Von
dem Projekt Badesee lasse ich ja trotz einschlägiger Erfahrungen in den letzten
Jahren nicht ab! Im Gegenteil, meine Lieben! Sichtbares Zeichen meiner
Unbelehrbarkeit: Ich habe beim Discounter eine wunderbare selbstentfaltende
Strandmuschel (also ein kleines Zelt!) gekauft, die unsere
Großfamilientreck-Ausrüstung noch um ein weiteres Detail verschönert. Das
Entfalten ist wirklich kinderleicht, d.h. man wirft sie hin und schon ist das
Zelt aufgestellt - das Knifflige allerdings das Wieder-Zusammenfalten. Entweder
man ist Extrem-Origami-Künstler mit schwarzem Gürtel oder hat einen Handwerker (und
ein youtube-Video!) im Haus, wie meinen geliebten Ehemann, der sich dann
fluchend mit rotem Kopf daran zu schaffen macht („Ich kann nicht, wenn mir alle
zuschauen!“ – „Doch mein Schatz, zu Hause geht es doch auch! Vergiss die
anderen!“).
Meine
Kinder sind erstaunlicherweise unmotiviert. Mario ist trotz der Hitze mit
Wollsocken und langen Hosen bekleidet, aber mir kann er keine Krankheit
vortäuschen. Er will am liebsten zu Hause sitzen und seinen Bruder quälen. Der
Gequälte will am liebsten zurückquälen. Mein Mann sagt diplomatisch mit
unverständlicherweise ebenfalls leicht gequälten Gesichtsausdruck, er mache
das, was ich vorschlage. Felicitas ist natürlich vor Begeisterung nicht zu halten.
Also überstimmt!
Unser
Gepäck besteht aus 4 Badehosen, einem Badeanzug, drei großen Strandlaken, einer
Kühlbox mit einer großen Wasserflasche, 5 Butter-Knäckebroten, 4
kleingeschnittenen Äpfeln, 1 Sonnenmilch, 1 Zeitung, 1 Wasserball, 2 Paar
Schwimmflügeln, 2 Windeln, 1 Packung Feuchttücher. Also die Light-Version (was
kann man denn noch alles mitnehmen??? Zum Beispiel haben wir das mannshohe
Schwimmkrokodil zu Hause gelassen, mutigerweise auch die Wechselwäsche, und das
Essen auf eine minimale Überlebensration eingedampft!). Wir fahren los! Ich
bekomme von meinem Mann wie immer eine kleine liebevolle Einführung in das
korrekte Festgurten von Felicitas im Kindersitz („Ich habe Dir schon 1000 Mal
gesagt…“ Mir war schon 1000 Mal klar, dass ich das Gepfriemel hasse und stelle
mich auch die nächsten 1000 Mal blöd, auch wenn ich dann das Gemecker ertragen
muss). Los geht’s! Parkplatzsuche, hmm… irgendwie scheint der See weiter vom
Parkplatz entfernt zu sein, als ich dachte … so mit Gepäck … Moment mal, was
ist denn das??? Ein Beach-Volleyballfeld??? Schnell die andere Abbiegung
nehmen… Zu spät, Felicitas entdeckt das Beach-Volleyballfeld und will da mitmachen:
Dahin! Dahin! Ball! Ball! Mein Mann nimmt Felicitas rasch auf die Schultern, um die
Volleyballer vor einem Kleinkinderansturm zu retten, und wir stapfen tapfer
weiter voran. Timmy hilft immerhin beim Tragen, indem er den Wasserball hält
(geschätztes Gewicht: ca. 10 Gramm). Endlich am See! Herrlich! Wir entfalten
die Strandmuschel – gerade zur rechten Zeit, als die ersten Regentropfen
fallen. … Diese schwarzen Wolken sehen aber gar nicht gut aus – waren die
vorher auch schon da, oder habe ich die in meiner Euphorie weginterpretiert? Egal. Felicitas und Timmy stürzen sich in die Fluten. Mario begnügt sich damit, seine
Turnschuhe mit den Wollsocken nasszumachen und dann mit der Schlamm-Patina in
der Muschel herumzulaufen. Mein Mann schnappt sich die Zeitung. Ich betrachte sorgenvoll
den Himmel. Mein Mann schlaumeiert herum: „Wollte ich Dir vorher schon sagen.
ICH komme aus den Tropen und kenne mich aus mit dem Wetter (sind wir hier in
den Tropen???). Es wird gleich regnen! Aber Du hörst ja sowieso nicht auf
mich.“ Wie bitte? „Aber macht nichts, wenn es regnet, setzen wir uns halt in
die tolle Muschel! Haha!“ Dicke Tropfen prasseln mittlerweile hernieder.
Verdammt! Jetzt muss ich ihm auch noch rechtgeben! Die Strandmuschel ist zum
Glück in Nullkommanichts zusammengefaltet, mein Mann kann ja besser, wenn nicht
so viele Leute zuschauen, und in der Tat haben die meisten Badegäste den See
schon verlassen. Wir packen alles ein, inklusive der kreischenden Felicitas, die
weiter baden will. Timmy rennt fast in ein Auto, aber wir schaffen es mit drei
lebenden Kindern zu unserer Familienkutsche zurück. Naja, die Bilanz: eine
halbe Stunde Packen, eine halbe Stunde Anfahrt mit Parken und zum See Laufen, 15
Minuten See, und das Ganze noch mal rückwärts. Ich muss jetzt nur noch die schlammigen
Handtücher waschen, die nassen Sachen aufhängen und die mittlerweile leere
Kühlbox ausräumen. Herrlich! Ich freu mich schon aufs nächste Mal!