Der reale Papa heutiger
Zeit: von Ehefrau wird er gerne „mein 3./4. (oder beliebige andere Zahl
einsetzen) Kind“ genannt. (Klar, ursprünglich haben wir mit ganz
anderen Vorstellungen angefangen …).
Selbst in intaktesten Familien-
und Eheverhältnissen träumt frau doch hin und wieder… alle zwei Wochen
ein kinderfreies Wochenende… herumgammeln, ausgehen, ausschlafen, wie
schön wäre das denn?
Welcher Kindergarten, welcher Sport, welcher
Kinderarzt? Mama recherchiert, forscht, befragt andere Mütter, schläft
mindestens drei Nächte nicht. Mann gefragt: Mach Du mal (Hauptsache, das
Kind ist verräumt!).
Ach ja, noch ein Wort zum „großen Erfolg des
Elterngelds für Väter“. Viele Väter nehmen ja auch zwei Monate
Elternzeit. Juhei! Ein unglaublicher Erfolg der Familienpolitik, jubeln
die Politiker aller Parteien unisono. Realitätscheck: Ungefähr 95%
(geschätzt) nehmen diesen gleichzeitig mit der Mutter – um dann
Marathontraining zu absolvieren, Boote zu bauen, Briefmarkensammlung zu
vervollständigen, etc. pp. Es wäre durchaus interessant zu wissen, wie
viele Väter ALLEIN Elternzeit nehmen – eine Zahl dazu ist mir nicht
bekannt. Gefunden: Expertise „Vaterschaft und Elternzeit“ (im Auftrag
des Bundesministeriums für Familie und Sonstige Unnütze Existenzen alias
Senioren, Frauen und Jugend), die sich nicht zu dumm ist, an 60 Tagen
begleiteter Fern-Kinderbegutachtung einen gelehrten Aufsatz mit drei
Milliarden aufgeblasener Fremdwörter über die wichtige Rolle der Väter
aufzuhängen, den ich leider deswegen auch nicht lesen will. Vielleicht
tue ich dem Ganzen unrecht, aber das mach ich jetzt halt einfach mal.
Ja doch, die Männer fehlen. Sie fehlen in der Kinderkrippe, sie fehlen
im Kindergarten, sie fehlen in der Schule. Wenn dort lustige Kurse
angeboten werden à la „Wir gestalten den Schulgarten“ oder „Wir fertigen
liebevolle Prinzessinnen-Gemälde für das Gebäude an“ statt „Kickboxen
extrem“, „Knallharte Helikopter selbstgebaut“, oder „Male den Kampfcomic
Deines Lebens“, dann braucht man sich nicht wundern, dass die Jungs
nicht darauf einsteigen. Allerdings ist das absolut die falsche Frage.
Ich kann nicht verlangen, dass Männer auch gleichberechtigt mit 50%
einsteigen, wenn selbst die leidensfähigen Frauen diesen Job nicht mehr
machen wollen/können. Mittlerweile bin ich über die Sportkurse ganz
froh: Da treten noch echte Männer auf! Und heiliger Strohsack, das hört
sich ja an wie ein Schwerverbrecher-Bootcamp – bei dem möchte ich ja
nicht „entspannende Körperwahrnehmungs-Gymnastik für unsere
Problemzonen“ machen! Aber für meine Söhne – sehr gut! Endlich spricht
mal jemand eine Sprache, die sie verstehen! Und: Sie sind überglücklich
und hochmotiviert dabei!
Aber sind wir nicht alle gleich?
Gleichberechtigung und so? Nein, sind wir nicht. Wir sind nicht gleich
und wir sind nicht gleichberechtigt. Man kann sich natürlich fragen,
woran das liegt, dass sich Jungs so wenig für rosa Spitzen-Handtäschchen
und Barbie-Pantoletten interessieren, ist aber im derzeitigen
gesellschaftlichen Umfeld so (naja, sobald man sie jemandem wegnehmen
kann, der dann heult, ist das natürlich anders!).
