Donnerstag, 31. Juli 2014

Die Sportskanone



Ich habe mich entschlossen, mit dem Joggen anzufangen. Zum gefühlt 100. Mal. Problem: Es gefällt mir eigentlich gut, aber mir ist auch schnell langweilig. Und damit das endlich klappt, habe ich mir den Luxus eines Personal Trainers gegönnt! Um genau zu sein, habe ich sogar zwei, die ein komplettierendes Konzept verfolgen. (Trainer 3 ist eher für Extrem-Climbing zuständig, das mach ich dann später.)
Zunächst wurde mal mein Fitness-Stand abgecheckt. „Mama, warum rennst Du eigentlich so langsam?“ „Das mache ich extra so. Um meine Kräfte einzuteilen“, antworte ich überzeugt. (Und das seltsame Röcheln kommt wahrscheinlich von einem alten Bus, der gerade vorbeifährt!) „Mama, kannst Du das?“ (Salto in der Luft und anschließendes Auf-dem-Boden-Wälzen). „Äh… vielleicht können wir erst mal laufen?“ Fitness-Trainer sieht bedauernd, tja-hexen-kann-ich-auch-nicht-mäßig auf die zu trainierende Fleischmasse. „Na, okay. Ich laufe mit Dir, wenn Du willst.“ Ja wunderbar!
Zunächst trainierte ich – wegen des ständigen Disziplin-Wechsels zu Kick-Boxen – nur mit einem Partner. Ich wurde sehr professionell und kurzweilig angehalten, zum Waldrand zu rennen, dort bekam ich eine Pause verordnet und musste sogenannte Gymnastikübungen vollführen. „Nimm diese Blume, halte sie ganz hoch und schreie so laut Du kannst!“, dann einen Eislaufprinzessinnen-Drehsprung, anschließend Yoga-artige Verknotungsübungen, nachher noch ein langer meditativer Blick in den Froschteich. Die Übung: „Jetzt fünf Kaulquappen einfangen“ verweigerte ich (ich dachte, die gibt’s nur im Frühling, aber diese ekligen mega-spermium-artigen Tierchen, die ich ganz sicher nicht anfassen werde, sind vielleicht tatsächlich Froschnachwuchs), im „unsichtbare Kaninchen-Fangen“ war ich aber wider Erwarten ganz gut. Triumphierend beobachtete ich, dass man vom anfänglichen 100-Meter-Sprint immer wieder zu Pausen überging. Aha! Da geht uns ja die Luft aus!!!! Haha! Lektion rübergebracht, gell! Man muss sich die Kräfte eben EINTEILEN! So wie ich!
Allerdings musste ich dann feststellen, dass dies aus reiner Langeweile stattfand. Denn als ich auf das flehende Bitten und steinerweichende Versprechungen, man würde das Hauen WIRKLICH sein lassen, einging, zeigten mir die beiden Trainer, was eine Harke ist. Also, sie flitzten nicht nur los wie die Wahnsinnigen, sondern das war erst der Anfang! Da sie der Ansicht waren, die vor sich hin keuchende Seniorin käme jetzt langsam ohne ständige Überwachung auf ihre Vitalfunktionen zurecht, machten sie Wettrennen, dass die Schwarte krachte, und rannten zurück, um mich wieder abzuholen. Die Strecke „bis zum Waldrand“ wurde als zu anfängerhaft abgelehnt, das heißt, ich musste noch ne Extrarunde drehen. Ich war sehr stolz, dass ich die vierzig Minuten (mit Pause... wie war das noch mit dem Kräfte Einteilen???) durchhielt und bekam von Trainer 1 eine Bronze-Medaille. Danach musste ich kurz unters Sauerstoffzelt. Meine beiden Trainer waren natürlich frisch wie der junge Morgen, waren aber vor ihren nächsten Kick-Box-Einheiten immerhin 5 Minuten mit Medaillenbasteln und -verleihen beschäftigt. Die Illusion, dass sie aufgrund irgendeiner wie auch immer gearteten Tätigkeit dazu gebracht werden können, früher schlafen zu gehen, habe ich bereits vor langer Zeit begraben, aber hey, wenn wir 10 Kilometer schaffen, sind wir doch schon bei ca. 15 Minuten Basteln!!! …. Man wird ja noch träumen dürfen, oder?