Mein jüngerer Sohn Timmy (formerly known as
Kinderroboter 2) will heute mit mir laufen gehen! Bisher ist er ja hin
und wieder durch leichte Sabotage-Aktionen aufgefallen und lahmte
gelegentlich wie ein alter Esel, aber ich bin trotzdem begeistert, dass
jemand mitkommen will, denn mein Großmutter-Gezuckel ist schon ein
bisschen langweilig. Also los! Schnell raus, bevor es stockfinster wird.
Mein Sohn 1 liest Comics und ist nicht vom Sofa herunterzukriegen. „Wir
laufen zum Froschteich“, schlägt Timmy vor. Wunderbar. Stramm zieht er
an. „Wenn ich zurückkommen soll, pfeifst Du einfach!“, sagt er und läuft
los. Ich pfeife sehr oft. Mann, ist der lahme Esel schnell. Er biegt
zügig zum Teich ab. „Timmy, was soll ich dann die ganze Zeit machen,
während Du eklige Tiere anschaust?“, maule ich. „Geh einfach ein
bisschen zur Seite!“ „Und wenn mich dann die Mücken stechen?“ „Dann
gehst Du noch ein Stück zurück!“ „Und wenn sie mich dann immer noch
beißen?“ „Gehst Du noch weiter“, antwortet er freundlich lächelnd. Wir
führen diese Unterhaltung noch eine Weile, bis ich aufgebe – in Punkto
„nervige Wiederholungen“ sind Kinder einfach nicht zu schlagen. Dort
angelangt weist er mich an, in einer Ecke Gymnastik zu machen, während
er die Flora und Fauna inspiziert. Er doziert ein wenig über
Kaulquappen, hält aber dann bei einem Blick auf meine
Gymnastik-Aktivitäten leicht entsetzt inne. So kann das anscheinend
nicht weitergehen:„Ich zeige Dir jetzt ein paar gefährliche Übungen!“,
sagt er angesichts meiner ungeschickten Dehnungsversuche. „Hier der
Nasenknick! Mach das mal!“ Ich mache den Nasenknick. Dann eine
Gesichtsgymnastik, die aussieht wie ein Super-Facelift. Naja, kann nicht
schaden, vielleicht hilft’s ja. Sicherheitshalber, um meinen Trainer
komplett zufriedenzustellen, drücke ich noch mit meinem Zeigefinger auf
meine Nasenspitze und zeige meine Nasenlöcher. Super, nickt er.
So!
Es wird allmählich dunkel, daher muss jetzt hier mal Tempo in die Sache,
beschließt Timmy. „Wir machen jetzt eine Super-Attacke!“ Noch ahne ich
arme Sau nichts Böses. „Was ist das denn, Timmy?“ Super-Attacke:
„ATTACKE! ATTACKE!“ brüllen und rennen wie der Teufel. Ich nehme die
Beine in die Hand und komme trotzdem kaum gegen ihn an. „Pause! Pause!“,
rufe ich mit rudernden Armen. Zwei Schritte später schreit der Bengel
schon wieder: „SUPER-ATTACKE!“ Verdammt! Ich kriege ja immer noch kaum
Luft. „Kannst Du bis da vorne warten?“, frage ich schleimig. „An der
Kreuzung?“ Ok, aber dann geht’s weiter! Mr. Super-Attacke hetzt mich
durch die Botanik. „SUPER-ATTACKE!“ Die Schonzeit ist vorbei! Ich
brauche Doping!!! Ganz schnell! Und wieder „SUPER-ATTACKE!“ Ich keuche
wie ein Walross, während der Sohnemann taufrisch an mir vorbeizieht. Und
die nervigen Wiederholungen von vorhin bekomme ich dann auch noch
heimgezahlt: „Na, wer war der Schnellste?“ – „Timmy!“ – „Und wer war der
Langsamste?“ – „Mama!“ Ich ziehe die Haustür auf. „Wer war noch mal der
Schnellste?“ – „Timmy…“ – „Und der Langsamste?“ – „Mama!“ – „Wer war….“ –
JAJA, hab’s kapiert!