Kinder – Was man vorher auf keinen Fall wissen sollte …. Zu Risiken und Nebenwirkungen
- Schlaf,
Kindlein, schlaf…. Für Mütter sehr lustig sind Bemerkungen wie „Ich habe die
letzte Nacht so schlecht geschlafen…“ – Die Nächte, die ich in den letzten
sieben Jahren durchgeschlafen habe, sind im Kalender rot angekreuzt und das
sind …. Moment mal… ach so ja, keine!
- Der
totale Verlust jeglicher Privatsphäre! Die Toilette zum Beispiel war einstmals
ein streng abgeschlossener Bereich. Mit steigendem Kindersegen steigt auch die
Anzahl der Kronzeugen, die sich gegen die Kloschüssel schmeißen, an meiner
Unterhose ziehen, die Klorolle mitnehmen und bis aufs Mark entrollen, „Bist Du
endlich fertig? Ich muss pieseln!“ quäken. Gerne auch mit Kommentaren à la „Du
hast ja gar keinen Penis!“ (echt? Ist mir noch gar nicht aufgefallen!), „Wieso
hast Du keinen Penis? Hat den jemand abgeschnitten?“, „Kannst Du trotzdem
pieseln?“, oder großzügigen Angeboten wie „Wenn Du kacken willst, geh ich raus“
usw. Mit
steigendem Alter verlagert sich der Themenkomplex Privatsphäre eher in
Richtung: „Mama, ich habe alle Deine Geheimverstecke durchsucht, aber den
Nintendo nicht gefunden! Jemand muss ihn geklaut haben!“
- Stichwort
Pest
und Cholera: Die Schilder, die einen morgens an der
Kinderkrippen-/Kindergartentür
begrüßen, erinnern an ein mittelalterliches göttliches Strafgericht.
Heute
haben wir im Angebot: Ansteckung mit
Scharlach/Noro-Virus/Streptokokken/Ringelröteln/Windpocken/Mund-Hand-Fuß-Krankheit/Läusen
etc.
pp. Selbstverständlich verwandelt man innerhalb von kürzester Zeit sich
von einem einstmals kerngesunden Menschen in ein wochenlang vor sich
dämmerndes
Wrack. Das Kind allerdings hat sich innerhalb von einer Stunde von
seinen 40
Grad Fieber erholt und springt fröhlich auf einem scheintoten Menschen
herum,
und im Bad wartet ein Riesengespenst bestehend aus ungewaschenen
Bettlaken mit
Magen-Darm-Stilleben auf weitere Bearbeitung. Aber hier gibt es
Hoffnung:
Bereits nach einigen Jahren hat sich das Immunsystem soweit angepasst,
dass man
fröhlich pfeifend durch den Schilderwald geht (äh Moment mal, ich
glaube, mir
ist doch ein bisschen schlecht). Klar ist auch, dass sämtliche irgendwie
behandlungsbedürftig erscheinenden Krankheiten AUSSCHLIESSLICH von
Freitag 15
Uhr bis Montag 6 Uhr eintreten, an denen kein normaler Kinderarzt zu
erreichen
ist, bevorzugt an mehreren aufeinander folgenden Feiertagen wie
Weihnachten.
Was haben wir schöne Stunden in der Notaufnahme verbracht! Mein
persönliches
Highlight möchte ich Euch nicht vorenthalten: wenige Tage nach
Felicitas' Geburt
per Kaiserschnitt dachte ich mir, ich bin ja topfit, ich geh jetzt mal
mit Felicitas den Timmy aus der Krippe abholen. Komisch, da steht ein
Krankenwagen vor
der Tür, was wollen denn die? Kurz Zeit darauf bugsierte ich den
Kinderwagen
genau dort hinein, während Timmy mit einem imposanten weißen Turban auf
dem Kopf
von zwei Sanitätern hineintransportiert wurde. Unfall in der
Kinderkrippe, Riesenplatzwunde,
die dann genäht werden musste. Das Schlechte daran: Damit war Timmy
nicht
einverstanden. Das Gute: Wegen des absolut ohrenbetäubenden Geschreis
des
damals Dreijährigen war das Geplärr von Felicitas (absolutely not
amused) praktisch
nicht zu hören!
- Man
ist nicht stinksauer, wenn man am Wochenende um 7 Uhr Früh angerufen wird.
Warum auch? Man ist ja bereits seit mehreren Stunden auf den Beinen!
