Samstag, 14. Juni 2014

Kinder – Was man vorher auf keinen Fall wissen sollte …. Zu Risiken und Nebenwirkungen

  1. Schlaf, Kindlein, schlaf…. Für Mütter sehr lustig sind Bemerkungen wie „Ich habe die letzte Nacht so schlecht geschlafen…“ – Die Nächte, die ich in den letzten sieben Jahren durchgeschlafen habe, sind im Kalender rot angekreuzt und das sind …. Moment mal… ach so ja, keine!
  2. Der totale Verlust jeglicher Privatsphäre! Die Toilette zum Beispiel war einstmals ein streng abgeschlossener Bereich. Mit steigendem Kindersegen steigt auch die Anzahl der Kronzeugen, die sich gegen die Kloschüssel schmeißen, an meiner Unterhose ziehen, die Klorolle mitnehmen und bis aufs Mark entrollen, „Bist Du endlich fertig? Ich muss pieseln!“ quäken. Gerne auch mit Kommentaren à la „Du hast ja gar keinen Penis!“ (echt? Ist mir noch gar nicht aufgefallen!), „Wieso hast Du keinen Penis? Hat den jemand abgeschnitten?“, „Kannst Du trotzdem pieseln?“, oder großzügigen Angeboten wie „Wenn Du kacken willst, geh ich raus“ usw. Mit steigendem Alter verlagert sich der Themenkomplex Privatsphäre eher in Richtung: „Mama, ich habe alle Deine Geheimverstecke durchsucht, aber den Nintendo nicht gefunden! Jemand muss ihn geklaut haben!“
  3. Stichwort Pest und Cholera: Die Schilder, die einen morgens an der Kinderkrippen-/Kindergartentür begrüßen, erinnern an ein mittelalterliches göttliches Strafgericht. Heute haben wir im Angebot: Ansteckung mit Scharlach/Noro-Virus/Streptokokken/Ringelröteln/Windpocken/Mund-Hand-Fuß-Krankheit/Läusen etc. pp. Selbstverständlich verwandelt man innerhalb von kürzester Zeit sich von einem einstmals kerngesunden Menschen in ein wochenlang vor sich dämmerndes Wrack. Das Kind allerdings hat sich innerhalb von einer Stunde von seinen 40 Grad Fieber erholt und springt fröhlich auf einem scheintoten Menschen herum, und im Bad wartet ein Riesengespenst bestehend aus ungewaschenen Bettlaken mit Magen-Darm-Stilleben auf weitere Bearbeitung. Aber hier gibt es Hoffnung: Bereits nach einigen Jahren hat sich das Immunsystem soweit angepasst, dass man fröhlich pfeifend durch den Schilderwald geht (äh Moment mal, ich glaube, mir ist doch ein bisschen schlecht). Klar ist auch, dass sämtliche irgendwie behandlungsbedürftig erscheinenden Krankheiten AUSSCHLIESSLICH von Freitag 15 Uhr bis Montag 6 Uhr eintreten, an denen kein normaler Kinderarzt zu erreichen ist, bevorzugt an mehreren aufeinander folgenden Feiertagen wie Weihnachten. Was haben wir schöne Stunden in der Notaufnahme verbracht! Mein persönliches Highlight möchte ich Euch nicht vorenthalten: wenige Tage nach Felicitas' Geburt per Kaiserschnitt dachte ich mir, ich bin ja topfit, ich geh jetzt mal mit Felicitas den Timmy aus der Krippe abholen. Komisch, da steht ein Krankenwagen vor der Tür, was wollen denn die? Kurz Zeit darauf bugsierte ich den Kinderwagen genau dort hinein, während Timmy mit einem imposanten weißen Turban auf dem Kopf von zwei Sanitätern hineintransportiert wurde. Unfall in der Kinderkrippe, Riesenplatzwunde, die dann genäht werden musste. Das Schlechte daran: Damit war Timmy nicht einverstanden. Das Gute: Wegen des absolut ohrenbetäubenden Geschreis des damals Dreijährigen war das Geplärr von Felicitas (absolutely not amused) praktisch nicht zu hören!
  4. Man ist nicht stinksauer, wenn man am Wochenende um 7 Uhr Früh angerufen wird. Warum auch? Man ist ja bereits seit mehreren Stunden auf den Beinen!
