Es gibt ja heutzutage ein gewaltiges Angebot an Kursen für zukünftige
Mütter, gewordene Mütter, Mütter und Kinder, Väter und Kinder, Großeltern und
Kinder, Kinder an sich, Kinder mit Erwachsenen etc., von afrikanischem Trommeln
über Extrem-Klöppeln bis hin zu rhythmisiertem Naturbasteln. Wird schon
irgendeinen Sinn haben, oder? Ich muss sagen, dass ich mit großem Genuss
feststellte, dass sich mit steigender Kinderzahl das ganze Brimborium für mich
mental stark nach unten korrigierte.
Der erste Fehlschlag war „Schwangeren-Yoga“ am Ende der
ersten Schwangerschaft. Also, im Gegensatz zu euphorisch gestimmten, superfitten
Supermoms, die am Ende des 9. Monats noch einen Halbmarathon laufen und kurz
nach der Geburt mit Zwillingskinderwagen losjoggen, sah mein Zustand im Großen
und Ganzen so aus: gestrandeter Walfisch. Ein Walfisch, der kaum noch laufen
konnte und sich sehr darüber gefreut hätte, wenn ihm in der S-/U-Bahn mal
jemand den Platz angeboten hätte, aber hey, wir sind hier in Deutschland, wer
Kinder hat, ist selbst dran schuld, am besten gleich lernen. Oder sich halt mit
„Schwangeren-Yoga“ wieder fit kriegen. Also quälte ich mich zum Walfisch-Yoga.
Lerneffekt: Es hat schon seinen Grund, warum wir in freier Wildbahn keinen
Walfisch beim Yoga beobachten können.
Da ja noch zwei Schwangerschaften folgten: Vor weiterem
Unsinn dieser Art bewahrten mich ja die vorhandenen Kinder. Zu derartigen
Selbstversuchen war ich einfach zu platt. Vorsichtsmaßnahmen wie „keine
schweren Sachen heben“ werden weiter eingehalten, 20 Kilo schwere KINDER fallen
ja nicht darunter.
Mario, Kind Nr. 1, kam noch in den Genuss von
„Baby-Schwimmen“, d.h. er wurde mit Mamas und Papas und anderen Kinder mit
fröhlicher und teurer Rundumbespaßung pädagogisch wertvoll ans Wasser gewöhnt.
Die anderen wurden halt einfach von uns ins Wasser geschmissen, wenn wir es mal
geschafft haben, ins Hallenbad oder zum See zu fahren, was vom logistischen
Aufwand her den Urlaubsvorbereitungen für drei Wochen Sardinien bei einem
Single entspricht.
Es stimmt, beim ersten Kind probiert man allen Kappes aus,
die anderen dürfen sich freuen, dass den Eltern der ganze Unsinn schon
ausgetrieben wurde. Jetzt kommt nämlich „Kinderturnen!“ Ich gestehe, ich fand
es total super, teilnehmendes Kind Mario konnte sich allerdings meist schwer beherrschen,
Begleitzwerg Timmy war kaum noch zu bremsen, so dass das Ganze eigentlich eher
als Mamasport „Kleinkindeinfangen“ seine Berechtigung hatte. Ich sause, ich
renne, ich klettere, ich trage, ich singe, ich spiele. Kinderturn-Kind Mario sitzt
auf der Turnbank und schaut interessiert zu.
Das Ganze nahm dann zum Glück ein Ende, als ich zum dritten
Mal schwanger war (non-yoga-Walfisch).
Jetzt war es wieder soweit. Nach gut zwei Jahren Abstinenz
bin ich eingeknickt. Kinder müssen gut schwimmen lernen. Hat ja auch was für
sich. Der Köder: Die einmalige Chance, dass es einen Kurs gibt, der immerhin 2
meiner Kinder abdeckt – ansonsten sind sämtliche Angebote altersmäßig derart
filigran aufgefächert, dass es nicht möglich ist, zwei Kinder im Abstand von
zwei Jahren gleichzeitig irgendwo unterzubringen (oder gar ein drittes - Drittkinder
sind im System sowieso nie vorgesehen, daher vergessen wir das mal ganz schnell
und begnügen uns mit dem verfügbaren Jackpot.)
Meinen beiden Schwimmbad-versessenen Jungs verkünde ich
daher stolz: „Ich habe Euch zum Schwimmkurs angemeldet!“ Sohn 1 mault sofort
und erklärt kategorisch, dass er für derartige Angebote nicht offen sei. Sohn 2
ist freundlicherweise total euphorisch. Ich erkläre Sohn 1, dass er da hinmüsse,
komme, was da wolle (Brodel! Sei doch froh, dass Du da hindarfst!!!).
Vorbereitungen: Ich fühle mich sofort um Jahrzehnte jünger,
als ich erfahre, dass beim Kurs „Badekappen“ strengste Pflicht seien.
BADEKAPPEN!!! Das Wort gehört fast nicht mehr in meinen aktiven Wortschatz! Wo
kriege ich solche Fossilien bloß her? Museum??? Tagesexkursion zu einem
exotischen Fachgeschäft für Extremsportler? Oh Mann, zum Glück gibt’s Ebay!
Nach dem ersten Mal Schwimmen hat sich die Ausgangslage
umgekehrt: Der einstmals schwer maulende Sohn 1 ist total euphorisch, der Sohn
2 total panisch/ängstlich/entsetzt/keine Ahnung, was er hat. Die hochmotivierte
Teilnehmerin Felicitas muss brüsk in ihre Schranken gewiesen werden, bitte noch
zwei Jahre auf der Bank sitzen! Ich meine, schön, dass mein sonst –
wahrscheinlich wegen der frühen Kinderversuche mit ihm – von Kursen eher
abgeneigter Sohn 1 endlich den besten Kurs seines Lebens gefunden hat! Und ich
verfeinere die Kunst des „mit Engelszungen Redens“ bezüglich Sohn 2. Mir
wachsen bald Toffifees aus den Ohren!
Der Schwimmkurs ist zum Glück bald vorbei, doch das nächste
Unheil droht bereits am Horizont: Sohn 2 will in den Fußballverein, was Sohn 1
strikt ablehnt. Oh mein Gott!
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