Ein Tag zum Mäusemelken. Es regnet Hunde und Katzen. Felicitas, meistens bestens gelaunt, greint den ganzen Nachmittag. Man gibt
ihr Essen, sie greint. Man gibt Timmy Essen, er greint auch. Man gibt
Timmy und Felicitas Puzzles, sie nehmen sie mit aufs Hochbett, werfen dann 98
Puzzleteile mit großer Begeisterung in alle Himmelsrichtungen, um
anschließend darüber zu greinen, dass die Puzzleteile am Boden liegen.
Dann greint Timmy, weil er von seinem älteren Bruder getriezt wird. Mario
greint, weil Mama jetzt sehr, sehr böse ist. Timmy ist sowieso
stinkbeleidigt und zieht Leine in den Garten. „Nimm bitte auch Deine
Regenj….“ Tür schon zu. Was soll’s, denke ich ermattet. Kaum ist Timmy
draußen, zischt auch sein Quälgeist hinterher. Felicitas greint, weil sie
ohne Gummistiefel nicht mit darf. Probeweise setzt sie ihren Fahrradhelm
auf. Sie holt auch noch ihr Laufrad. Ich sage: Gummistiefel. Und dabei
bleibt’s. Grein! Grein! Grein! Zum Glück kommt gerade der geliebte Papa
nach Hause. Als ich gerade erleichtert aufatmen will: Grein! Grein!
Grein! Was ist denn jetzt schon wieder? Ich kann es einfach nicht mehr
hören und ziehe meine Trumpfkarte: Felicitas, wir gehen in die Badewanne.
Begeisterung riesig. Felicitas holt ihr Shampoo, woraus ich den vollkommen
abwegigen und fehlerhaften Schluss ziehe, sie wolle ihre Haare waschen.
Grein! Grein! Grein! Wieder raus! Grein! Grein! Grein! Ein nunmehr
nacktes greinendes Kind mit gewaschenen Haaren will ohne Gummistiefel
mit Fahrradhelm und Laufrad in den Garten. Was wollte ich damit noch mal
erreichen???
Als die Jungs tropfnass sind, müssen wir sie
irgendwann wieder hereinholen und trockene Sachen anziehen. Papa gibt Timmy einen stark klebenden Sirup, den dieser von ihm angefordert hatte.
Dieser liegt nun in einer großen Lache um den stark klebenden Timmy herum
auf dem Boden. Nina: Grein! Grein! Grein! Ich ziehe den Burschi zum
dritten Mal an diesem Tag um. Die klebrigen Körperteile wasche ich trotz
Protesten (grein!) im Waschbecken ab, denn eine Badewanne gibt es heute
für niemanden mehr. Mario hat irgendwo in der Müllhalde, die mal unsere
Wohnung war, eine Affenmaske gefunden. Er setzt sie auf, schleicht sich
an Felicitas an und macht „WWWAAAAOOOORRRR“!!!!! Felicitas: GREEEEEEEINNNNNNN!
(Kurze Zeit später: Felicitas hat die Affenmaske auf und geht zu Timmy:
WWWAAAOOOLLLLLL!!!!! Timmy: Ich will auch die Affenmaske! Grein! Grein!
Grein!)
In unserer Not sagt mein Mann, komm schnell, wir gehen
einfach in unser Zimmer und lassen sie sitzen. Mal sehen, was sie dann
machen. Ich flöte: „Wiedersehen, Papa und ich gehen jetzt Sex machen!“
(Achtung, liebe Zartbesaitete: Solche Sprüche haben wir von unseren
Kindern!!!! Wir müssen uns von ihnen aufgrund des Einflusses der Schule
ANDAUERND anhören, wer angeblich mit wem Sex macht.) Wir fläzen uns
gemütlich auf die Bettcoach und schalten den Fernseher ein. Drei
Sekunden später öffnet sich die Tür und die drei Schurken nehmen Anlauf
und springen auf uns drauf. „Und, macht Ihr jetzt Sex?“ „Ja!“, behaupten
wir müde. Alle drei schlingen sich völlig unbeeindruckt anaconda-artig
um uns herum und starren auf den Bildschirm. Hat ja super funktioniert.
Papa ist stinksauer und setzt zu einem leistungsstarken Vortrag über die
Undankbarkeit dieser kleinen Menschen an… den Kindern macht das ja
nichts aus, aber MIR! Schnell weg!
Ich bringe die Meute ins
Kinderzimmer, d.h. ich versuche es: Wie kann das sein, dass sie in
dieser kurzen Zeit DERART abgehaust haben!? Verdammt noch mal! Ich
versuche wenigstens das Bett freizukriegen, d.h. erst mal muss es mir
gelingen, die Türe zu öffnen, hinter der ein Riesenstapel von
Kinderbüchern liegt, abgesehen natürlich von den immerhin nicht sehr
sperrigen Puzzleteilen. Ich murmle böse Sprüche, in denen die Worte
„Kinderheim“ und „Keller“ vorkommen. Psychische Folgeschäden oder
Traumatisierungen sind nicht zu befürchten, denn erstens hört mir,
sobald ich diesen bestimmten anklagend-jammernden Mama-Ton anschlage, eh
keiner zu, außerdem sind die Kinder wieder zu Papa bzw. dem Fernseher
zurückgerannt. Und ich such mir eine Maus, die ich melken kann. Irgendwo
in dem Trümmerhaufen findet sich bestimmt eine.
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