- Die
Wortkombination „mal schnell“ kann man komplett aus dem Vokabular streichen.
Mal schnell auf die Post? Ja klar. Windel und Feuchttücher habe ich stets in
meinem robusten Riesen-Rucksack (statt fein gewirktem Handtäschchen) dabei,
jetzt muss ich ja nur noch drei Kinder davon überzeugen, mich zu begleiten. Felicitas
- ist mit Feuereifer dabei, leider hat sie schon wieder die Windeln voll.
Also erst mal Boxenstopp. Die Hose, die sie vorher anhatte, gefällt nicht mehr.
Die andere, die ich ihr anbiete, auch nicht. Ebensowenig die
witterungsangepassten Gummistiefel. Sie möchte ausschließlich Sandalen. Die
Jungs haben überhaupt gar keinen Bock. Mario schiebt zwar glücklicherweise Panik,
allein zu bleiben, allerdings HEUTE NICHT, ebenso wenig wie sein grundsätzlich
unpanischer Bruder, der ja auch gern mal allein auf die Walz geht. Man möchte
außerdem mit dem Fahrrad bzw. Roller fahren. Dazu bräuchte man jetzt aber auch
den passenden Helm, den man erst mal finden müsste. Außerdem ist die Jacke
verschollen. Hatten wir nicht mal Kinder-Regenschirme? Nein, man lehnt
Regenschirme grundsätzlich ab. Doch halt - Felicitas schreit: „Schilm! Schilm!“ Sie
soll aber auf gar keinen Fall einen Schirm bekommen (Warum habe ich dieses Wort
erwähnt??? Ich könnte mich ohrfeigen!), da sie ihn sofort in seine atomaren
Bestandteile zerlegen wird! Äh, leider gießt es jetzt wie aus Kannen. Ich
müsste Felicitas eigentlich in den Kinderwagen setzen und den Regenschutz aus
Plastik darüberziehen, was sie hasst wie die Pest, d.h. sie wird tropfnass
werden, sich erkälten, dann kann ich wieder nachts Wache schieben, also noch
mehr als sonst… äh, war das mit der Post eigentlich so eilig…
- Stichwort
„Drei Anarchisten und ihr verrückter
Sklave“, also Hausarbeit: kein Problem mit drei Kindern … wenn man eine
Haushälterin hat, die 24 Stunden lang im Dienst ist. Das klappt zum Beispiel,
wenn mich meine Mutter besucht, die dann nach drei Tagen theoretisch reif für
eine dreiwöchige Kur ist oder sich mit irgendwelchen Monster-Viren/Bakterien
aus der Kategorie Pest und Cholera angesteckt hat. Ansonsten materialisieren
sich STÜNDLICH die unglaublichsten Dinge, wie zum Beispiel 312 gefaltete
Papierflieger, 542 Legosteine, 3 halbleere Joghurtbecher mit durchstochenem
Deckel, Mitteilungen der Lehrerin, die ich vor drei Monaten hätte lesen sollen,
versteinerte Schokospucke, 1 verfaulte Nektarine (ich habe gar keine Nektarinen
gekauft!), 1 5-Euro-Schein, 5 verschiedene angegammelte Socken sowie 6 (!) Schuhe
ohne Partner, 1 vollgepieselte Unterhose. Bei besonderen Aktionen wie z.B.
WUTANFALL! KREISCH! WENN IHR JETZT NICHT SOFORT DIE LEGOSTEINE EINSAMMELT,
PASSIERT WAS!, kommt es dann zu exquisiteren Fundstücken: „Ich kann die
Legosteine nicht einsammeln, hier stinkt es so!“ Nach ausführlicher Fokussierung
des Epizentrums finden wir unter dem Bett eine mumifizierte Pipiwindel, die JEMAND
unter das Bett gekickt hat, obwohl das STRENG verboten ist! VERBOTEN!!!!
Verdammt nochmal! Der verrückte Sklave erleidet einen leichten Kurzschluss, bevor
er die Windel wegwirft, die Legosteine in ein noch geheimeres Geheimversteck
deponiert und sich in seine Zelle einsperrt.
