Jede Mutter
kennt es. Es gibt Telefonate, die man einfach führen muss, ohne dass das
Gegenüber den Verdacht bekommt, man säße direkt im Paviankäfig, bzw. wäre es
auch sehr schön, wenn man selbst gelegentlich was von dem Gespräch mitkriegt. Sagen
wir, um 16 Uhr. Ja gerne. Normaler Mensch: greift um 16 Uhr zum Telefonhörer.
Mama: greift um 15.50 zum Telefonhörer nach ausgefuchster
Strategie-Entwicklung.
Die sieht zum Beispiel so aus: 16 Uhr ist, wenn man
meine Tochter betrachtet, jetzt gar nicht so übel, da ist sie gar nicht da!
Aber: Wenn das Telefonat länger als bis 16.25 dauern sollte, habe ich ein
Problem, da ich sie vom Sport wieder abholen muss. Hm. Riskier ich’s oder
nicht? Was ist eigentlich mit dem Kindsvater? Nee, der ist geschäftlich
notfallmäßig unterwegs, das wird dauern. Aber meine Nachbarin, deren Tochter
ebenfalls im Sport ist, die könnte doch auch… SMS an Nachbarin geschrieben.
Meine Nachbarin empfiehlt, sich an Freundin K. zu wenden, die ihre Tochter
abholt, da meine Nachbarin zu diesem Zeitpunkt bei der Physiotherapie ist. Hm.
Freundin K. hat zwei Töchter + Nachbarinnenkind – hat die noch den Nerv für ein
viertes? Ich zögere. Dann spreche ich sie doch in letzter Minute an der Tür zur
Turnhalle an. Ist mir zwar ein bisschen peinlich, was bei mir dazu führt, dass
ich sie vollquatsche wie verrückter Papagei. Aber die verschiedenen Formen der
Erniedrigung beim Leute-Anbetteln wegen Kinderbetreuung bin ich schon gewöhnt,
das Wichtigste: Es geht klar!
Ach ja, ich habe
auch noch zwei sehr laute und sehr lebhafte Söhne, die heute ca. um 16.10 nach
Hause kommen. Wenn ich jetzt mein Telefonat um 15.50 statt um 16.00 beginne,
habe ich schon mal ein wenig Luft. Aber: Risiko! Gesprächspartner könnte noch
nicht da sein. Gespräch könnte länger dauern. Kurz den Summer der Tür betätigen
kann ich, aber mehr nicht. Ich schreibe einen großen Zettel, den ich an die
Haustür hänge (zum Glück habe ich neulich neues Klebeband besorgt): „Ich muss
telefonieren. Bitte geht leise rein. Nehmt das Ipad. Smarties sind auch da.
Mama.“ (Ipad laden, Smarties aus dem Versteck holen). Den Haustürschlüssel stecke ich von außen ein. Ja, und schon kann’s
losgehen!
Und wie immer, wenn man die beste Strategie hat, klappt alles auch
ohne. Smarties und Ipad wurden ungenutzt
wieder eingesammelt (diese Super-Taktik hebe ich mir für später auf!), Tochter
auch, die ist erbost, dass sie nicht von Freundin K. und den liebreizenden
anderen Mädels fremdbetreut wird. Aber bei einem gemeinsamen Spielplatzbesuch
lässt sich das vergessen…
PS. Gewitzte
LeserInnen fragen sich vielleicht, warum ich solche Termine dann überhaupt in
Erwägung ziehe. Das ist so: Obwohl ich mit drei Kindern gesamtgesellschaftlich
kein normaler Mensch mehr bin, tue ich trotzdem gern mal so. Und: No risk, no
fun!
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