vogel aber wieder rausgetragen.“
Hm. Mario ist äußerst wahrheitsliebend, aber ich glaube jetzt
das, was ich glauben möchte! Nämlich dass er sich in Luft aufgelöst hat!
Ist die Geschichte damit zu Ende? Kurze Zeit später ruft
eine befreundete Nachbarin an. „Ich möchte Dich nur vorwarnen! Irgendein
Verrückter hat einen toten Vogel auf dem Gepäckträger von Marios Fahrrad
befestigt. Nicht dass die Kinder Angst kriegen.“ DAS glaube ich nicht. Ich bin
diejenige, die keinen Fuß vor die Türe setzen wird, bevor das Tier weg ist.
Das Geheimnis einer langen Ehe sind ja Liebe und
Zärtlichkeit. Gerade jetzt ruht mein Blick äußerst liebevoll auf meinem Ehemann.
Jetzt muss ich mir nur noch rasch eine gute Überleitung von „Ich liebe Dich“…
zu „Kannst Du bitte die Vogeleingeweide wegputzen?“ einfallen lassen….