Wie lernen Kinder? Das frage ich mich oft. Also,
um präsize zu sein: Meine Frage lautet nicht: Wie lerne ich auf dem
Ipad die tollsten Spiele herunterzuladen, youtube-Lieder herauszusuchen
oder DVDs einzulegen, sondern so unliebsame Dinge wie Mithilfe bei der
Hausarbeit?
Steter Tropfen höhlt den Stein? Repetitio est mater
studiorum (sehr frei übersetzt: Nörgeln bis der Arzt kommt)? Schwierig,
wenn ich mir die vielen Unterhosen, Jacken, Schuhe, Spielsachen ansehe,
die auf dem Boden herumliegen. Viele Jahre Nörgeln haben es nicht
gebracht.
Mein Mann musste früher um 4 Uhr früh aufstehen, und
seinem Vater helfen, die Kühe zu melken. Die Zeiten und die Methoden
waren hart! Sehr hart! Zum Glück für die Kinder haben wir keine Kühe.
Das wissen sie leider nicht wirklich zu schätzen.
Ich habe schon
oft von Kinderpsychologen gelesen, dass das elterliche Vorbild ja
angeblich so superwichtig sei. Dezente Frage: Wie lange dauert das denn,
bis es wirkt? Wenn ich Mario (7 Jahre) hochrechne: Sagen wir, er trägt
seit 5 Jahren Unterhosen, die er herumschmeißen kann, dann hat er jetzt
ca. 1825 Mal elterliches Vorbild/Belehrungen/praktische Übungen/nette
& böse Worte etc. erhalten, dass diese Verhaltensweise nicht die
korrekte ist. Wir rechnen noch bei Timmy (5 Jahre) 3 Jahre
Unterhosenherumschmeißen (ca. 1095 Mal) dazu. Also ich glaube, ohne
jetzt pessimistisch wirken zu wollen, ich werde die ersten Erfolge
leider nicht mehr erleben. Und was ist mit Felicitas, werdet Ihr Euch
vielleicht fragen? Felicitas findet, dass Unterhosen nicht auf dem Boden
herumliegen und auch täglich gewechselt werden sollen. Einfach so. (Ist
das so ein Männerding? Aber wieso kann das mein Mann dann ganz
selbständig? Musste man sich vor dem Kühemelken die Unterhosen wechseln,
um eine Geruchsbelästigung der empfindlichen Tiere zu vermeiden? Fragen
über Fragen…)
Andere Sachen hingegen werden schnell gelernt.
Zahnseide zum Beispiel. Soll man von frühestem Kindesalter an verwenden.
Also werden flugs 5 Meter Zahnseide abgerollt und natürlich auch
nebenbei 200 Blatt Toilettenpapier! (Frage: Nehme ich etwa 200 Blatt
Toilettenpapier pro Sitzung??? Werfe ich sie neben die Toilette?... Ach
ja, danke trotzdem dafür, sonst hätten wir ja Dauerverstopfung der
Rohre.)
Oder dass das merkwürdige Kästchen, das sich manche Kinder
vors Gesicht halten, Nintendo heißt und rasch angeschafft werden sollte,
war in Nullkommanix klar. Die Kinder haben ebenfalls rasch gelernt,
dass der direkte Weg (Mama fragen) oft nicht der schnellste ist, sondern
man am besten gleich Opa aktiviert. Der kennt das Kästchen natürlich
schon lange und hat auch eins davon zu Hause herumliegen (!).
Also,
die derzeit gängige Empfehlung lautet: Lernen durch Erfahren der
Konsequenzen. Nehmen wir dazu mal ein zugegebenermaßen etwas
hypothetisches Beispiel: Mama sagt zum lieben Kinde: „Trödle nicht
herum, sonst schließt der Supermarkt und ich kann Dir keine Bonbons mehr
kaufen.“ Kind trödelt trotzdem (wie gesagt, hypothetisch), Laden ist
zu, keine Bonbons. Kind lernt: Aha, ich muss mich beeilen, damit ich
meine Bonbons bekomme.
Doch was machen wir mit den Unterhosen?
Lassen wir sie einfach herumliegen, bis wir wie die Prinzessin auf der
Erbse auf 2920 gebrauchten Unterhosen wandeln (Investitionsvolumen: ca.
3000 Euro, wenn wir Billig-Unterhosen nehmen) und darauf warten, bis ein
Kind fragt, warum es hier so komisch riecht? Ich warne: Hier begeben
wir uns auf sehr dünnes Eis! Wir Eltern sollten unsere Grenzen kennen
und uns nie auf eine Wettbewerbssituation mit unseren Kindern im
Ertragen von Unordnung/Dreck/Chaos einlassen, denn das Scheitern ist
vorprogrammiert!
Die Wiederholungsmasche ist zugebenermaßen auch
nicht wirklich der Knüller. Nervige Wiederholungen sind die
Königsdisziplin der Kinder und ebenso das Ertragen derselben. Also, hier
tritt ein rheumatischer Hobbyfußballer mit schwerem Übergewicht gegen
die deutsche Nationalelf an! Aber natürlich: Dabeisein ist alles!
(Moment, Ihr Lieben, ich mache kurz eine Pause, um ein paar Unterhosen
einzusammeln.)
Vor kurzem dachten wir schon, wir hätten erste
Erfolge, weil so wenige Unterhosen herumlagen. Das war aber, bevor wir
das Sofa saubergemacht und die Polster abgenommen haben.
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