Einen
zusätzlichen Schub erhält die Geschichte durch die extreme Uniformierung
der Geschlechter – Mädchen in Rosa-/Rot-/Pink-/Lilatönen zu kleiden,
Jungs in allen möglichen Tarnfarben, vermutlich befeuert durch den
Wunsch der Industrie, Eltern, die sowohl Jungs als auch Mädchen haben,
möglichst alles doppelt zu verkaufen. Unterhosen, Socken, Fahrräder,
Shampoo - selbst Legobausteine gibt es in rosa Schächtelchen.
Selbstverständlich begrüße ich die absolut megageile Perspektive, statt
auf 1000 sogar auf 2000 herumliegende Legobausteine treten zu dürfen
(die wohlgemerkt von meinen SÖHNEN herumgeschmissen werden). Schreibe
ich mir gleich auf meinen nächsten Weihnachts-Wunschzettel. Der absolute
Knaller allerdings war für mich das „Kids-Menü“ in einem großen
Freizeitpark, zu dem es eine Spielfigur dazu gab. „Junge oder Mädchen?“,
wurde ich gefragt. Äh… was ist denn das??? Na, das muss ich sehen, ich
nehme beides. Also, das „Mädchen“ war ein (anscheinend männlicher)
Violinspieler und der „Junge“ ein Ritter mit Schwert. Ich bin mir
allerdings sicher, dass Felicitas
ihren Geschwistern genauso gern den Kopf
abschneiden will wie die anderen…. Tja, schade, aber hau ihnen halt eins
mit der Klampfe auf den Schädel, geht doch auch.
Bedingt durch die
Tatsache, dass ich als Erstes zwei Söhne hatte, ist mir die komplette
Rosa-Beplüschung unserer Wohnung erspart geblieben (dafür habe ich ja
den Lärm und den Dreck … äh genauer betrachtet finde ich rosa Plüsch
eigentlich ganz klasse, der schluckt vielleicht auch ein paar Dezibel),
und auch kleine Fluchten aus der radikalisierten Geschlechtertrennung
sind immerhin möglich. Ich erinnere mich sehr gerne an die wilde
Keilerei, die sich am letzten Muttertag für mehrere Stunden um ein Paar
vererbte neonpinke Plastikclogs Größe 30 entbrannte - mit drei
beteiligten Kindern, von denen kein einziges aktuell Größe 30 trägt,
aber egal! Diese Clogs sind Dauertrend. Anscheinend sind die irgendwie
cool (Es ist mir bekannt, dass ich keinerlei Kompetenz auf dem Gebiet
des Coolseins besitze, daher hinterfrage ich dieses für mich mysteriöse
Phänomen auch nicht). Unvergessen ist auch die künstlerische
Installation „Barbie auf Baseballkappe“ (Klebearbeit), angefertigt von
meinem Ältesten.
Aber vielleicht ist die Geschlechtertrennung genau
das Richtige. Dachte ich mir eines genervten Tages und ernannte ein
Zimmer kurzerhand zum „Mädchenzimmer“ (also für mich und Felicitas).
Grundregeln: Hier ist Rülpsen und Furzen streng verboten, man darf nur
mit gewaschenen Händen und geputzten Zähnen hinein. Selbstverständlich
putzen sich alle Jungs hier die Zähne, reihten sich artig in die
Schlange ein und wollten auf unseren Prinzessinnenbetten nächtigen. „Wir
furzen nicht. Die ganze Nacht! Wir versprechen es!“ Nächster Versuch:
„Mama, es gibt eigentlich keine Mädchenzimmer.“ „Doch, das gibt es. Geht
raus zum Furzen.“ „Es gibt keine Mädchenzimmer, genauso wenig wie
Mädchenfarben.“ Merke: Wenn die Jungs was wollen, was uns Mädels gehört,
klappt das auch ganz schnell mit der Gleichberechtigung, gell…
PS: Hatte vergessen zu erwähnen, dass auch Schwertkämpfe im Mädchenzimmer verboten sind.
PPS: Ebenso Kickboxen.
PPPS: Würgen auch!
PPPPS: ….
Schnarch… pups…. Schnarch….
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen