Wenn meine beiden Jungs neue Hosen benötigen, versuche ich diese in der
Regel heimlich zu kaufen, weil ich sie sonst mit dem Lasso einfangen
müsste und in ein Kleidergeschäft verschleppen. Besonders
bemitleidenswerte Tröpfe werden sogar dazu gezwungen, diese
anzuprobieren. Oh nein!!! Kinderquälerei der übelsten Sorte! Daher
staunte ich nicht schlecht, als Felicitas (2 Jahre!) sich hinsetzte
und sehr lange einen Modeprospekt mit Kinderbekleidung studierte, um
dann auf ein Bild zu deuten und klipp und klar zu formulieren: „Das
brauche ich!“ Zwei Leggings im Doppelpack und ein weißes Shirt mit
Glitzerbild. Ok, das brauchen wir in der Tat gerade, sehr sinnvoll. Im
Modegeschäft griff ich naiverweise zunächst nach der Leggingskombination
einmal schwarz und einmal bordeaux-schwarz-kariert, für mich als Laiin
sah das ganz gut aus. Ok, Madame? Felicitas schüttelt sehr, sehr ernst den
Kopf. Das sind nicht die richtigen Leggings. Bitte ausschließlich die
RICHTIGE Kombi einmal schwarz und einmal ANTHRAZIT nehmen!!! Ich suche
weiter. Schwitz! Zum Glück gibt es sie noch in der richtigen Größe…
Also, irgendwas läuft bei den Mädels ganz anders…. Eigentlich war der
Plan, dass sie die Sachen der Jungs aufträgt und sich alles anziehen
lässt, was ich für gut heiße. Leider hat Felicitas sehr genaue Vorstellungen
davon, welche Kleidung sie tragen will. Sehr gerne Teile mit
Schmetterlingen oder Punkten drauf, die jedoch auf gar keinen Fall auf
der Hose sein dürfen. Das Beinkleid beim Feli-Style hat eine gedeckte
Farbe, wie etwa eben jene Leggings bzw. Hosen, aber bitte ausschließlich
schlichte blaue Jeans OHNE Deko wie Schmetterlinge, Blümchen etc. Bei
den Oberteilen darf es dann gerne etwas verspielter sein. Das Thema
„Socken“ ist leider zu komplex, um es hier darstellen zu können.
Ein großes Problem war das Thema „Hausschuhe“. Bedauerlicherweise gab es
kein altes Paar von den Jungs mehr, zu dem ich sie verdonnern konnte.
Also hier das Programm. Einmal Mario, einmal Felicitas. Nach einem Jahr
behauptet Mario, dass ihm seine Schulhausschuhe immer noch passen
würden. Ich zwinge ihn, diese anzuprobieren. „Die passen!“ Sein großer
Zeh ist seltsam verkrümmt. „Mario, die passen Dir nicht.“ „Doch.“
„Mario, wir müssen Hausschuhe kaufen.“ Wir verhandeln mehrere Tage, bis
ich es schaffe, ihn in ein Schuhgeschäft zu locken (ausgehandelter
Kompromiss: Wir fahren mit den Rollschuhen hin, stecken die Rollschuhe
dann in einen mitgebrachten uncoolen Kindergartenrucksack, den wegen der
Uncoolheit ich in der Hand halten muss und nicht er, und gehen
unauffällig hinein.) „Mario, welche Hausschuhe gefallen Dir?“ „Nimm
einfach irgendwelche.“ „Du musst sie aber trotzdem anprobieren.“
Doppel-, Dreifachseufz. Eine Anprobe, alles super. Fertig.
Das
gleiche Programm mit Felicitas. Felicitas inspiziert misstrauisch die ihr
vorgestellten Paare. Sie schüttelt den Kopf. Wir probieren Schuhe an.
„Die passen nicht!“, schreit sie entsetzt auf. Felicitas, Schühchen mit
Pferdchen? Die magst Du doch? Njet! Rosa Blümchenschuhe? No!
Monstertruck? No! Mit Schmetterlingen??? Spiderman? Hello Kitty, wenn es
unbedingt sein muss? Nein!!!! Unverrichteter Dinge traben wir wieder
nach Hause. Felicitas gibt mir einen kleinen Hinweis. Wenn wir Timmy vom
Kindergarten abholen, bleibt sie immer an der Garderobe stehen, zieht
ihre eigenen Schuhe aus und zieht sich ein Paar Lillifee-Pantoletten
eines anderen, viel größeren Mädchens an und weigert sich diese wieder
auszuziehen. Verdammt, wo soll ich jetzt Lillifee-Pantoletten
herkriegen? In so einer winzigen Größe? Es sieht schlecht aus, sehr
schlecht. Wir gehen noch mal ins Schuhgeschäft. Und nochmal. Felicitas'
liebste Freizeitbeschäftigung: Hausschuhe kaufen. Felicitas sieht zum Glück
schließlich ein, dass ich nicht in der Lage bin, das diffizile Problem
zu lösen und beginnt, die Schuhkartons selbstständig zu durchwühlen. In
der Tat findet sie dabei ein verstecktes, mintgrünes Paar mit weißen
Sohlen und silbernem Glitzerrand in Größe 24 (exakt passend!). Geht
doch, Mama! Ganz ehrlich: Auf die Herbst-/Winter-Kollektion bin ich
schon gespannt!