- Freizeit,
gemeinsame Aktivitäten mit Freunden! Ach ja, da war noch was. Ein organisatorischer
Kraftakt, der eigentlich nur bei Zusammentreffen äußerst günstiger Umstände
gelingt. Tatsächlich waren mein Mann und ich nach wenigen Jahren mal gemeinsam
ohne Kinder unterwegs! Dazu ist nur Folgendes nötig: 1. Es gibt tatsächlich
noch Freunde, die uns zu irgendwas einladen. 2. Aufgrund einer astrologischen
Spezialkonstellation sind meine Eltern als Babysitter vorhanden. 3. Das Ganze
findet am Wochenende statt! Und schon kann es nach ca. drei Jahren Wartezeit
spontan zu zwei Stunden gemütlichen Beisammenseins auch schon losgehen! Leider
sind meine Nerven vom ständigen Mama-Hier, Mama-Da derart aufgeschürft, dass
ich die ganze Zeit meinen Mann und alle anderen nerve, dass wir nach Hause
müssten, damit meine Eltern nicht durchdrehen, denn dann habe ich ja keinen
Babysitter mehr, was ist, wenn Felicitas die ganze Zeit heult, die Jungs irgendein
verrücktes Kamikaze-Ritual durchführen etc…. Meine Eltern drehen natürlich
nicht durch, Felicitas liegt schlafend im Bettchen, die Jungs sind zwar wach, aber
schon in Bettmontur. Das hab ich jetzt versaut!
- Stichwort
Nerven: Quietsch, Kreisch, Puff-Puff, Prügel-Prügel… Quietsch, Kreisch,
Puff-Puff, Prügel-Prügel… das machen wir jetzt mal 5-6 Stunden lang. Nebenher
schmeißen wir die eben aufgeräumten 512 Legosteine herum plus 49 Puzzleteile
auf dem Boden, beschmieren heimlich die Stühle mit Butter, stampfen lustig zu
netten Weisen wie 478 Mal „Backe backe Kuchen“ auf frischen Erdbeeren, während
einer Dino-Roboter (Danke, Opa) lautstark vor sich hinleiert „Ich bin
Tyrannosaurus Rex! Ich kann ein Autodach durchbeißen!“ (aber es könnte noch
schlimmer sein, die Tochter meiner Nachbarin hat von ihrem Musiklehrer eine
POSAUNE geliehen bekommen! Die Schallwelle treibt einem echt die Tränen in die
Augen). Timmy ruft: „Warum kriege ich kein Eis?“, Mario hat noch Hausaufgaben zu
machen, allerdings weist sein Heft verdächtige feuchte braune Ränder auf. Was
zur HÖLLE ist das? Das Ortungskommando scannt mit Superpower-Spezialaugen den
Schulranzen. Alarm! Das braune Schleimzeug, das Commander Nina herausschöpft,
war eventuell einstmals eine Nektarine (Woher kommen eigentlich diese vielen Sch…leimnektarinen
alle her???), jedenfalls steht eine komplette Grundreinigung an. Ebenfalls
meiner Tochter, deren Windel kurz mal überläuft. Moment mal, irgendwas steht
doch auf dem Herd, das Telefon klingelt…
- Unterpunkt
zum Stichwort Nerven: Man muss auch leider sagen, dass hinter jedem Kind eine
gigantische Bürokratie- und Organisationslawine herrollt. Der Antrag auf
Elterngeld ist ungefähr einen halben Zentimeter dick, und diesen mit einem
brüllenden Säugling im Arm auszufüllen, ist schon mal die erste Feuerprobe. Das
Thema Kinderbetreuung ist auch kein so wirklicher Spaß, und wer sich schon mal
mit dem Thema „Gebührenordnung“ von Kindergärten beschäftigt hat, weiß, dass
all dies sich vom Wohlfühlfaktor her sehr stark dem Thema Steuererklärung
annähert. In unserer geliebten Stadt ist es zudem so, dass man mindestens 1-2
Mal im Jahr, anscheinend zur Überprüfung der Herzgesundheit der Eltern, einen
falschen Gebührenbescheid mit Fantasie-Nachforderungen in drei- bis
vierstelliger Höhe erhält. Ok, wenn man sich mehrere Stunden ans Telefon setzt
und dann dreitausend verschiedene Unterlagen wieder zusammen hat, braucht man
die auch nicht zu bezahlen. Ein bisschen Spaß muss sein, gell!
