Sonntag, 22. Juni 2014

Endlich werden die Tage wieder kürzer! Oder: 7 verdammte Jahre: So lernt Ihr Kind perfekt schlafen (haha)

Jede(r) kennt den Mythos aus dem Bekanntenkreis: Das Baby, das mit drei Monaten durchschläft. Das Kleinkind, das von 8 bis 8 schläft und zusätzlich einen dreistündigen Mittagsschlaf hält. Das Kindergartenkind, das sich mittags hinlegen muss, um dann ab 19 Uhr friedlich zu schlummern, während Mama und Papa gemeinsam Quality-Time haben. Das Schulkind, das um 19.30 Uhr erschöpft von der täglichen Hausaufgaben-Fron zusammenbricht.
Ich: 3 Versuche, 3 Mal mit Pauken und Trompeten gescheitert. So begann es. Sohn Nr. 1: Schlief quasi nie. Habe vage Erinnerungen an Visionen, über dem Bett, in dem ich nie schlief, vor lauter Schlafmangel und Erschöpfung zu schweben. Baby schrie im 30-Minuten-Takt. Zum Kinderarzt gegangen: Baby schläft nicht. Ist es etwa krank? Nein, das gehört so.
Nach eineinhalb Jahren machte ich einen Versuch mit dem bekannten Superratgeber: Jedes Kind kann schlafen lernen (Baby schreien lassen, immer wieder reingehen, beruhigen, weggehen, beruhigen etc.). Ergebnis: Baby schrie von nun an nicht mehr im 30-Minuten-Takt, sondern ununterbrochen. Buch weggeschmissen, Baby ins Mamabett geholt, Baby schlief.
In der Kinderkrippe wurde das Baby 1 dann an – angeblich - pädagogisch wertvollen Mittagsschlaf gewöhnt (bzw. Mittagspause der Erzieherinnen). Ergebnis: Schlief ab jetzt erst um Mitternacht. Da Baby 2 zu diesem Zeitpunkt gerade auf die Welt gekommen war, war das ein bisschen ungünstig, da es gerade dann aufwachte, wenn Kind 1 endlich schlief. Böse Streitgespräche deswegen mit Krippenleiterin. Kind 1 verbrachte ab jetzt die Mittagspause im Büro der Leiterin und sah Bücher an. Schlafenszeit sank (!) auf 22 Uhr.
Endlich Kindergarten. Sofort Mittagsschlaf streichen lassen. Kind 1, damals 3 Jahre alt, schlief eine Woche lang um 20 Uhr ein. Juhu! Dann war die Woche vorbei.
Ist nie wieder vorgekommen.
Das Schlafverhalten von Timmy (Baby 2) war anfangs vortrefflich. Da ich das Phänomen „schlafendes Baby“ nicht wirklich kannte, wandte ich mich alarmiert an die Hebamme. Was ist da los? Ist das Baby etwa krank? – Nein, das gehört so. Ach so!
Bei Baby 3 war ich dann auch auf nächtlichen Schlaf eingestellt. Nun ja. Nur dreimal Wecken pro Nacht ist für ein Neugeborenes ganz gut – aber das sollte sich ja irgendwann bessern (fragt sich nur wann – weiß ich leider auch nicht). Und: Kind 1 (nie müde) hält müdes Kind 2 vom Schlafen ab, bis es wieder putzmunter ist und sie liebevoll verknäult zur abendlichen Prügelei antreten. Bald erschallt lautes Geheule. Kind 3, mit zwei Jahren mittlerweile alt genug, um daran Freude zu finden, denkt im Traum nicht mehr daran, auch mal zu einer normalen Kleinkind-Zeit einzuschlafen.
Schlafenszeit von 22 Uhr und später wird von uns als intolerabel eingestuft. Wir sind genervt. Haben wir nicht alles versucht? Seit sieben Jahren beknackte Schlafrituale. Vorlesen bis zum Abwinken (meinerseits natürlich). Lange hypnotische Gespräche darüber, welche Körperteile bereits müde seien (eigentlich nur die von Mama und Papa). Kinder dürfen nach Kiga/Schule nicht nach Hause, sondern werden sofort abgefangen und zum Spielplatz gebracht. Müde? Nein. Fernsehverbot verhängt. Riesenbelohnungen in Aussicht gestellt. Unter bösen Drohungen ins Zimmer verbannt. Ohne Erfolg. Ich frage ich mich: Warum sind eigentlich alle gegen ein wenig harte Kinderarbeit? Bergwerk? T-Shirts nähen? An der Nacht-Tanke kassieren? Was ist daran eigentlich so schlimm?
Doch, es gibt sie ab und zu, die Lichtblicke. Anscheinend übermannte meinen Ältesten in der Schule endlich die nötige Bettschwere – seien wir ehrlich, wir können das verstehen: warmes Zimmer, pädagogisch wertvolles Gebrabbel im Hintergrund, wer soll da nicht müde werden? Aber so ging das ja nicht. Kind sollte munter sein, um zu lernen. Kind war sogar einsichtig und versuchte, um 20 Uhr ins Bett zu gehen. Wir betonen „versuchte“. Wir kennen es bereits, es klappte eine Woche lang.
Und wenn die Tage immer länger werden, legen die Guten immer noch eins drauf und stehen dafür ein wenig früher auf, juchei! Summer feeling! Von Juni bis August würde ich am liebsten in ein in einer dunklen Erdhöhle gelegenes Sanatorium ziehen.
Alle handelsüblichen Tricks und Tipps unterhalb von Valium sind durchprobiert. Wir geben nicht auf. Diesmal haben wir uns was wieder etwas Neues ausgedacht: Wir haben uns mit der FIFA in Verbindung gesetzt und erreicht, dass das WM-Spiel Deutschland gegen Ghana am Samstag um 21.oo Uhr stattfindet (ums Kleingeld würde sich dann Uli Hoeneß kümmern). Der Plan war so: Wenn keiner die Kinder ins Bett pfeift, werden sie Fußball schauen, und am Sonntag, also bevor am Montag die Schule wieder losgeht, müde sein und früher ins Bett gehen. Nett, oder? Teil 1 klappte super: Wir schleppten uns vor den Fernseher, die drei Zwerge grölten begeistert „Mario Götze“ und verlangten nach Getränken und Chips. Selbst Felicitas mutierte zum Fußballgroupie und jubelte laut „Gol!“ „Tooool!“. So ein kleiner Teil von mir hatte gehofft, dass wenigstens einer während des laaangen Spiels und den laaangen Kommentaren einnickt. Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt. Unter großen Protesten aus drei Kehlen –„hey, das ist noch nicht vorbei!!! Da kommt noch was!“ - schalten wir mit letzter Kraft um 23.oo Uhr den Fernseher aus.
Am nächsten Tag zeitiges Wecken, Outdoortraining, nachmittags eine zwölf Kilometer weite Radtour mit anschließendem Spielplatzaufenthalt. … Tja, was soll ich sagen: Wo war noch mal mein Erdloch?