  5. Die Wortkombination „mal schnell“ kann man komplett aus dem Vokabular streichen. Mal schnell auf die Post? Ja klar. Windel und Feuchttücher habe ich stets in meinem robusten Riesen-Rucksack (statt fein gewirktem Handtäschchen) dabei, jetzt muss ich ja nur noch drei Kinder davon überzeugen, mich zu begleiten. Felicitas
  6. ist mit Feuereifer dabei, leider hat sie schon wieder die Windeln voll. Also erst mal Boxenstopp. Die Hose, die sie vorher anhatte, gefällt nicht mehr. Die andere, die ich ihr anbiete, auch nicht. Ebensowenig die witterungsangepassten Gummistiefel. Sie möchte ausschließlich Sandalen. Die Jungs haben überhaupt gar keinen Bock. Mario schiebt zwar glücklicherweise Panik, allein zu bleiben, allerdings HEUTE NICHT, ebenso wenig wie sein grundsätzlich unpanischer Bruder, der ja auch gern mal allein auf die Walz geht. Man möchte außerdem mit dem Fahrrad bzw. Roller fahren. Dazu bräuchte man jetzt aber auch den passenden Helm, den man erst mal finden müsste. Außerdem ist die Jacke verschollen. Hatten wir nicht mal Kinder-Regenschirme? Nein, man lehnt Regenschirme grundsätzlich ab. Doch halt - Felicitas schreit: „Schilm! Schilm!“ Sie soll aber auf gar keinen Fall einen Schirm bekommen (Warum habe ich dieses Wort erwähnt??? Ich könnte mich ohrfeigen!), da sie ihn sofort in seine atomaren Bestandteile zerlegen wird! Äh, leider gießt es jetzt wie aus Kannen. Ich müsste Felicitas eigentlich in den Kinderwagen setzen und den Regenschutz aus Plastik darüberziehen, was sie hasst wie die Pest, d.h. sie wird tropfnass werden, sich erkälten, dann kann ich wieder nachts Wache schieben, also noch mehr als sonst… äh, war das mit der Post eigentlich so eilig…
  7. Stichwort „Drei Anarchisten und ihr verrückter Sklave“, also Hausarbeit: kein Problem mit drei Kindern … wenn man eine Haushälterin hat, die 24 Stunden lang im Dienst ist. Das klappt zum Beispiel, wenn mich meine Mutter besucht, die dann nach drei Tagen theoretisch reif für eine dreiwöchige Kur ist oder sich mit irgendwelchen Monster-Viren/Bakterien aus der Kategorie Pest und Cholera angesteckt hat. Ansonsten materialisieren sich STÜNDLICH die unglaublichsten Dinge, wie zum Beispiel 312 gefaltete Papierflieger, 542 Legosteine, 3 halbleere Joghurtbecher mit durchstochenem Deckel, Mitteilungen der Lehrerin, die ich vor drei Monaten hätte lesen sollen, versteinerte Schokospucke, 1 verfaulte Nektarine (ich habe gar keine Nektarinen gekauft!), 1 5-Euro-Schein, 5 verschiedene angegammelte Socken sowie 6 (!) Schuhe ohne Partner, 1 vollgepieselte Unterhose. Bei besonderen Aktionen wie z.B. WUTANFALL! KREISCH! WENN IHR JETZT NICHT SOFORT DIE LEGOSTEINE EINSAMMELT, PASSIERT WAS!, kommt es dann zu exquisiteren Fundstücken: „Ich kann die Legosteine nicht einsammeln, hier stinkt es so!“ Nach ausführlicher Fokussierung des Epizentrums finden wir unter dem Bett eine mumifizierte Pipiwindel, die JEMAND unter das Bett gekickt hat, obwohl das STRENG verboten ist! VERBOTEN!!!! Verdammt nochmal! Der verrückte Sklave erleidet einen leichten Kurzschluss, bevor er die Windel wegwirft, die Legosteine in ein noch geheimeres Geheimversteck deponiert und sich in seine Zelle einsperrt.