- „Ehe und Familie“ / „Ehe oder Familie“? Kinder
sind ja bekanntlich die Krönung jeder Liebe …. Danach geht’s steil bergab. Ratgeber empfehlen da: Nehmen Sie
sich Zeit für sich als Paar, usw. Aber da sind wir uns einig: Wann zur Hölle
sollen wir das denn auch noch machen? Bzw. haben wir das nicht schon zu oft
getan (Resultat: die drei Anarchisten)? Bei Streitpunkten halten wir uns
ansonsten strikt an die Choreographie absolut erprobter Klassiker: DEIN
SOHN/DEINE TOCHTER hat wieder das und das verbrochen, vom WEM hat er/sie das
bloß? WARUM sieht es hier eigentlich so furchtbar aus? WER leidet mehr unter
den Machenschaften der Kinder und hat deswegen das Recht auf ein heiß umkämpftes
Privileg wie alleine ausgehen, am Wochenende ausschlafen, etc.?
- Das Packesel-Syndrom: tragen, tragen,
tragen. Auch ein kleines Baby wird schwer, wenn man es 24 Stunden lang trägt,
was im Normalfall exakt das ist, was es unbedingt möchte – aber wenn es nur das
wäre: Wäschekörbe, Riesenkoffer mit Kleidern, Sommerklamotten, Winterklamotten,
Übergangsklamotten, Spezialklamotten (Fasching, Schwimmen), Zwischenklamotten
(die nicht mehr/noch nicht passen, aber irgendwem irgendwann wieder anziehen
kann), Sommerschuhe, Winterschuhe, Übergangsschuhe, Turnschuhe, Badeschuhe, Einkaufsberge
(7 Liter Milch, eine drei Kilo schwere Wassermelone, 2 Kilo Kartoffeln usw.),
Klopapierrollen, Haushaltspapierrollen, Windel-Großpakete, kleine Laufräder,
kleine Kinder, Schultaschen, Müllbeutel, Windelbeutel, Jacken, Roller,
Sturzhelme, Schlitten, Planschbecken etc.
- Styling. Früher: Oh, meine Bluse hat
einen Fleck, schnell umziehen! Jetzt: Oh, was für ein Glück, meine Bluse hat
nur einen Fleck, da muss ich mich nicht umziehen! Weitere Dekomöglichkeiten
(einzeln oder kombiniert einsetzbar): batikartig verteilte Rotzschlieren, Kindmundabwisch-Spuren
(bestehend aus Butter, Milch, Kakao, Ketchup), tatortartigen Blutflecken (Kind
hat sich den Zahn ausgeschlagen, Nase angehauen, Knie aufgeschürft usw.), oder
pointilistische Gemälde aus Zahnpastaherumspritz, Windelherumspritz, Saftherumspritz,
Eisherumspritz, Spinatherumspritz, Tomatensoßeherumspritz…
- Wäsche! Ich sage nur so viel: Ich habe
den Verdacht, dass es hier eine hinterhältige Zweitfamilie mit exakt
identischen Klamotten gibt, die einfach ihre Sachen in unseren Wäschekorb
schmuggelt und sie von mir waschen lässt. Anders kann ich mir diese
unglaublichen Wäscheberge nicht mehr erklären!!!!
- 1 Breze 3 Euro (davon 0,20
Mehrwertsteuer), 1 Eis an der Tankstelle 12 Euro (0,79 MWStr), Eintritt ins
Kino 35 Euro (5,59 MWStr), Flug nach Berlin 750 Euro (119,75 MWStr), 15
Kinderhosen 300 Euro (47,90 MWStr). Auch wenn es nach Adam Riese keine große
Überraschung ist, für viele ist es, wie ich immer wieder merke, doch eine: Es
kommt zu leichten Verschiebungen in der Kalkulation, wenn man alles mit 5
multipliziert. Ich bin froh, dass mit unseren Steuergeldern Sinnvolles wie die
Unterstützung notleidender Banken oder Abgeordneter oder…. (Liste beliebig
fortsetzbar) getan wird und danke auch noch mal Angela Merkel, dass sie die
versprochene Kindergelderhöhung nicht durchgesetzt hat, denn das versaufen die
Eltern doch ohnehin bloß (ein günstiger Spaß! 2 Bier 1,20 Euro, 0,19 MWStr)! Außerdem:
In Bangladesch gibt es auch kein Kindergeld, und da leben schließlich die
glücklichsten Menschen der Welt! Und das seid Ihr doch auch, liebe Eltern,
Mütter und Väter, allen Dingen, die man vorher lieber nicht wissen sollte, zum
Trotz!