Also, jetzt noch ein verspäteter Einstieg in das Thema
„Vorweihnachtszeit“. Viele Memmen jammern ja herum, dass sie nicht in Stimmung
kommen, wenn Ende August schon die ersten Lebkuchen in den Regalen der bösen
Supermärkte liegen. Gut, wenn man es genau nimmt, ist man damit ein Drittel des
Jahres allein mit sich stetig steigernder Weihnachts-/Endjahrespanik
beschäftigt. Plus ein Monat Rekonvaleszenz danach. Für uns Erwachsene
vielleicht eine Vorstellung, bei der uns ein klein wenig die Gänsehaut über den
Rücken läuft. Bzw. aktuell freue ich mich schon sehr auf die Phase der
Rekonvaleszenz.
Mein Ältester hingegen – obwohl weiträumig von Lebkuchenregalen
abgeschottet – hat einen inneren Weihnachtsradar und beginnt zeitgleich mit der
geschmähten Regalbefüllung mit „Warten auf das Christkind“. Eigentlich
erfreulicherweise - obwohl das im septemberlichen Altweibersommer und
Badebekleidung für uns doch ein wenig gewöhnungsbedürftig ist -, denn er beginnt
sich sehr genau zu überlegen, was er sich zu Weihnachten wünscht, und einen
Wunschzettel zu verfassen. Das gibt doch erhebliche Planungssicherheit und für
uns Erwachsene sehr wenig Spielraum für das klassische Herumgejaule, dass
Weihnachten immer so plötzlich komme. Nicht, dass das uns daran hindern würde,
den gesamten Herbst mit sinnlosem Quatsch wie Arbeiten, Haushalt,
Kinderbetreuung etc. zu verbummeln, aber wir könnten uns ja auf die wirklich
wichtigen Dinge konzentrieren, wenn wir nicht so schludrig wären.
Die wirklich wichtigen Dinge im Leben … sind natürlich
GESCHENKE! Ach ja, erinnert Ihr Euch noch an die Zeit, als Ihr jeden Tag ein
Türchen im Adventskalender geöffnet hat und diese 24 Tage sooo langsam
vergingen? Also, dieses Problem habe ich nicht mehr!
Das ideale Geschenk für Kinder sieht in Mamas Augen im
Prinzip so aus: pädagogisch wertvoll, selbstreinigend, stets wiederauffindbar
(hat also die Größe eines Kleinwagens, der allerdings in eine kleine Schuhschachtel
passen sollte, um es auch irgendwo noch unterzubringen), geräuschlos,
beschäftigt die Kinder für mindestens drei Stunden, lässt sich nicht zu
Prügelinstrumenten oder Waffen umbauen.
Das ideale Geschenk in Kinderaugen: grellbunte Plastikteile,
die in alle Himmelsrichtungen verschmissen werden können, macht laute Quäk-,
Sirenen- oder Furzgeräusche, idealerweise mit Bildschirm und/oder Knöpfen, die
man zur Erzeugung eines hartnäckigen Tinnitus‘ bei Erwachsenen in monotoner
Abfolge drücken kann. Es besteht auch mindestens 500 entweder sauharten Teilen
– auf die man so schön drauftreten kann - oder haben eine schmierig-schleimige
Gummikonsistenz, die man überall zu hartnäckigen Krusten verbacken kann. Super!
Ich frage mich ernsthaft, warum Spielzeughersteller immer so begeistert auf
ihre Packungen drucken lassen: 540 Teile! 730 Teile! 900 Teile! Wenn ich DAS
sehe, kaufe ich den Traktor-Bausatz, der mir eigentlich ganz nett erschien,
dann lieber doch nicht. Ist ja schon ein Unterschied, ob sich meine alten
Knochen 100 oder 900 Mal pro Stunde bücken müssen (ach ja, muss man ja auch
noch mal drei nehmen).
Also, Leute, Ihr seht, wir haben hier ein Problem.
Schnittmengen zu bilden verlangt wirklich großes Engagement. Einmal dachte ich,
ich bin schlau, und bin auf die Marketingmasche diverser
Lernsoftware-Hersteller reingefallen, nach dem Motto „Lernen ist ja immer gut“.
Mein Ältester liebt Nintendo, den sein Opa ihm geschenkt hatte, und so dachte
ich, ich kaufe entsprechende Nintendo-LERNSPIELE. Habe recherchiert, im
Internet Kundenbewertungen gelesen, verglichen etc. pp. Riesenstress. Und IHR
GLAUBT DOCH NICHT IM ERNST, DASS DAS FUNKTIONIERT? Ich selbst fand sie dann so
fad, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass ein Mensch, der wie mein Sohn
in Millisekunden Knöpfe drücken kann, um irgendwelche Levels zu erreichen, mit
so einer lahmen Gurke was anfangen kann. Da liest er dann lieber ein Buch!
Im letzten Jahr hat Frau Superschlau dann bunte
Plastikschlitten (1 Teil! Abwischbar! Nicht zu verlieren!) beim Weihnachtsmann
bestellt. Sehr nett, aber leider hat es ja überhaupt nicht geschneit. Na, liebe
Kinder, dann wartet Ihr einfach noch ein Jahr!
Da hätten wir ja schon fast eine Schnittmenge gefunden, denn
mein Ältester, der das Thema Weihnachten wie gesagt sehr, sehr ernst nimmt,
erwägt derzeit tatsächlich, Weihnachten ausfallen zu lassen. Er ist sich
ziemlich sicher, nicht brav genug gewesen zu sein. Wenn ich den heutigen Besuch
beim Kinderarzt mal ganz nüchtern betrachte, wo ich dem Geräuschpegel nach mit
einem Käfig voller Affen auftauchte, nicht ganz unberechtigte Zweifel. Andererseits:
Was wäre Weihnachten ohne Kinder, die glückstrahlend ihre drei Millionen
Legosteine herumschmeißen? Oh Leute, ich freu mich schon so und hab auch noch
an den Weihnachtsmann geschrieben, dass er ganz bestimmt bei uns persönlich
vorbeischaut!
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