Freitag, 14. November 2014

Mithilfe im Haushalt!

Wie lernen Kinder? Das frage ich mich oft. Also, um präsize zu sein: Meine Frage lautet nicht: Wie lerne ich auf dem Ipad die tollsten Spiele herunterzuladen, youtube-Lieder herauszusuchen oder DVDs einzulegen, sondern so unliebsame Dinge wie Mithilfe bei der Hausarbeit?
Steter Tropfen höhlt den Stein? Repetitio est mater studiorum (sehr frei übersetzt: Nörgeln bis der Arzt kommt)? Schwierig, wenn ich mir die vielen Unterhosen, Jacken, Schuhe, Spielsachen ansehe, die auf dem Boden herumliegen. Viele Jahre Nörgeln haben es nicht gebracht.
Mein Mann musste früher um 4 Uhr früh aufstehen, und seinem Vater helfen, die Kühe zu melken. Die Zeiten und die Methoden waren hart! Sehr hart! Zum Glück für die Kinder haben wir keine Kühe. Das wissen sie leider nicht wirklich zu schätzen.
Ich habe schon oft von Kinderpsychologen gelesen, dass das elterliche Vorbild ja angeblich so superwichtig sei. Dezente Frage: Wie lange dauert das denn, bis es wirkt? Wenn ich Mario (7 Jahre) hochrechne: Sagen wir, er trägt seit 5 Jahren Unterhosen, die er herumschmeißen kann, dann hat er jetzt ca. 1825 Mal elterliches Vorbild/Belehrungen/praktische Übungen/nette & böse Worte etc. erhalten, dass diese Verhaltensweise nicht die korrekte ist. Wir rechnen noch bei Timmy (5 Jahre) 3 Jahre Unterhosenherumschmeißen (ca. 1095 Mal) dazu. Also ich glaube, ohne jetzt pessimistisch wirken zu wollen, ich werde die ersten Erfolge leider nicht mehr erleben. Und was ist mit Felicitas, werdet Ihr Euch vielleicht fragen? Felicitas findet, dass Unterhosen nicht auf dem Boden herumliegen und auch täglich gewechselt werden sollen. Einfach so. (Ist das so ein Männerding? Aber wieso kann das mein Mann dann ganz selbständig? Musste man sich vor dem Kühemelken die Unterhosen wechseln, um eine Geruchsbelästigung der empfindlichen Tiere zu vermeiden? Fragen über Fragen…)
Andere Sachen hingegen werden schnell gelernt. Zahnseide zum Beispiel. Soll man von frühestem Kindesalter an verwenden. Also werden flugs 5 Meter Zahnseide abgerollt und natürlich auch nebenbei 200 Blatt Toilettenpapier! (Frage: Nehme ich etwa 200 Blatt Toilettenpapier pro Sitzung??? Werfe ich sie neben die Toilette?... Ach ja, danke trotzdem dafür, sonst hätten wir ja Dauerverstopfung der Rohre.)
Oder dass das merkwürdige Kästchen, das sich manche Kinder vors Gesicht halten, Nintendo heißt und rasch angeschafft werden sollte, war in Nullkommanix klar. Die Kinder haben ebenfalls rasch gelernt, dass der direkte Weg (Mama fragen) oft nicht der schnellste ist, sondern man am besten gleich Opa aktiviert. Der kennt das Kästchen natürlich schon lange und hat auch eins davon zu Hause herumliegen (!).
Also, die derzeit gängige Empfehlung lautet: Lernen durch Erfahren der Konsequenzen. Nehmen wir dazu mal ein zugegebenermaßen etwas hypothetisches Beispiel: Mama sagt zum lieben Kinde: „Trödle nicht herum, sonst schließt der Supermarkt und ich kann Dir keine Bonbons mehr kaufen.“ Kind trödelt trotzdem (wie gesagt, hypothetisch), Laden ist zu, keine Bonbons. Kind lernt: Aha, ich muss mich beeilen, damit ich meine Bonbons bekomme.
Doch was machen wir mit den Unterhosen? Lassen wir sie einfach herumliegen, bis wir wie die Prinzessin auf der Erbse auf 2920 gebrauchten Unterhosen wandeln (Investitionsvolumen: ca. 3000 Euro, wenn wir Billig-Unterhosen nehmen) und darauf warten, bis ein Kind fragt, warum es hier so komisch riecht? Ich warne: Hier begeben wir uns auf sehr dünnes Eis! Wir Eltern sollten unsere Grenzen kennen und uns nie auf eine Wettbewerbssituation mit unseren Kindern im Ertragen von Unordnung/Dreck/Chaos einlassen, denn das Scheitern ist vorprogrammiert!
Die Wiederholungsmasche ist zugebenermaßen auch nicht wirklich der Knüller. Nervige Wiederholungen sind die Königsdisziplin der Kinder und ebenso das Ertragen derselben. Also, hier tritt ein rheumatischer Hobbyfußballer mit schwerem Übergewicht gegen die deutsche Nationalelf an! Aber natürlich: Dabeisein ist alles! (Moment, Ihr Lieben, ich mache kurz eine Pause, um ein paar Unterhosen einzusammeln.)
Vor kurzem dachten wir schon, wir hätten erste Erfolge, weil so wenige Unterhosen herumlagen. Das war aber, bevor wir das Sofa saubergemacht und die Polster abgenommen haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen