Mittwoch, 16. Juli 2014

Museumsbesuch




Der Wetterbericht hat Regen für den Sonntag vorhergesagt. Das bedeutet: Wenn wir wünschen, dass unsere Wohnung auch danach noch betretbar ist, sollten wir uns tunlichst ein Programm außerhalb unserer vier Wände ausdenken. Ich plädiere für das Deutsche Museum, ebenso Papa, Felicitas und Timmy. Mario bittet mich, den Begriff „furzlangweilig“ benutzen zu dürfen. Ich gebe ihm einen Minuspunkt pro „furzlangweilig“ (bei 5 Minuspunkten gibt es Fernsehverbot), aber schenke ihm 2 Gratis-„furzlangweilig“. Er rechnet sich anscheinend korrekt aus, dass er 6 Mal „furzlangweilig“ sagen darf, bevor es ernst wird. Sag ich doch, Museum bildet!
Gleich am Eingang gelangt man in einen beeindruckenden Raum voller riesiger Segelschiffe. Auch die Materialien, aus denen sie geschaffen wurden, sind ausgestellt. Timmy betrachtet interessiert Sägen und Äxte. „Was ist das? Kann man damit MENSCHEN TÖTEN?“ Seufz. Gibt’s hier vielleicht auch eine Axtmörder-Abteilung?
Bevor das hier ausartet, gehen wir lieber gleich mal ins „Kinderreich“. Das heißt Ausflippzone ohne böse Museumwärter etc. Ich entspanne mich mit meinem Mann in einer Art Glaskasten, in dem sich ein Riesenxylophon, ein Piano und 5 Trommeln befinden. Herrlich, diese Ruhe (wie tief sind wir gesunken…)! Leider ist kurze Zeit später Timmy verschwunden. Eigentlich kein Problem, aber was ist, wenn er das „Kinderreich“ heimlich verlassen hat? Das Deutsche Museum beherbergt „die größte naturwissenschaftlich-technische Sammlung der Welt“ mit 28000 Exponaten, so dass ich dann hinter jedem einzelnen Timmy suchen kann!!! Werde ich ihn überhaupt noch wiedererkennen, wenn ich ihn endlich gefunden habe? Leichte Panik steigt in mir auf. Mein Mann muss seinen Ruheplatz neben dem von frenetischen Zwergen malträtierten Riesenxylophon verlassen und gemeinsam mit Mario losgehen. Zum Glück taucht Timmy bestens gelaunt wieder aus irgendeiner Dunkelkammer auf.
So! Wenn ich auch hier dauernd Kinder suchen muss, machen wir eben gleich Schluss mit dem Kinderkram, ich will jetzt was Gescheites sehen, ab in die Astronomie. Mein Mann bittet mich ihm die von Hubble entdeckte Rotlichtverschiebung genauer zu erklären (je weiter entfernt von der Erde, umso größer die Rotlichtverschiebung). Hmmm. Ich lese die Erläuterungen und rüttle anmutig-weise an zwei Schiebern mit dem Lichtspektrum, anhand derer einem intelligenten Museumsbesucher anscheinend alles klar wird. Hmmm… Im Augenwinkel sehe ich Felicitas im Halbdunkel hinter einem Teleskop verschwinden. Entweder ich steigere mich da jetzt rein und ich kann Felicitas sechs Stunden lang im Museum suchen oder – verdammt, jetzt aber schnell hinterher. TJA, MÄDELS, DARUM KRIEGEN WIR AUCH NIE DEN PHYSIK-NOBELPREIS! Schon mal drüber nachgedacht?
Das interessiert Felicitas jedoch nicht die Bohne! Obwohl sie die ganze Zeit herumzappelt, ist der Besuch des Foucault`schen Pendels Pflicht – (wer’s nachmachen will: Pendel in ca. 60 Meter Höhe aufhängen, Markierungen am Boden machen, dann sieht man, wie sich der Boden unter dem Pendel aufgrund der Erdrotation weiterbewegt). Ich finde das sehr beeindruckend, noch mehr allerdings, dass keines meiner Kinder den Minizaun überwindet, um dort herumzuschwingen und damit in den Augen des Pendels für eine unerklärliche Beschleunigung der Erdbewegung zu verursachen. Keiner benutzt das fl-Wort. Ein voller Erfolg!
Ich muss zwar kritisch anmerken, dass der Besuch der „größten naturwissenschaftlich-technischen Sammlung der Welt“ nicht ausreichend ist, um meinen Kindern auch nur das geringste Anzeichen von Müdigkeit abzuringen. Aber schön war’s trotzdem.