Dienstag, 16. Dezember 2014

Vorweihnachtszeit



Also, jetzt noch ein verspäteter Einstieg in das Thema „Vorweihnachtszeit“. Viele Memmen jammern ja herum, dass sie nicht in Stimmung kommen, wenn Ende August schon die ersten Lebkuchen in den Regalen der bösen Supermärkte liegen. Gut, wenn man es genau nimmt, ist man damit ein Drittel des Jahres allein mit sich stetig steigernder Weihnachts-/Endjahrespanik beschäftigt. Plus ein Monat Rekonvaleszenz danach. Für uns Erwachsene vielleicht eine Vorstellung, bei der uns ein klein wenig die Gänsehaut über den Rücken läuft. Bzw. aktuell freue ich mich schon sehr auf die Phase der Rekonvaleszenz.
Mein Ältester hingegen – obwohl weiträumig von Lebkuchenregalen abgeschottet – hat einen inneren Weihnachtsradar und beginnt zeitgleich mit der geschmähten Regalbefüllung mit „Warten auf das Christkind“. Eigentlich erfreulicherweise - obwohl das im septemberlichen Altweibersommer und Badebekleidung für uns doch ein wenig gewöhnungsbedürftig ist -, denn er beginnt sich sehr genau zu überlegen, was er sich zu Weihnachten wünscht, und einen Wunschzettel zu verfassen. Das gibt doch erhebliche Planungssicherheit und für uns Erwachsene sehr wenig Spielraum für das klassische Herumgejaule, dass Weihnachten immer so plötzlich komme. Nicht, dass das uns daran hindern würde, den gesamten Herbst mit sinnlosem Quatsch wie Arbeiten, Haushalt, Kinderbetreuung etc. zu verbummeln, aber wir könnten uns ja auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren, wenn wir nicht so schludrig wären.
Die wirklich wichtigen Dinge im Leben … sind natürlich GESCHENKE! Ach ja, erinnert Ihr Euch noch an die Zeit, als Ihr jeden Tag ein Türchen im Adventskalender geöffnet hat und diese 24 Tage sooo langsam vergingen? Also, dieses Problem habe ich nicht mehr!
Das ideale Geschenk für Kinder sieht in Mamas Augen im Prinzip so aus: pädagogisch wertvoll, selbstreinigend, stets wiederauffindbar (hat also die Größe eines Kleinwagens, der allerdings in eine kleine Schuhschachtel passen sollte, um es auch irgendwo noch unterzubringen), geräuschlos, beschäftigt die Kinder für mindestens drei Stunden, lässt sich nicht zu Prügelinstrumenten oder Waffen umbauen.
Das ideale Geschenk in Kinderaugen: grellbunte Plastikteile, die in alle Himmelsrichtungen verschmissen werden können, macht laute Quäk-, Sirenen- oder Furzgeräusche, idealerweise mit Bildschirm und/oder Knöpfen, die man zur Erzeugung eines hartnäckigen Tinnitus‘ bei Erwachsenen in monotoner Abfolge drücken kann. Es besteht auch mindestens 500 entweder sauharten Teilen – auf die man so schön drauftreten kann - oder haben eine schmierig-schleimige Gummikonsistenz, die man überall zu hartnäckigen Krusten verbacken kann. Super! Ich frage mich ernsthaft, warum Spielzeughersteller immer so begeistert auf ihre Packungen drucken lassen: 540 Teile! 730 Teile! 900 Teile! Wenn ich DAS sehe, kaufe ich den Traktor-Bausatz, der mir eigentlich ganz nett erschien, dann lieber doch nicht. Ist ja schon ein Unterschied, ob sich meine alten Knochen 100 oder 900 Mal pro Stunde bücken müssen (ach ja, muss man ja auch noch mal drei nehmen).
Also, Leute, Ihr seht, wir haben hier ein Problem. Schnittmengen zu bilden verlangt wirklich großes Engagement. Einmal dachte ich, ich bin schlau, und bin auf die Marketingmasche diverser Lernsoftware-Hersteller reingefallen, nach dem Motto „Lernen ist ja immer gut“. Mein Ältester liebt Nintendo, den sein Opa ihm geschenkt hatte, und so dachte ich, ich kaufe entsprechende Nintendo-LERNSPIELE. Habe recherchiert, im Internet Kundenbewertungen gelesen, verglichen etc. pp. Riesenstress. Und IHR GLAUBT DOCH NICHT IM ERNST, DASS DAS FUNKTIONIERT? Ich selbst fand sie dann so fad, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass ein Mensch, der wie mein Sohn in Millisekunden Knöpfe drücken kann, um irgendwelche Levels zu erreichen, mit so einer lahmen Gurke was anfangen kann. Da liest er dann lieber ein Buch!  
Im letzten Jahr hat Frau Superschlau dann bunte Plastikschlitten (1 Teil! Abwischbar! Nicht zu verlieren!) beim Weihnachtsmann bestellt. Sehr nett, aber leider hat es ja überhaupt nicht geschneit. Na, liebe Kinder, dann wartet Ihr einfach noch ein Jahr!
Da hätten wir ja schon fast eine Schnittmenge gefunden, denn mein Ältester, der das Thema Weihnachten wie gesagt sehr, sehr ernst nimmt, erwägt derzeit tatsächlich, Weihnachten ausfallen zu lassen. Er ist sich ziemlich sicher, nicht brav genug gewesen zu sein. Wenn ich den heutigen Besuch beim Kinderarzt mal ganz nüchtern betrachte, wo ich dem Geräuschpegel nach mit einem Käfig voller Affen auftauchte, nicht ganz unberechtigte Zweifel. Andererseits: Was wäre Weihnachten ohne Kinder, die glückstrahlend ihre drei Millionen Legosteine herumschmeißen? Oh Leute, ich freu mich schon so und hab auch noch an den Weihnachtsmann geschrieben, dass er ganz bestimmt bei uns persönlich vorbeischaut!

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