  8. Freizeit, gemeinsame Aktivitäten mit Freunden! Ach ja, da war noch was. Ein organisatorischer Kraftakt, der eigentlich nur bei Zusammentreffen äußerst günstiger Umstände gelingt. Tatsächlich waren mein Mann und ich nach wenigen Jahren mal gemeinsam ohne Kinder unterwegs! Dazu ist nur Folgendes nötig: 1. Es gibt tatsächlich noch Freunde, die uns zu irgendwas einladen. 2. Aufgrund einer astrologischen Spezialkonstellation sind meine Eltern als Babysitter vorhanden. 3. Das Ganze findet am Wochenende statt! Und schon kann es nach ca. drei Jahren Wartezeit spontan zu zwei Stunden gemütlichen Beisammenseins auch schon losgehen! Leider sind meine Nerven vom ständigen Mama-Hier, Mama-Da derart aufgeschürft, dass ich die ganze Zeit meinen Mann und alle anderen nerve, dass wir nach Hause müssten, damit meine Eltern nicht durchdrehen, denn dann habe ich ja keinen Babysitter mehr, was ist, wenn Felicitas die ganze Zeit heult, die Jungs irgendein verrücktes Kamikaze-Ritual durchführen etc…. Meine Eltern drehen natürlich nicht durch, Felicitas liegt schlafend im Bettchen, die Jungs sind zwar wach, aber schon in Bettmontur. Das hab ich jetzt versaut! 
  9. Stichwort Nerven: Quietsch, Kreisch, Puff-Puff, Prügel-Prügel… Quietsch, Kreisch, Puff-Puff, Prügel-Prügel… das machen wir jetzt mal 5-6 Stunden lang. Nebenher schmeißen wir die eben aufgeräumten 512 Legosteine herum plus 49 Puzzleteile auf dem Boden, beschmieren heimlich die Stühle mit Butter, stampfen lustig zu netten Weisen wie 478 Mal „Backe backe Kuchen“ auf frischen Erdbeeren, während einer Dino-Roboter (Danke, Opa) lautstark vor sich hinleiert „Ich bin Tyrannosaurus Rex! Ich kann ein Autodach durchbeißen!“ (aber es könnte noch schlimmer sein, die Tochter meiner Nachbarin hat von ihrem Musiklehrer eine POSAUNE geliehen bekommen! Die Schallwelle treibt einem echt die Tränen in die Augen). Timmy ruft: „Warum kriege ich kein Eis?“, Mario hat noch Hausaufgaben zu machen, allerdings weist sein Heft verdächtige feuchte braune Ränder auf. Was zur HÖLLE ist das? Das Ortungskommando scannt mit Superpower-Spezialaugen den Schulranzen. Alarm! Das braune Schleimzeug, das Commander Nina herausschöpft, war eventuell einstmals eine Nektarine (Woher kommen eigentlich diese vielen Sch…leimnektarinen alle her???), jedenfalls steht eine komplette Grundreinigung an. Ebenfalls meiner Tochter, deren Windel kurz mal überläuft. Moment mal, irgendwas steht doch auf dem Herd, das Telefon klingelt…
  10. Unterpunkt zum Stichwort Nerven: Man muss auch leider sagen, dass hinter jedem Kind eine gigantische Bürokratie- und Organisationslawine herrollt. Der Antrag auf Elterngeld ist ungefähr einen halben Zentimeter dick, und diesen mit einem brüllenden Säugling im Arm auszufüllen, ist schon mal die erste Feuerprobe. Das Thema Kinderbetreuung ist auch kein so wirklicher Spaß, und wer sich schon mal mit dem Thema „Gebührenordnung“ von Kindergärten beschäftigt hat, weiß, dass all dies sich vom Wohlfühlfaktor her sehr stark dem Thema Steuererklärung annähert. In unserer geliebten Stadt ist es zudem so, dass man mindestens 1-2 Mal im Jahr, anscheinend zur Überprüfung der Herzgesundheit der Eltern, einen falschen Gebührenbescheid mit Fantasie-Nachforderungen in drei- bis vierstelliger Höhe erhält. Ok, wenn man sich mehrere Stunden ans Telefon setzt und dann dreitausend verschiedene Unterlagen wieder zusammen hat, braucht man die auch nicht zu bezahlen. Ein bisschen Spaß muss sein, gell!
