Dienstag, 30. September 2014

Die Sportskanone Teil 2

Mein jüngerer Sohn Timmy (formerly known as Kinderroboter 2) will heute mit mir laufen gehen! Bisher ist er ja hin und wieder durch leichte Sabotage-Aktionen aufgefallen und lahmte gelegentlich wie ein alter Esel, aber ich bin trotzdem begeistert, dass jemand mitkommen will, denn mein Großmutter-Gezuckel ist schon ein bisschen langweilig. Also los! Schnell raus, bevor es stockfinster wird. Mein Sohn 1 liest Comics und ist nicht vom Sofa herunterzukriegen. „Wir laufen zum Froschteich“, schlägt Timmy vor. Wunderbar. Stramm zieht er an. „Wenn ich zurückkommen soll, pfeifst Du einfach!“, sagt er und läuft los. Ich pfeife sehr oft. Mann, ist der lahme Esel schnell. Er biegt zügig zum Teich ab. „Timmy, was soll ich dann die ganze Zeit machen, während Du eklige Tiere anschaust?“, maule ich. „Geh einfach ein bisschen zur Seite!“ „Und wenn mich dann die Mücken stechen?“ „Dann gehst Du noch ein Stück zurück!“ „Und wenn sie mich dann immer noch beißen?“ „Gehst Du noch weiter“, antwortet er freundlich lächelnd. Wir führen diese Unterhaltung noch eine Weile, bis ich aufgebe – in Punkto „nervige Wiederholungen“ sind Kinder einfach nicht zu schlagen. Dort angelangt weist er mich an, in einer Ecke Gymnastik zu machen, während er die Flora und Fauna inspiziert. Er doziert ein wenig über Kaulquappen, hält aber dann bei einem Blick auf meine Gymnastik-Aktivitäten leicht entsetzt inne. So kann das anscheinend nicht weitergehen:„Ich zeige Dir jetzt ein paar gefährliche Übungen!“, sagt er angesichts meiner ungeschickten Dehnungsversuche. „Hier der Nasenknick! Mach das mal!“ Ich mache den Nasenknick. Dann eine Gesichtsgymnastik, die aussieht wie ein Super-Facelift. Naja, kann nicht schaden, vielleicht hilft’s ja. Sicherheitshalber, um meinen Trainer komplett zufriedenzustellen, drücke ich noch mit meinem Zeigefinger auf meine Nasenspitze und zeige meine Nasenlöcher. Super, nickt er.
So! Es wird allmählich dunkel, daher muss jetzt hier mal Tempo in die Sache, beschließt Timmy. „Wir machen jetzt eine Super-Attacke!“ Noch ahne ich arme Sau nichts Böses. „Was ist das denn, Timmy?“ Super-Attacke: „ATTACKE! ATTACKE!“ brüllen und rennen wie der Teufel. Ich nehme die Beine in die Hand und komme trotzdem kaum gegen ihn an. „Pause! Pause!“, rufe ich mit rudernden Armen. Zwei Schritte später schreit der Bengel schon wieder: „SUPER-ATTACKE!“ Verdammt! Ich kriege ja immer noch kaum Luft. „Kannst Du bis da vorne warten?“, frage ich schleimig. „An der Kreuzung?“ Ok, aber dann geht’s weiter! Mr. Super-Attacke hetzt mich durch die Botanik. „SUPER-ATTACKE!“ Die Schonzeit ist vorbei! Ich brauche Doping!!! Ganz schnell! Und wieder „SUPER-ATTACKE!“ Ich keuche wie ein Walross, während der Sohnemann taufrisch an mir vorbeizieht. Und die nervigen Wiederholungen von vorhin bekomme ich dann auch noch heimgezahlt: „Na, wer war der Schnellste?“ – „Timmy!“ – „Und wer war der Langsamste?“ – „Mama!“ Ich ziehe die Haustür auf. „Wer war noch mal der Schnellste?“ – „Timmy…“ – „Und der Langsamste?“ – „Mama!“ – „Wer war….“ – JAJA, hab’s kapiert!