Früher hat man sich ja viele Gedanken gemacht: Form und Material der
Möbel, Feng-Shui-Ausrichtung, dass das gute Karma nicht den
Toilettendeckel schrammt und sich in die falsche Richtung verirrt,
Magnetfelder und Wasseradern, die den empfindlichen Schlaf des
Kinderlosen stören könnten, psychologische Auswirkung der
Farbkompositionen etc. pp.
Mit Kindern verändern sich die
Wunschvorstellungen ein wenig. Kurz zusammenfasst: Ideal wäre eine
schallisolierte Großraum-Gummizelle. Die optimale Farbgestaltung bewegt
sich changierend zwischen Sand – Popel – Schoko mit unterschiedlich
großen roten, gelben, grünen und blauen Punkten, um sämtliche
Eventualitäten abzufedern. Schwebeschränke fahren die kostenbare Habe
von Mama und Papa in unerreichbare Höhen. Ein besonders hübsches Detail
ist der Wisch- und Staubsaugroboter, der automatisch hinter jedem Kind
herfährt, und der kleine Schaufelbagger, der, wie der Hersteller stolz
verspricht, stündlich bis zu 150 kg Spielsachen zusammenkehrt und in
eine große garagenähnliche Box schiebt. Pünktlich um 20 Uhr springt die
Programmierung um, und der Bagger fährt seine große Spezialzange aus, um
die lieben Kleinen sanft, aber unerbittlich ins Bad zu bugsieren. Über
einen Lautsprecher hören sie die Ansage, gesprochen von Mama: „Jetzt
aber sofort Zähneputzen! Und beim Pieseln bitte hinsetzen!“ (während
Mama entspannt in ihrem GEHEIMZIMMER einen Liebesfilm mit dem frühen
Antonio Banderas betrachtet). Besonders goldiges Detail: Der Fußboden
des Bades ist mit Fliesen ausgestattet, auf denen täuschend echt das
Muster von Socken, Unterhosen und Haaren nachgebildet ist. Sollten
allerdings die Originale oder gar wässrige Strukturen in Zusammenhang
mit der Toilette den Boden berühren, geht sofort ein gellender Alarm
los: „Mario, Timmy, Felicitas, wenn Ihr die Sauerei nicht sofort beseitigt,
habt Ihr Fernsehverbot FÜR IMMER!“ Direkt nach dem computergesteuerten
Scannen der Zähne auf Plaque-Reste gibt es nur noch eine Richtung: in
die Schlafbox, aus der es kein Entkommen gibt! Nach Wahl dürfen die
Kinder noch ein Mathematik- oder Deutsch-Lernhörbuch genießen.
Ach,
habe ich den Essplatz schon erwähnt? Der Kühlschrank ist fest
verriegelt und nur per Fingerabdruck von Mama oder Papa zu öffnen.
Ansonsten steht das ernährungsphysiologisch perfekte Mahl für jeden
bereit: Dreckige Nudeln mit Kotze (Dinkelnudeln mit Gemüsebolognese) zum
Beispiel!!! Du meckerst? Dann wähle bitte per Auswahlbutton das
Alternativmenü: „Das heutige Alternativmenü ist GAR NICHTS. Vielen Dank
für Ihren Besuch! Wir freuen uns, Sie morgen wieder in unserem
Restaurant begrüßen zu dürfen. Bitte begeben Sie sich jetzt direkt zur
Zahnputz-Station!“ Aber das Tollste kommt ja erst noch! Das
Klamottenmanagement-System. Da dies mit den heutigen technischen Mitteln
leider noch nicht automatisch möglich ist, bekommen hierzu Mütter mit
mehreren Kindern jeweils einen kinderlosen Karriere-Abgeordneten
zugeteilt, der dies turnusmäßig eine Woche lang erledigen muss. Also
jeden Tag drei Unterhöschen wechseln (Heeeyyy, die stinkt ja noch gar
nicht so arg!), drei Paar Socken (Bei Felicitas bitte dreißig Wiederholungen
einplanen, da sie sie immer wieder auszieht), drei Hosen wechseln (wo
ist nochmal die eine von zwanzig Hose, die noch keine Löcher hat? Bitte
sehen Sie die fünf Wäschekörbe, die Sie noch nicht einsortiert haben
durch – ach ja, auf dem Bettlaken ist ein bisschen Pipi, gleich abziehen
und mitnehmen), drei T-Shirts („Heute gab es Tomatensoße“), alle
waschen, aufhängen, abhängen, einräumen, nicht mehr passende
aussortieren, Winter- gegen Sommerklamotten austauschen, in den Keller
bringen etc. pp. – ja, da bluten die Schreibtisch-Fingerchen, gell. Aber
zum Weinen geht der Kandidat ja dann in den Wäscheraum, wo er die
Spezialflecken mit Gallseife traktiert. Dort liegt auch ein IKEA-Heft
aus, in dem ein weißes, angeblich kinderkompatibles Sofa angepriesen
wird, das es mit einem unglaublich praktischen waschbaren Überzug
ausgerüstet ist. Und Freundchen, wenn Du nicht brav weiterwäscht, dann
kaufen wir uns das auch noch!