Dienstag, 22. Juli 2014

Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein …



Von dem Projekt Badesee lasse ich ja trotz einschlägiger Erfahrungen in den letzten Jahren nicht ab! Im Gegenteil, meine Lieben! Sichtbares Zeichen meiner Unbelehrbarkeit: Ich habe beim Discounter eine wunderbare selbstentfaltende Strandmuschel (also ein kleines Zelt!) gekauft, die unsere Großfamilientreck-Ausrüstung noch um ein weiteres Detail verschönert. Das Entfalten ist wirklich kinderleicht, d.h. man wirft sie hin und schon ist das Zelt aufgestellt - das Knifflige allerdings das Wieder-Zusammenfalten. Entweder man ist Extrem-Origami-Künstler mit schwarzem Gürtel oder hat einen Handwerker (und ein youtube-Video!) im Haus, wie meinen geliebten Ehemann, der sich dann fluchend mit rotem Kopf daran zu schaffen macht („Ich kann nicht, wenn mir alle zuschauen!“ – „Doch mein Schatz, zu Hause geht es doch auch! Vergiss die anderen!“).
Meine Kinder sind erstaunlicherweise unmotiviert. Mario ist trotz der Hitze mit Wollsocken und langen Hosen bekleidet, aber mir kann er keine Krankheit vortäuschen. Er will am liebsten zu Hause sitzen und seinen Bruder quälen. Der Gequälte will am liebsten zurückquälen. Mein Mann sagt diplomatisch mit unverständlicherweise ebenfalls leicht gequälten Gesichtsausdruck, er mache das, was ich vorschlage. Felicitas ist natürlich vor Begeisterung nicht zu halten. Also überstimmt!
Unser Gepäck besteht aus 4 Badehosen, einem Badeanzug, drei großen Strandlaken, einer Kühlbox mit einer großen Wasserflasche, 5 Butter-Knäckebroten, 4 kleingeschnittenen Äpfeln, 1 Sonnenmilch, 1 Zeitung, 1 Wasserball, 2 Paar Schwimmflügeln, 2 Windeln, 1 Packung Feuchttücher. Also die Light-Version (was kann man denn noch alles mitnehmen??? Zum Beispiel haben wir das mannshohe Schwimmkrokodil zu Hause gelassen, mutigerweise auch die Wechselwäsche, und das Essen auf eine minimale Überlebensration eingedampft!). Wir fahren los! Ich bekomme von meinem Mann wie immer eine kleine liebevolle Einführung in das korrekte Festgurten von Felicitas im Kindersitz („Ich habe Dir schon 1000 Mal gesagt…“ Mir war schon 1000 Mal klar, dass ich das Gepfriemel hasse und stelle mich auch die nächsten 1000 Mal blöd, auch wenn ich dann das Gemecker ertragen muss). Los geht’s! Parkplatzsuche, hmm… irgendwie scheint der See weiter vom Parkplatz entfernt zu sein, als ich dachte … so mit Gepäck … Moment mal, was ist denn das??? Ein Beach-Volleyballfeld??? Schnell die andere Abbiegung nehmen… Zu spät, Felicitas entdeckt das Beach-Volleyballfeld und will da mitmachen: Dahin! Dahin! Ball! Ball! Mein Mann nimmt Felicitas rasch auf die Schultern, um die Volleyballer vor einem Kleinkinderansturm zu retten, und wir stapfen tapfer weiter voran. Timmy hilft immerhin beim Tragen, indem er den Wasserball hält (geschätztes Gewicht: ca. 10 Gramm). Endlich am See! Herrlich! Wir entfalten die Strandmuschel – gerade zur rechten Zeit, als die ersten Regentropfen fallen. … Diese schwarzen Wolken sehen aber gar nicht gut aus – waren die vorher auch schon da, oder habe ich die in meiner Euphorie weginterpretiert? Egal. Felicitas und Timmy stürzen sich in die Fluten. Mario begnügt sich damit, seine Turnschuhe mit den Wollsocken nasszumachen und dann mit der Schlamm-Patina in der Muschel herumzulaufen. Mein Mann schnappt sich die Zeitung. Ich betrachte sorgenvoll den Himmel. Mein Mann schlaumeiert herum: „Wollte ich Dir vorher schon sagen. ICH komme aus den Tropen und kenne mich aus mit dem Wetter (sind wir hier in den Tropen???). Es wird gleich regnen! Aber Du hörst ja sowieso nicht auf mich.“ Wie bitte? „Aber macht nichts, wenn es regnet, setzen wir uns halt in die tolle Muschel! Haha!“ Dicke Tropfen prasseln mittlerweile hernieder. Verdammt! Jetzt muss ich ihm auch noch rechtgeben! Die Strandmuschel ist zum Glück in Nullkommanichts zusammengefaltet, mein Mann kann ja besser, wenn nicht so viele Leute zuschauen, und in der Tat haben die meisten Badegäste den See schon verlassen. Wir packen alles ein, inklusive der kreischenden Felicitas, die weiter baden will. Timmy rennt fast in ein Auto, aber wir schaffen es mit drei lebenden Kindern zu unserer Familienkutsche zurück. Naja, die Bilanz: eine halbe Stunde Packen, eine halbe Stunde Anfahrt mit Parken und zum See Laufen, 15 Minuten See, und das Ganze noch mal rückwärts. Ich muss jetzt nur noch die schlammigen Handtücher waschen, die nassen Sachen aufhängen und die mittlerweile leere Kühlbox ausräumen. Herrlich! Ich freu mich schon aufs nächste Mal!