Freitag, 7. November 2014

Melk die Maus!

Ein Tag zum Mäusemelken. Es regnet Hunde und Katzen. Felicitas, meistens bestens gelaunt, greint den ganzen Nachmittag. Man gibt ihr Essen, sie greint. Man gibt Timmy Essen, er greint auch. Man gibt Timmy und Felicitas Puzzles, sie nehmen sie mit aufs Hochbett, werfen dann 98 Puzzleteile mit großer Begeisterung in alle Himmelsrichtungen, um anschließend darüber zu greinen, dass die Puzzleteile am Boden liegen. Dann greint Timmy, weil er von seinem älteren Bruder getriezt wird. Mario greint, weil Mama jetzt sehr, sehr böse ist. Timmy ist sowieso stinkbeleidigt und zieht Leine in den Garten. „Nimm bitte auch Deine Regenj….“ Tür schon zu. Was soll’s, denke ich ermattet. Kaum ist Timmy draußen, zischt auch sein Quälgeist hinterher. Felicitas greint, weil sie ohne Gummistiefel nicht mit darf. Probeweise setzt sie ihren Fahrradhelm auf. Sie holt auch noch ihr Laufrad. Ich sage: Gummistiefel. Und dabei bleibt’s. Grein! Grein! Grein! Zum Glück kommt gerade der geliebte Papa nach Hause. Als ich gerade erleichtert aufatmen will: Grein! Grein! Grein! Was ist denn jetzt schon wieder? Ich kann es einfach nicht mehr hören und ziehe meine Trumpfkarte: Felicitas, wir gehen in die Badewanne. Begeisterung riesig. Felicitas holt ihr Shampoo, woraus ich den vollkommen abwegigen und fehlerhaften Schluss ziehe, sie wolle ihre Haare waschen. Grein! Grein! Grein! Wieder raus! Grein! Grein! Grein! Ein nunmehr nacktes greinendes Kind mit gewaschenen Haaren will ohne Gummistiefel mit Fahrradhelm und Laufrad in den Garten. Was wollte ich damit noch mal erreichen???
Als die Jungs tropfnass sind, müssen wir sie irgendwann wieder hereinholen und trockene Sachen anziehen. Papa gibt Timmy einen stark klebenden Sirup, den dieser von ihm angefordert hatte. Dieser liegt nun in einer großen Lache um den stark klebenden Timmy herum auf dem Boden. Nina: Grein! Grein! Grein! Ich ziehe den Burschi zum dritten Mal an diesem Tag um. Die klebrigen Körperteile wasche ich trotz Protesten (grein!) im Waschbecken ab, denn eine Badewanne gibt es heute für niemanden mehr. Mario hat irgendwo in der Müllhalde, die mal unsere Wohnung war, eine Affenmaske gefunden. Er setzt sie auf, schleicht sich an Felicitas an und macht „WWWAAAAOOOORRRR“!!!!! Felicitas: GREEEEEEEINNNNNNN! (Kurze Zeit später: Felicitas hat die Affenmaske auf und geht zu Timmy: WWWAAAOOOLLLLLL!!!!! Timmy: Ich will auch die Affenmaske! Grein! Grein! Grein!)
In unserer Not sagt mein Mann, komm schnell, wir gehen einfach in unser Zimmer und lassen sie sitzen. Mal sehen, was sie dann machen. Ich flöte: „Wiedersehen, Papa und ich gehen jetzt Sex machen!“ (Achtung, liebe Zartbesaitete: Solche Sprüche haben wir von unseren Kindern!!!! Wir müssen uns von ihnen aufgrund des Einflusses der Schule ANDAUERND anhören, wer angeblich mit wem Sex macht.) Wir fläzen uns gemütlich auf die Bettcoach und schalten den Fernseher ein. Drei Sekunden später öffnet sich die Tür und die drei Schurken nehmen Anlauf und springen auf uns drauf. „Und, macht Ihr jetzt Sex?“ „Ja!“, behaupten wir müde. Alle drei schlingen sich völlig unbeeindruckt anaconda-artig um uns herum und starren auf den Bildschirm. Hat ja super funktioniert. Papa ist stinksauer und setzt zu einem leistungsstarken Vortrag über die Undankbarkeit dieser kleinen Menschen an… den Kindern macht das ja nichts aus, aber MIR! Schnell weg!
Ich bringe die Meute ins Kinderzimmer, d.h. ich versuche es: Wie kann das sein, dass sie in dieser kurzen Zeit DERART abgehaust haben!? Verdammt noch mal! Ich versuche wenigstens das Bett freizukriegen, d.h. erst mal muss es mir gelingen, die Türe zu öffnen, hinter der ein Riesenstapel von Kinderbüchern liegt, abgesehen natürlich von den immerhin nicht sehr sperrigen Puzzleteilen. Ich murmle böse Sprüche, in denen die Worte „Kinderheim“ und „Keller“ vorkommen. Psychische Folgeschäden oder Traumatisierungen sind nicht zu befürchten, denn erstens hört mir, sobald ich diesen bestimmten anklagend-jammernden Mama-Ton anschlage, eh keiner zu, außerdem sind die Kinder wieder zu Papa bzw. dem Fernseher zurückgerannt. Und ich such mir eine Maus, die ich melken kann. Irgendwo in dem Trümmerhaufen findet sich bestimmt eine.

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