  11. „Ehe und Familie“ / „Ehe oder Familie“? Kinder sind ja bekanntlich die Krönung jeder Liebe …. Danach geht’s steil bergab. Ratgeber empfehlen da: Nehmen Sie sich Zeit für sich als Paar, usw. Aber da sind wir uns einig: Wann zur Hölle sollen wir das denn auch noch machen? Bzw. haben wir das nicht schon zu oft getan (Resultat: die drei Anarchisten)? Bei Streitpunkten halten wir uns ansonsten strikt an die Choreographie absolut erprobter Klassiker: DEIN SOHN/DEINE TOCHTER hat wieder das und das verbrochen, vom WEM hat er/sie das bloß? WARUM sieht es hier eigentlich so furchtbar aus? WER leidet mehr unter den Machenschaften der Kinder und hat deswegen das Recht auf ein heiß umkämpftes Privileg wie alleine ausgehen, am Wochenende ausschlafen, etc.?
  12. Das Packesel-Syndrom: tragen, tragen, tragen. Auch ein kleines Baby wird schwer, wenn man es 24 Stunden lang trägt, was im Normalfall exakt das ist, was es unbedingt möchte – aber wenn es nur das wäre: Wäschekörbe, Riesenkoffer mit Kleidern, Sommerklamotten, Winterklamotten, Übergangsklamotten, Spezialklamotten (Fasching, Schwimmen), Zwischenklamotten (die nicht mehr/noch nicht passen, aber irgendwem irgendwann wieder anziehen kann), Sommerschuhe, Winterschuhe, Übergangsschuhe, Turnschuhe, Badeschuhe, Einkaufsberge (7 Liter Milch, eine drei Kilo schwere Wassermelone, 2 Kilo Kartoffeln usw.), Klopapierrollen, Haushaltspapierrollen, Windel-Großpakete, kleine Laufräder, kleine Kinder, Schultaschen, Müllbeutel, Windelbeutel, Jacken, Roller, Sturzhelme, Schlitten, Planschbecken etc.
  13. Styling. Früher: Oh, meine Bluse hat einen Fleck, schnell umziehen! Jetzt: Oh, was für ein Glück, meine Bluse hat nur einen Fleck, da muss ich mich nicht umziehen! Weitere Dekomöglichkeiten (einzeln oder kombiniert einsetzbar): batikartig verteilte Rotzschlieren, Kindmundabwisch-Spuren (bestehend aus Butter, Milch, Kakao, Ketchup), tatortartigen Blutflecken (Kind hat sich den Zahn ausgeschlagen, Nase angehauen, Knie aufgeschürft usw.), oder pointilistische Gemälde aus Zahnpastaherumspritz, Windelherumspritz, Saftherumspritz, Eisherumspritz, Spinatherumspritz, Tomatensoßeherumspritz…
  14.  Wäsche! Ich sage nur so viel: Ich habe den Verdacht, dass es hier eine hinterhältige Zweitfamilie mit exakt identischen Klamotten gibt, die einfach ihre Sachen in unseren Wäschekorb schmuggelt und sie von mir waschen lässt. Anders kann ich mir diese unglaublichen Wäscheberge nicht mehr erklären!!!!
  15.  1 Breze 3 Euro (davon 0,20 Mehrwertsteuer), 1 Eis an der Tankstelle 12 Euro (0,79 MWStr), Eintritt ins Kino 35 Euro (5,59 MWStr), Flug nach Berlin 750 Euro (119,75 MWStr), 15 Kinderhosen 300 Euro (47,90 MWStr). Auch wenn es nach Adam Riese keine große Überraschung ist, für viele ist es, wie ich immer wieder merke, doch eine: Es kommt zu leichten Verschiebungen in der Kalkulation, wenn man alles mit 5 multipliziert. Ich bin froh, dass mit unseren Steuergeldern Sinnvolles wie die Unterstützung notleidender Banken oder Abgeordneter oder…. (Liste beliebig fortsetzbar) getan wird und danke auch noch mal Angela Merkel, dass sie die versprochene Kindergelderhöhung nicht durchgesetzt hat, denn das versaufen die Eltern doch ohnehin bloß (ein günstiger Spaß! 2 Bier 1,20 Euro, 0,19 MWStr)! Außerdem: In Bangladesch gibt es auch kein Kindergeld, und da leben schließlich die glücklichsten Menschen der Welt! Und das seid Ihr doch auch, liebe Eltern, Mütter und Väter, allen Dingen, die man vorher lieber nicht wissen sollte, zum Trotz!